Mit Spannung erwartet: Der Anfang vom Ende der Dieselloks auf der Marschbahn

Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Westerland soll zur klimaneutralen Verkehrsachse der Westküste werden. Züge sollen dort ab Anfang der 2030er-Jahre statt mit Diesel elektrisch unter Oberleitung fahren. Dafür hat das Land heute die Weichen gestellt.

Heute noch per Dieselantrieb unterwegs: Der Verkehr nach Sylt/Westerland auf dem Hindenburgdamm,

Aktuell ist die sogenannte Marschbahnstrecke zwischen Hamburg und Sylt auf einer Länge von 173 Kilometer zwischen Itzehoe und Westerland nicht elektrifiziert. Und gehört damit bundesweit zu einer der letzten vielbefahrenen Strecken ohne Oberleitung. Damit sich das in sieben bis acht Jahren ändert, hat das das Land Schleswig-Holstein nun eine Ausschreibung für die Planungsleistungen zur Elektrifizierung der Strecke veröffentlicht. Mit der Ausschreibung werden sogenannte Generalplaner gesucht. Das sind Ingenieurbüros, die die technische Planung aller Fachrichtungen übernehmen und beispielsweise auch Umwelt-Planungsleistungen aus einer Hand anbieten. Für das Projekt geht das Land zunächst mit rund 20 Millionen Euro in Vorleistung.

«Die Marschbahnstrecke wird mit diesem umfangreichen Ausbauvorhaben fit für die Zukunft gemacht: Damit werden die Züge künftig nicht nur umweltfreundlicher und sparen jährlich 15 Millionen Liter Diesel ein. Nach Abschluss aller Arbeiten wird auch der Betriebsablauf zuverlässiger und die Züge damit auch pünktlicher», sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen in Kiel. Die Elektrifizierung per Oberleitung sei unbedingt notwendig. Dass das Land hier in erhebliche finanzielle Vorleistung gehe, sei ein deutliches Zeichen für die Verkehrswende an der Westküste. Madsen: «Damit wird auch ein bisheriger Standortnachteil für die Wirtschaft beseitigt.»

Die in der Ausschreibung gesuchten Ingenieurbüros sollen nicht nur die Elektrifizierung des 173 Kilometer langen Streckenabschnitts zwischen Itzehoe und Westerland planen. Nicht zuletzt für einen stabilen Betrieb in der Bauphase soll auch die 26 Kilometer lange, wichtige Umleiterstrecke Jübek – Husum mit Oberleitung ausgestattet werden. Zudem wird untersucht, ob weitere Infrastrukturverbesserungen zusammen mit der Elektrifizierung umgesetzt werden können: Neue Weichenverbindungen, Geschwindigkeitserhöhungen, Maßnahmen an Bahnhöfen und Haltepunkten und auch der Ausbau von Abstellkapazitäten verbessern die Robustheit des Netzes und ermöglichen im Landesweiten Nahverkehrsplan (LNVP) vorgesehene Angebotsverbesserungen. Außerdem wird geprüft, ob und wie die Erneuerung der Leit- und Sicherungstechnik nach neuestem europäischem Standard umgesetzt werden kann. All diese Vorhaben, die über die Elektrifizierung der Strecke hinausgehen, können jedoch nur umgesetzt werden, wenn sie sich sinnvoll in die Planung und den Bau integrieren lassen und die Finanzierung sichergestellt ist.

Der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (NAH.SH) hat die Ausschreibungsunterlagen erstellt und verfolgt mit der Inhaberin der Streckeninfrastruktur, DB Netz, den Ausbau. Die ersten Phasen der Planung werden durch die NAH.SH beauftragt. Im weiteren Verlauf geht das Projekt an die DB Netz über, die dann auch den Bau der Oberleitung verantworten wird. Die Planungsbüros, die durch die Ausschreibung des Landes gebunden werden, begleiten das Projekt nach Möglichkeit aber über alle Leistungsphasen von der Grundlagenermittlung bis zur Ausschreibung der Bauleistungen. Beim Projektübergang an die DB Netz muss also nicht, wie bei anderen Großprojekten teilweise üblich, ein neuer Planungsdienstleister gefunden werden, was viel Zeit sparen soll.

Mit der europaweiten Ausschreibung der Planungsleistungen zur Marschbahnelektrifizierung startet die NAH.SH ein Verhandlungsverfahren, das für die in drei Lose aufgeteilte Strecke den besten Planungs-Anbieter sucht. NAH.SH-Geschäftsführer Dr. Arne Beck: «Durch die Elektrifizierung wird der Verkehr auf der Schiene im echten Norden noch klimafreundlicher. Ein wichtiges Ziel ist aber auch, mehr Betriebsstabilität und damit spürbar mehr Verlässlichkeit für die Fahrgäste auf der Marschbahn zu erzeugen. Mit den geplanten Maßnahmen wollen wir da einen großen Schritt nach vorn gehen.»

Die Vorteile der Elektrifizierung auf einen Blick:

Die Marschbahn nimmt als nicht elektrifizierte, aber stark befahrene Bahnstrecke deutschlandweit eine Sonderrolle ein. Züge aus dem Rest des Bundesgebietes müssen derzeit in Itzehoe von E-Lok auf Diesellok umgekuppelt werden, was betrieblich nachteilig ist und zudem auch Zeitverluste und Mehrkosten mit sich bringt. Die vollständige Elektrifizierung soll diesen Sonderzustand beseitigen und außerdem noch folgende Vorteile mitbringen:

  • höhere Betriebsqualität auf der gesamten Marschbahnstrecke durch leistungsfähigere E-Lok, die eine geringere Anfälligkeit für Ausfälle zeigen und leichter zu warten sind,
  • klimaneutraler und CO2-freier Nah- und Fernverkehr durch lokal produzierten Windstrom,
  • Möglichkeit der ICE-Anbindung,
  • umsteigefreie, zuverlässige und schnellere Verbindungen für Pendler*innen und zu Schleswig-Holsteins touristischen Premium-Destinationen an der Westküste,
  • Kosteneinsparungen im Betrieb von ca. 8 Millionen Euro pro Jahr.

2 Kommentare zu „Mit Spannung erwartet: Der Anfang vom Ende der Dieselloks auf der Marschbahn“

  1. Das wurde auch langsam Zeit, über ein Jahr Verspätung hat das Projekt schon. Gut, daß man gleich daran denkt, auch ETCS Level 2 planen zu lassen, so hat man eine TEN- Ausweichstrecke (Niebüll – Tondern soll ja ohnehin ETCS bekommen), für den Ausbau gibt es ja auch EU-Gelder.

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