Madsen besiegelt 900-Millionen-Invest in neue Elektrozüge für den echten Norden

Ab Dezember 2027 rollen auf den Bahnlinien Kiel/Flensburg-Hamburg und Wrist/Elmshorn-Hamburg neue Elektrotriebzüge. Das Land hat 42 Elektrozüge für die Bahnnetze Mitte und Süd-West beim französischen Hersteller Alstom bestellt.

Heute Vormittag wurde der 900-Millionen-Vertrag im Büro von Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen in Anwesenheit von Müslüm Yakisan  – dem Alstom-Präsidenten für Deutschland, Österreich und die Schweiz – unterschrieben.  «Das Bahnnetz deckt ein Drittel des gesamten Schienenverkehrs im echten Norden ab, auf diesen Bahnlinien sind die meisten Menschen unterwegs», sagte Madsen.

Den Zuschlag für den Auftrag hat der Bahnhersteller bereits Mitte Juli erhalten. Alstom soll die Elektrozüge nicht nur liefern, sondern auch warten. Im Netz Mitte sollen die Züge von Hamburg bis ins dänische Tinglev fahren. Der dänische Finanzausschuss hat einer entsprechenden Kostenbeteiligung zugestimmt. Welcher Bahnanbieter die neuen Elektrozüge in den beiden Netzen nutzen wird, steht aber noch nicht fest. Heute fahren auf den Bahnlinien RE7, RE70, RB61 und RB71 in den beiden Netzen die Bahnunternehmen DB Regio und nordbahn. Deren Verkehrsverträge laufen zum Dezember 2027 aus. Derzeit sucht die Nahverkehrsgesellschaft (NAH.SH) Nachfolger. Ab dem zweiten Quartal 2024 soll die Vergabe erfolgen.

Madsen sagte zu dem neuen Angebot weiter – Video starten:

„Wir freuen uns darauf, NAH.SH beim Ausbau und der Modernisierung des Mobilitätsangebots zu unterstützen. Damit leisten wir auch einen wichtigen Beitrag für den Bahnverkehr in Schleswig-Holstein“, sagte Yakisan. „Unsere neuen Züge punkten mit der bestmöglichen Kombination von Kapazität, Komfort und Energieeffizienz. Die Fahrgäste können sich auf top moderne und zuverlässige Züge freuen.“

NAH.SH-Chef Arne Beck sagte: „Wir haben hier wie schon bei den Akkuzügen wieder die Herstellung und die Instandhaltung zusammen vergeben, um die Qualität der Züge für die Fahrgäste langfristig zu verbessern. Denn der Hersteller trägt damit für 30 Jahre die Verantwortung für die Zugqualität. Mit Alstom hat das Land einen Partner gefunden, der diese Anforderungen klar erfüllt und mit dem die Fahrgastzahlen in Schleswig-Holstein wachsen können.“

Die neuen Triebwagen vom Typ Coradia Stream High Quality im Überblick:

  • vierteilige elektrische Triebzüge mit zwei doppelstöckigen und zwei einstöckigen Wagen
  • mehr Sitzplätze: 360 bzw. 390 Sitzplätze (vorher 350 bzw. 259/320 Sitzplätze)
  • Triebwagen durch einstöckige Bereiche barrierefrei
  • 2 Rollstuhlplätze außerhalb der Mehrzweckbereiche und im einstöckigen Bereich direkt am barrierefreien WC
  • an allen Einstiegen ebenerdiger Einstieg von 76 cm möglich, bei entsprechenden Bahnsteigen
  • mehr als 40 Sitzplätze mit größerem Sitzabstand für Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität
  • in jedem Wagen stufenlose Mehrzweckbereiche für die Mitnahme von Kinderwagen, bis zu 24 Fahrrädern und großen Gepäckstücken
  • keine schmalen Gänge und Türen sondern offene Durchgänge in den – dadurch ein verbes-sertes Raumgefühl und ein besseres subjektives Sicherheitsgefühl vieler Fahrgäst (Technik wurde auf das Dach verlegt)
  • Klimaanlage mit antibakteriellen und antiviralen Filtern
  • große Displays für eine verbesserte Fahrgastinformation wie z. B. Anschlussverbindungen am nächsten Halt oder eine Übersicht der nächsten Haltepunkte
  • Reservierungssystem und Auslastungsanzeigen, damit Reisende bereits an Displays auf dem Bahnsteig erkennen können, in welchem Bereich noch freie Plätze vorhanden sind
  • Ausstattung mit WLAN sowie ein verbesserter Mobilfunkempfang für die Fahrgäste
  • Platz für mindestens 40 große Gepäckstücke je Zug und Gepäckregale in jedem Oberge-schoss in den Fahrzeugen im Teilnetz Mitte
  • Platz für 24 große Gepäckstücke je Fahrzeug in den Fahrzeugen im Teilnetz Süd-West
  • Die Dänemarktauglichkeit wird dadurch erreicht, dass sowohl 15 kV (DE) als auch 2 5kV (DK) abgenommen werden können (Teilnetz Mitte).

Der Hintergrund zum Verfahren:

Das gesamte Vergabeverfahren für das Netz Mitte/Süd-West staffelt sich in drei getrennte Vergaben: Mit Alstom wurde nun ein Unternehmen beauftragt, das die Triebzüge liefert und wartet. Gegenwärtig sucht die NAH.SH im Auftrag des Landes den sogenannten „Fahrzeugvorhalter“, der die neuen Züge übernehmen soll und sie dann den Verkehrsunternehmen in den Bahnnetzen Mitte und Süd-West zur Verfügung stellt. Ab dem zweiten Quartal 2024 startet die Vergabe des eigentlichen Eisenbahn-Betriebs.

Ein Gedanke zu „Madsen besiegelt 900-Millionen-Invest in neue Elektrozüge für den echten Norden“

  1. Na, dann sind ja alle Voraussetzungen erfüllt, daß es zu einem Chaos kommt, einer liefert die Züge, ein anderer soll sie instand halten und ein dritter wird das Personal stellen, daß dann die Züge fährt. Geht etwas schief, geht das „Schwarze-Peter-Spiel“ los: Der Hersteller ist schuld, nein, Ihr habt bei der Instandhaltung gepfuscht, nein, die Lokführer haben die Züge fehlbedient… Leidtragende sind die Fahrgäste. Auch klasse: Gibt es ein Serienproblem bei den Fahrzeugen, kann man nicht die Züge aus anderen Netzen nehmen, die sind vertraglich anders gebunden, die Lokführer weder auf diesen Fahrzeugen geschult noch haben die anderen Streckenkunde. Barrierefreiheit? Wenn viele Bahnsteige, z.B. in Glückstadt, teilweise in Elmshorn nur 55cm hoch sind, die Züge aber auf 76cm ausgelegt sind. Dann darf der Lokführer wie schon jetzt, seinen Führerstand verlassen, nach hinten latschen, die Rampe für den Rolli auslegen und alles wieder retour. Das gibt Verspätung, auch für die Folgezüge. Die RB 61 ist ja auch bis Heide geplant, aber da ist auch Null-Fortschritt in Sachen Elektrifizierung. Diese Ausschreibungen sind Mist, sie sind Schuld daran, daß man nicht flexibel Fahrzeuge und Personale tauschen kann. Wenn die Züge gestellt wird, geht es nur um die Zugpersonale, also welcher Anbieter mit am wenigsten, möglichst schlecht bezahltem Personal auskommt. Und sich dann über Personalmangel und Zugausfälle wundern.

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