Am Ende entschieden die Gerichte in Flensburg und Neumünster: Nach Anträgen von mehreren Gläubigern wurden heute für vier Gesellschaften der Werftengruppe FSG-Nobiskrug Insolvenzeröffnungsverfahren eingeleitet. Betroffen sind die FSG-Nobiskrug Holding GmbH, die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft mbH, die Nobiskrug Yachts GmbH und die FSG Nobiskrug Design GmbH mit den Werftstandorten Flensburg und Rendsburg.

Das gaben die beiden eingesetzten Insolvenzverwalter Christoph Morgen (FSG) und Hendrik Gittermann (Nobis) bei Betriebsversammlungen an beiden Standorten bekannt. Beide Experten sollen Sanierungslösungen für die Werftengruppe erarbeiten. Um die Löhne und Gehälter der knapp 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – rund 340 in Flensburg und 140 in Rendsburg – kurzfristig zu sichern, wurde eine Insolvenzgeldvorfinanzierung eingeleitet. Sie umfasst die Lohn- und Gehaltszahlungen bis einschließlich Januar 2025 und beinhaltet auch die noch ausstehenden Novembergehälter.
Hier ein Livestream der Pressekonferenz bei der FSG
Die vorläufigen Insolvenzverwalter werden jetzt Kontakt mit den Auftraggebern für die zwei bereits begonnenen Schiffsbauten an den Werftstandorten in Flensburg und Rendsburg aufnehmen. Dabei handelt es sich um eine RoRo-Fähre (FSG) und eine Superyacht (Nobiskrug). Falls erforderlich, wollen Morgen und Gittermann anschließend mit der Bundes- und Landesregierung über Möglichkeiten der Unterstützung bei der Zwischenfinanzierung von Baukosten bis zur Abnahme und Zahlung durch die Auftraggeber sprechen. Parallel werden sie weitere Optionen für eine Sanierung der renommierten Werften erarbeiten.
Ähnlich wie beide Insolvenzverwalter hat sich Wirtschaftsminister Madsen «fassungslos» über die Lage beider Werften gezeigt. Er habe im Büro in den gepanzerten Schrank blicken dürfen und weit über 100 Gerichtsschreiben von Schuldnern gesehen, die auch schon bestätigt seien, sagte er in Flensburg nach einer Betriebsversammlung. «Das ist geradezu erschütternd.»
Im Gespräch mit Journalisten sagte Madsen weiter – Audio starten
Einen dermaßen rücksichtslosen Unternehmer habe er noch nicht erlebt, sagte Madsen mit Blick auf den abwesenden Werfteigentümer, Investor Lars Windhorst. Allein dass man über Monate Gehälter nur schleppend oder gar nicht zahlt, sei verantwortungslos. Es seien nicht einmal Versicherungen bezahlt worden, Maschinen hätten keinen TÜV – «einen viel schlimmeren Eindruck konnte man eigentlich nicht bekommen. Das hat mich ziemlich erschreckt und auch bedrückt».
Der Minister sagte, die Bürgschaftschaftsbank habe schon ihre Bereitschaft erklärt, unterstützend zu sein. «Wir haben versprochen in Bankengespräche mit einzusteigen, einfach um zu zeigen, dass wir eine gemeinsame Zielsetzung haben.» Auch Richtung Bund habe er schon «die Finger ausgestreckt in der Hoffnung, dass man uns auch unterstützen wird». Er glaube, es sei jedem klar, für die nationale Sicherheit und die Energiesicherheit brauche man Werften.