
Zwei Zusatzloks sollen im Bahnverkehr zwischen Hamburg und Westerland (Sylt) auch künftig für mehr Betriebsstabilität sorgen. Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide, NAH.SH-Geschäftsführer Arne Beck und Martin Wischner, Vorstand der Havelländischen Eisenbahn AG, unterschrieben heute den Vertrag für die Bereitstellung der Loks und besiegelten damit eine Partnerschaft für neun Jahre.
„Der Verkehr auf der Marschbahn ist betrieblich herausfordernd. Es war uns deshalb wichtig, an Stellschrauben zu drehen, die eine spürbare Entlastung und daher mehr Betriebsstabilität bedeuten. Die zwei zusätzlichen Loks sind eine solche Stellschraube. Wir freuen uns, mit der Havelländischen Eisenbahn einen verlässlichen und erfahrenen Partner für die Bereitstellung gefunden zu haben“, sagte von der Heide.
Die Bereitstellung der Zusatzlokomotiven war eine Vorarbeit zur Neuvergabe der Verkehrsleistung auf der Marschbahn. Die NAH.SH hatte im vergangenen Jahr im Auftrag des Landes ein entsprechendes Vergabeverfahren durchgeführt. Die Havelländische Eisenbahn hatte das wirtschaftlichste Angebot abgegeben, den Zuschlag erhalten und wird damit Vermieterin von zwei Loks der Baureihe 246.
Der aktuelle Verkehrsvertrag mit der DB Regio AG läuft noch bis Ende 2025. Aus der mittlerweile abgeschlossenen Vergabe für die Verkehrsleistung von Dezember 2025 bis Dezember 2034 ist DB Regio erneut als Siegerin hervorgegangen. Sie wird die zusätzlichen Loks mit Beginn des neuen Verkehrsvertrages mieten, an die Reisezugwagen koppeln und sie auf der Marschbahn einsetzen. Die Loks sollen vor dem vertragsgemäßen Einsatz im NAH.SH-Design umlackiert werden.
NAH.SH-Chef Beck betonte bei den Gesprächen einmal mehr, dass Land und NAH.SH sich über das gute Ergebnis der Ausschreibung freuten, aber mittelfristig auch für die Marschbahn einen klimafreundlicheren und nachhaltigen Verkehr anstreben: „Wir sind froh, dass sich unsere Übergangslösung für die Stabilisierung des Betriebs und die Steigerung der Qualität aus Fahrgastsicht bewährt hat. Die zusätzlichen Loks sind eine wichtige Überbrückungshilfe auf dem Weg zur Elektrifizierung der Strecke, damit wir mittelfristig elektrische Fahrzeuge einsetzen und den Bahnverkehr auf der Marschbahn endlich modernisieren können.“
Hintergrund
Die 15 für die Marschbahn beschafften viermotorigen Dieselloks der Baureihe 245.2 sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Probleme. Der intensive Betrieb auf der Strecke zwischen Hamburg-Altona und Westerland fordert Loks und Wagen außergewöhnlich stark. Die Länge der Strecke, die Betriebsleistung und die Fahrzeuglängen sind für den Nahverkehr eine Besonderheit – in den meisten europäischen Ländern werden derartige Streckenlängen als Fernverkehrsleistung erbracht. Ziel des Landes und der NAH.SH war es deshalb, mit zusätzlichen Lokomotiven mehr Entspannung ins System zu bringen und mehr Betriebsstabilität aus Fahrgastsicht zu erzeugen. Bereits im laufenden Verkehrsvertrag hat das Land in Kooperation mit der DB Regio zwei Hilfsloks im betrieblichen Einsatz. Diese seit 2020 laufende Maßnahme hat sich in der Praxis bewährt.
Die im Vertrag vorgesehenen Lokomotiven der Baureihe 246 gehören zur Traxx-Familie von Alstom (ehemals Bombardier) und sind im Einsatz erprobt, u.a. beim metronom. Schwesterloks sind zum Beispiel im Regionalexpressverkehr zwischen Hamburg und Cuxhaven unterwegs. Ersatzteile sind Serienprodukte, sodass von einer hohen Zuverlässigkeit der Lokomotiven auszugehen ist. Im Gegensatz zu den 15 bisher eingesetzten Marschbahn-Lokomotiven haben die Zusatzlokomotiven nur einen bahnerprobten Dieselmotor, der auch in anderen Lokomotivbaureihen eingesetzt wird und keinen so hohen Instandsetzungsaufwand erzeugt, wie die Motoren in den Marschbahnloks. Es ist deshalb zu erwarten, dass die angemieteten Diesellokomotiven betrieblich stabiler laufen. Bei den positiven Eigenschaften ähneln die Zusatzloks den Marschbahnloks und können deshalb gut von den Triebfahrzeugführer*innen bedient werden.