Zwei Dänen, zwei Länder – ein Ziel: Jütlandkorridor braucht starken Schienenverkehr

Seit Dezember gibt es keinen direkten Zug von Hamburg über Schleswig nach Aarhus. Stattdessen fährt der Zug über Schleswig und Kolding nach Kopenhagen. Dänemarks Verkehrsminister Thomas Danielsen und sein schleswig-holsteinischer Amtskollege Claus Ruhe Madsen setzen sich unter anderem deshalb dafür ein, den grenzüberschreitenden Schienenverkehr auf der Jütlandroute zu stärken.

„Nach Fertigstellung der Fehmarnbeltquerung werden alle Fernverkehrsverbindungen zwischen Hamburg und Kopenhagen auf diese Verbindung verlegt. „Es müssen rechtzeitig Weichen gestellt werden, damit auch nach Fertigstellung des Belttunnels weiterhin Fernzüge zwischen Hamburg und Kopenhagen auf der Jütlandroute verkehren“, sagte Madsen heute bei der diesjährigen Sitzung der deutsch-dänischen Verkehrskommission in Glücksburg bei Flensburg.

„Ich bin mir mit meinem Kollegen Danielsen einig, dass wir nach Fertigstellung des Belttunnels zwischen Hamburg und Aarhus gute und vor allem direkte Verbindungen benötigen“, sagte Madsen. Eine entsprechende „Gipfelerklärung“ sei im vergangenen Jahr bereits mit der Region Süddänemark vereinbart worden und er sei froh, dass sich auch das Transportministerium diesen Zielen anschließe. Madsen erinnerte aber auch daran, dass der Schienenfernverkehr in Deutschland eigenwirtschaftlich organisiert sei und die Landespolitik nur wenig Einfluss darauf habe.

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Hintergrund: Seit Dezember letzten Jahres verkehren die bisherigen beiden Euro-City-Zugpaare ab Hamburg aus technischen Gründen statt nach Aarhus nach Kopenhagen. Die Züge Hamburg-Kopenhagen fahren dafür im durchgehenden Zwei-Stunden-Takt. Zusätzlich verkehrt ein von Schleswig-Holstein mitfinanzierter Zug alle zwei Stunden zwischen Flensburg und Fredericia mit Anschlüssen von und nach Hamburg sowie von und nach Aarhus.

Verkehrsminister Danielsen machte deutlich, dass gute Verbindungen im Jütlandkorridor sowohl aus Klima- als auch aus Mobilitätsgründen für alle Seiten von Vorteil seien. Laut Madsen und seinem dänischen Amtskollegen seien sich allerdings alle Beteiligten bewusst, dass eine schnelle Zugverbindung im Jütland-Korridor erst dann realistisch sei, wenn die geplanten Investitionen in neue Signalanlagen und die Elektrifizierung auf dänischer Seite abgeschlossen seien. „Hier sind wir auf einem guten Weg und wollen nach derzeitigem Planungsstand 2027 fertig sein“, sagte Danielsen. Beide Länder werden sowohl bei der dänischen Staatsbahn (DSB) als auch bei der Deutschen Bahn (DB) darauf hinwirken, schnelle Verbindungen im Jütland-Korridor auch nach Inbetriebnahme des Fehmarnbelttunnels zu realisieren.

Die deutsch-dänische Verkehrskommission bei ihrer heutigen Tagung im Strandhotel von Glücksburg

Mit Blick auf den Einsatz von deutschen Regionalzügen in Dänemark, auf den sich vergangenes Jahr beide Länder mit Zustimmung der Parlamente geeinigt hatten, zeigte Madsen sich zuversichtlich, zum Jahreswechsel ein Ausschreibungsergebnis für die Verkehrsleistung zu haben. Für die Durchbindung über Flensburg nach Tinglev müssen die neuen Züge des Herstellers Alstom mit einer so genannten Dänemark-Option ausgestattet werden. Dabei geht es um zwei komplette Zuggarnituren sowie die Ausrüstung von 21 weiteren Zügen für den grenzüberschreitenden Verkehr. Die Züge brauchen einen Trafo, der die unterschiedlichen Spannungen in beiden Ländern verarbeiten kann, und ein anderes Sicherheitssystem. 

Das entsprechende Vergabeverfahren für die Verkehrsleistungen soll laut Madsen in den kommenden Wochen starten. Aktuell werde die vertragliche Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern abgestimmt. Der Betriebsstart ist für Ende 2027 geplant.

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