Land bleibt bei Bäderbahn-Entscheidung Ab 2029 Verkehre nur noch auf neuer Trasse

Die Gemeinde Timmendorfer Strand und die Hansestadt Lübeck kämpfen um den Erhalt der Bäderbahn. Land und Bahn halten aber an ihrer Entscheidung fest, ab 2029 – nach Fertigstellung des Fehmarnbelttunnels – keine Verkehre mehr auf der Strecke zu bestellen.

Bahnhof Timmendorfer Strand vor zehn Jahren: Schleswig-Holsteins damaliger Ministerpräsident Torsten Albig besuchte im Zuge des Raumordungsverfahrens mit Bahn-Chef Grube den Bäderort. Ein Jahr später wurde – mit Zustimmung der Gemeinde – das Aus der Bäderbahn zugunnsten der Neubautrasse an der A 1 beschlossen.

Die geplante Stilllegung der Strecke zwischen Lübeck und Neustadt im Kreis Ostholstein würde die Planung der Schienenanbindung zum Ostseetunnel erheblich verzögern, weil Teile des Planungsvorgangs wiederholt werden müssen, sagte heute der Bürgermeister von Timmendorfer Strand, Sven Partheil-Böhnke. Das Land bekräftigte unterdessen den Plan, die Bäderbahn mit Fertigstellung des Ostseetunnels ab 2029 nicht mehr zu betreiben.

Die beiden Kommunen hatten den Hamburger Verwaltungsrechtler Ulrich Ramsauer mit der Prüfung der Entscheidung beauftragt, die das Land und die Deutsche Bahn im Herbst bekannt gegeben hatten. Danach soll die Bäderbahn – wie von der SPD-Landesregierung bereits 2014 nach einem umfangreichen Raumordungsverfahren beschlossen – spätestens mit der Eröffnung der neuen Schienenanbindung des Ostseetunnels stillgelegt werden.

Land und Bahn wollen allerdings in Abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium daran festhalten, dass die DB Netz die Bäderbahn nicht weiterbetreiben werde, sagte ein Bahnsprecher. Das Land werde den Schienenpersonennahverkehr künftig auf der Trasse der Schienenanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung und nicht auf der Bäderbahn bestellen.

Im Gespräch mit Journalisten sagte von der Heide – Video starten

«Die von der Gemeinde Timmendorfer Strand und der Stadt Lübeck vorgebrachten Argumente sind uns und der Deutschen Bahn gut bekannt, ändern aber an der Entscheidungslage nichts», sagte Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide. Dass neben dem Güterverkehr ab 2029 auch der Personenverkehr auf der neuen Schienentrasse entlang der A 1 abgewickelt werden solle, sei – mit ausdrücklicher Zustimmung von Lübeck und Timmendorfer Strand – bereits 2014 in einem breit angelegten Raumordnungsverfahren entschieden worden.

Hintergrund der neu entfachten Debatte ist vor allem das Interesse des Eisenbahnunternehmens RDC Deutschland, die Bäderbahn zu betreiben. Dazu sagte von der Heide: «Am Ende ist es unerheblich, ob und wann die Strecke stillgelegt wird. Entscheidend ist allein, dass das Land – wie 2014 beschlossen – keine Verkehre auf der Bäderbahn, sondern allein auf der neuen Schienenanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung bestellen wird. Natürlich verstehe ich den Wunsch des Bürgermeisters von Timmendorfer Strand, möglichst beides zu haben – aber das birgt auch nach mehrmaliger Abwägung die riesige Gefahr, dass Deutschland nicht startklar ist, wenn die Dänen 2029 mit ihrem Tunnel auf Fehmarn ankommen.»  

Nach den Worten des Staatssekretärs würde ein Weiterbetrieb der Bäderbahn eine zeitraubende und damit für die Fertigstellung der Beltquerung gefährliche Anpassung der Planungen erfordern. «Die mit einem Weiterbetrieb der Bäderbahn verbundenen Auswirkungen auf die planfeststellungsrechtlich relevanten Belange wie Umwelt, Lärm oder die Inanspruchnahme von Flächen müssten neu gutachterlich untersucht und bewertet werden». Anschließend müssten die Planfeststellungsunterlagen überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Aus diesem Grund bekräftige das Land einmal mehr den „Letter of Intent“ aus 2014 und halte daran fest, nach der Fertigstellung der Belttrasse auf der Bäderbahn keine Nahverkehre mehr zu bestellen. Aktuell sei zudem gerade in Abstimmung mit dem Kreis Ostholstein und den Gemeinden Timmendorfer Strand, Scharbeutz und Ratekau eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung alternativer Verkehrskonzepte im Bereich der Bäderbahn in Arbeit.

Von der Heide verwies darüber hinaus auf die nötigen massiven baulichen Investitionen, die ein Erhalt der Bäderbahn nach sich ziehen würde. So müssten unter anderem die Bahnsteige am Bahnhof Timmendorfer Strand komplett erneuert werden, während der neu geplante Haltepunkt Scharbeutz an der Neubaustrecke entfallen würde. Zudem müsste der Bahnhof Haffkrug an der Neubaustrecke um ein Gleis erweitert und der heutige Haltepunkt Haffkrug an der Bestandsstrecke zurückgebaut werden.

Auch die Investitionen in die Strecke selbst seien erheblich: So sei eine neue Südspange zwischen Scharbeutz und Haffkrug ebenso nötig wie der Erhalt der Bahnübergänge sowie eine vollständige Elektrifizierung der eingleisigen Strecke. «Die Forderung der Gemeinden in der Lübecker Bucht war stets, dass die Güterverkehre nicht durch die Bäderorte rollen und durch Lärm und Erschütterung deren Attraktivität gefährden. Deshalb wurde vor genau zehn Jahren nach umfassender Beteiligung der Öffentlichkeit eine Trasse gefunden, die insbesondere Timmendorfer Strand, Haffkrug und Scharbeutz umfährt. Und genau das lösen wir ein», sagte von der Heide.

Er erinnerte an die Vorteile der bestehenden Planung: So entstehe in Ratekau ein neuer Bahnhof, während sich der Bahnhof in Scharbeutz lediglich um 900 Meter und der Bahnhof in Haffkrug um 300 Meter verschiebe. Angesichts von Geschwindigkeiten von 200 km/h auf der Neubautrasse würden zudem die Orte für Gäste und als Wohnort noch attraktiver: «Im Nahverkehr wird man zwischen Burg auf Fehmarn und Lübeck nur 49 Minuten statt wie heute anderthalb Stunden brauchen und nach Oldenburg knapp 30 statt heute 60 Minuten», so von der Heide.

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