Trotz krankheitsbedingten Ausfalls von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hat die Landesregierung ihr heutiges Besuchsprogramm in Kopenhagen weitgehend planmäßig absolviert.

Im Mittelpunkt stand mittags vor allem ein Treffen mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Dabei ging es erwartungsgemäß um den Bau des Fehmarnbelttunnels sowie die deutsch-dänischen Grenzkontrollen, aber auch Ostseeschutz und den Umgang mit Sturmfluten wie im vergangenen Oktober. Er habe eine Ministerpräsidentin mit einem starken Interesse an Schleswig-Holstein erlebt, sagte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen, der für den erkrankten Ministerpräsidenten eingesprungen war. Manchmal liege in der Kürze ja auch die Würze, fügte er mit Blick auf die vergleichsweise kurze Gesprächsdauer von einer halben Stunde hinzu. «Das haben wir erlebt. Da war jede Menge Würze dort.»
Madsen, Umweltminister Tobias Goldschmidt und Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack zogen nach dem Gespräch vor Journalisten ein Zwischenfazit – Video starten
Vor dem Treffen mit der Regierungschefin hatte sich ein „Runder Tisch“ in der Außenhandelskammer mit dem Thema Produktion und Transport von grünem Strom und grünem Wasserstoff beschäftigt. Ein Thema, von dem sich Schleswig-Holstein angesichts des dortigen Überangebots an regenerativen Energien große Wachstumschancen verspricht. Die Liste der gemeinsamen Interessen und Projekte sei lang, hatte Ministerpräsident Daniel Günther bereits im Vorfeld der Reise gesagt.
Madsen setzt bei der Energiewende auf eine bessere Vernetzung Schleswig-Holsteins mit Dänemark. «Wir dürfen keine Bremsklötze gegenseitig sein, sondern wir müssen es ermöglichen, dass sich Energie in Europa bewegt», sagte er nach einem Treffen mit Unternehmen aus der Energiebranche in der Außenhandelskammer in Kopenhagen.

Interessanterweise sei bei dem Treffen die Frage aufgekommen, welche Seite eher von der anderen Seite lernen solle. Das kleine Dänemark produziere enorm viel grüne Energie, die das Land exportieren wolle, so Madsen. «Das ist ein Thema, das wir auch in Schleswig-Holstein haben.» Es müssten gemeinsame Strategien für Speicherung und Umwandlung von grünem Strom entwickelt werden. Sein großer Wunsch sei, dass künftig gar kein Gefühl einer Grenze im Energiebereich vorhanden sei.
Die dänische Wirtschaft erwarte festgelegte Preise für den Energieexport nach Deutschland, sagte Madsen. Letztendlich müssten sich die Regierungen in Berlin und Kopenhagen über den Ausbau der Leitungen und anderer Infrastruktur verständigen. «Dänemark ist ein kleiner Abnehmer-, aber ein sehr großer Produktionsmarkt.» Schleswig-Holstein habe eine ähnliche Situation.

Lernen kann Deutschland nach Ansicht von Madsen von Dänemark bei den Energiepreisen. Im Nachbarland erführen die Bürger, wann Strom gerade günstig, kostenlos sei oder sogar Geld gutgeschrieben werde. «Das heißt, alle Dänen schmeißen die Waschmaschine an.»
Die Vertreter der Landesregierung – neben Süttlerin-Waack und Goldschmidt auch Digitalisierungsminister Dirk Schroedter und Landwirtschaftsminister Werner Schwarz – trafen auch Dänemarks Justizminister Peter Hummelgaard und Wirtschaftsministerin Stephanie Lose. Zudem stand ein Besuch beim Bund Deutscher Nordschleswiger und ein Treffen mit Transportminister Thomas Danielsen auf dem Programm.