Sie sind durchsichtig und halten gleichzeitig das Geratter von Zügen auf: An der neuen S-Bahnlinie zwischen Hamburg und Bad Oldesloe werden transparente Lärmschutzwände aufgestellt.

Die neue S-Bahnlinie S4 zwischen Altona und Bad Oldesloe bekommt auf mehreren Kilometern transparente Lärmschutzwände. Der durchsichtige Schallschutz sei eine «Weltneuheit», sagte die DB-Konzernbevollmächtigte Ute Plambeck an der Baustelle in Hamburg-Marienthal. «„Für Schleswig-Holstein ist der Ausbau der S4 eines der bedeutendsten Schieneninfrastrukturprojekte der letzten Jahrzehnte. Mit der neuen S-Bahn-Verbindung schaffen wir ein zuverlässiges Angebot und eine umstiegsfreie
Verbindung von Bad Oldesloe bis in die Hamburger Innenstadt. Damit werden wir mehr Menschen dafür begeistern, den eigenen Pkw stehen zu lassen und mit der Bahn zu fahren», sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen. Gleichzeitig ermögliche die neue S4, dass die freiwerdenden Fernbahngleise für den Fernverkehr nach Dänemark nutzen können. «Nach Fertigstellung der Fehmarnbelt-Anbindung werden wir dann von den direkten Verbindungen nach Skandinavien profitieren», so Madsen.

«Wir wollen die Akzeptanz der Bevölkerung für dieses Projekt gewinnen», erklärte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks mit Blick auf den Neubau der Strecke. Das sei auch gelungen. Die sechs Meter hohen Wände werfen praktisch keinen Schatten und erhalten Sichtachsen über die Gleise. Dies sei den Einwohnern von Ahrensburg sehr wichtig, sagte Bürgermeister Eckart Boege.
An der S4 werden nach Angaben der Bahn insgesamt 45 Kilometer Lärmschutzwände gebaut. Gut sechs Kilometer davon werden transparent sein. Es gebe bereits durchsichtige Schutzwände, aber nicht mit dieser hohen Lärmabsorption, erläuterte der Leiter Lärmschutzsysteme bei der DB-Bahnbaugruppe, Benno Hacker.
Der 55 Meter lange Probeabschnitt soll im November auf seine Schutzwirkung überprüft werden. Voraussichtlich werde die neue Technologie demnächst auch an Autobahnen verbaut, sagte Hacker. Nach Angaben der Gesamtprojektleiterin Amina Karam sind die Plexiglas-Module der Lärmschutzwand dreimal so teuer wie die konventionellen Elemente.
Das Bundesverkehrsministerium kündigte unterdessen einen Fördermittelbescheid über knapp 600 Millionen Euro an. Für das S4-Projekt wurden insgesamt 1,8 Milliarden Euro veranschlagt. 75 Prozent davon will der Bund übernehmen. Ab 2027 sollen auf der neuen Strecke S-Bahnzüge bis Rahlstedt fahren, wie Tjarks sagte. Ab 2029 soll Bad Oldesloe an das Netz angeschlossen sein.
Zwischen Altona und Hasselbrook nutzt die S4 bestehende S-Bahngleise, ab Hasselbrook fährt sie über die 17 Kilometer lange neue Trasse bis Ahrensburg. Bis dorthin ist ein Zehn-Minuten-Takt vorgesehen, nach Bad Oldesloe soll jede Stunde ein Zug fahren. Mit der Inbetriebnahme werden die Regionalbahnen zwischen Hamburg und Ahrensburg eingestellt.