Minister Madsen begeistert über Wahlstedter Wachstums-Storys

Da musste selbst Wirtschaftsminister Madsen anerkennend schmunzeln: «Hier sehen Sie die zweitschnellste Anlage dieser Art in Europa. Die Schnellste steht in unserer Halle nebenan.» So einfach hatte ihm „pelzGROUP“-Chef Nikolas P. Bastian erklärt, warum das Wahlstedter Unternehmen allein schon aufgrund seiner Ausrüstung Marktführer in Europa ist. Dabei ist der mittelständische Spezialist für Hygiene-Produkte und Vliesen mit seinen rund 800 Beschäftigten längst nicht der einzige wirtschaftliche Leuchtturm in der Stadt am Rande des Segeberger Forsts. Davon durfte sich Madsen auf Einladung der Lübecker IHK und der Arbeitsgemeinschaft Industrie und Handel e.V. (AIH) in der letzten Woche überzeugen. Aktuell verfügt der wachsende Standort über rund 2.000 Industriearbeitsplätze.

Auch IHK-Chef Lars Schöning stellte bei der Betriebstour mit dem Minister die Leistungsfähigkeit der Industrieunternehmen heraus: «Wahlstedt ist ein sehr wichtiger Standort für Schleswig-Holstein, mit einem ausgewogenen Mix an innovativen mittelständischen Industriebetrieben. Sie haben beispiellose Wachstums-Stories geschrieben und schreiben sie immer noch», so Schöning. Und fügte augenzwinkernd hinzu: «Die Einladung des Ministers ist schon deshalb wichtig, weil die Wahlstedter Unternehmen nicht dadurch auffallen, dass sie laufend Fördermittelbescheide der Landesregierung. Sie investieren aus eigenen Mitteln in Anlagen und Produktion.»

Angefangen hatte der Aufstieg Wahlstedts nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Bis 1945 gab es dort ein Marinearsenal zur Produktion und Lagerung von Munition. Zusammen mit IHK-Vize Jochen Brüggen besuchten Schöning und Madsen jetzt drei Unternehmen, die seit dem Wiederaufbau am Standort sind. 1948 siedelte Willy Pelz sein Werk zur Herstellung von Watteprodukten an. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Unternehmen dann zu einem der führenden Hersteller von Hygiene-Produkten in Europa. Zudem hat sich die pelzGROUP auf Haushalts-, Industrie- und Verpackungsfolien sowie Vliesstoffe für Medizin, Hygiene und Filtration spezialisiert.

«Wir sind sehr breit aufgestellt und haben daher einen großen Vorteil im Vergleich zu unseren Wettbewerbern», sagt Geschäftsführer Bastian. Schon bald wolle das Unternehmen die Produktion von Vliesen für den Zigarettenersatz Snus ausweiten, vor allem in den USA sei die Nachfrage groß.

Madsen (mit Scherben in der Hand) beim Verpackungs-Produzenten Ardagh – rechts Werkleiter Hans Teutsch

Schon ein Jahr vor Pelz war an der Industriestraße eine Glasfabrik entstanden, die heute zur international tätigen Ardagh Group gehört. Ein weltweit führender Anbieter für Verpackungen in den Bereichen Metall, Glas und Technologien. Das Werk in Wahlstedt gehört zur deutschen Ardagh Glass GmbH und beschäftigt rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Täglich verlassen rund 1,5 Millionen Glasbehälter die Fabrik, sagte Werkleiter Hans Teutsch. Die Produktion von Gläsern und Flaschen für den Einsatz in der Lebensmittel- und Getränkebranche, aber auch in der pharmazeutischen Industrie sei allerdings sehr energieintensiv. Teutsch beklagt daher die Energieengpässe nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und forderte Preissenkungen und Versorgungssicherheit, um weiter am Standort produzieren zu können.

Auch die Lichtenheldt GmbH hat sich 1948 in Wahlstedt angesiedelt. Das Unternehmen blickte bereits auf eine 200-jährige Geschichte in Thüringen zurück. Vor 40 Jahren übernahm der Norderstedter Hans-Joachim Eisele das Familienunternehmen. Heute führt seine Tochter Andrea Schulz-Ayecke gemeinsam mit Armin Jentsch die Geschäfte. Lichtenheldt entwickelt und produziert pharmazeutische Produkte. Zudem füllen die Wahlstedter Produkte für ihre Auftraggeber ab und übernehmen den Versand. Was Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen besonders erfreute: Das Unternehmen wächst und investiert in den kommenden Jahren mehr als 15 Millionen Euro in moderne Produktionsanlagen und -räumlichkeiten, um weiterhin am Standort attraktiv produzieren zu können. Es beschäftigt zurzeit mehr als 250 motivierte Frauen und Männer – Tendenz steigend, bis zu 50 neue Stellen sind in Planung.

In den Gesprächen bei allen drei Betrieben wurde deutlich, dass die Transformation hin zur Klimaneutralität ein wichtiges Thema auch für den Mittelstand in Wahlstedt ist. Aber – so die Gastgeber – die aktuellen regulatorischen Belastungen behinderten die Transformation an vielen Stellen und erschwerten Investitionen. Die Politik müsse daher konsequent neue Belastungsgesetze stoppen und überflüssige Regulierungen streichen, fordern die AIH-Mitglieder und IHK-Vertreter. Das gelte auch für die Regelungen innerhalb der Europäischen Union.

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