
Zwei Männer – ein Gedanke: Ginge es nach IfW-Präsident Moritz Schularick und Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen, dann würden beide lieber heute als morgen den Staat entfesseln. Oder etwas milder ausgedrückt: vom Dickicht an Bürokratie befreien. Denn, so der neue Chef des „Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW): «Deutschland leidet unter einer Prüf-Mentalität, in der alles, was nicht explizit erlaubt ist, verboten ist.» Und auch Madsen konnte beim heutigen ersten Treffen mit dem Top-Ökonomen eine ganze Batterie an Vorschriften auflisten, die insbesondere den Mittelstand immer stärker in Nachweis- und Dokumentationspflichten einmauern. Aktuell bereitet Madsen dagegen eine Bundesratsinitiative vor, um zumindest Schlimmeres zu verhindern.
Um beim Thema Bürokratieabbau im Dialog zu bleiben, vereinbarten Schularick und Madsen einen regelmäßigen Austausch – zudem möchte der Minister Mitglied des Ifw-Netzwerks „nordwärts“ werden.
Schularick ist nicht nur als Finanzmarkt-Experte international renommiert, er hatte während der Corona-Pandemie das Buch „Der entzauberte Staat“ veröffentlicht, in dem er der Regierung und der Bürokratie ein zu zögerliches und risikoarmes Handeln attestiert. Damit sei Deutschland auch schlecht gewappnet für Großherausforderungen wie etwa den Klimawandel. «Wir diskutieren zu rückwärtsgewandt über das, was wir hatten und gern behalten möchten statt über das, was wir wirklich brauchen«, sagte Schularick auch im Gespräch mit Madsen.
Einig waren sich beide in noch einem weiteren Punkt: Genau JETZT sei angesichts eines hohen Beschäftigungsstandes und eines robusten Arbeitsmarktes der richtige Moment, den notwendigen Strukturwandel in Deutschland zu stemmen. Madsen: «Insbesondere für den ökologischen Umbau braucht es einen risikofreudigen und steuernden Staat.»