Mehr Wagen, mehr Lokführer – DB-Regio startet Sofortprogramm für die Marschbahn

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Sandvoß (Mitte) mit Bahnsprecher Meyer-Lovis (links) und Minister Buchholz bei der heutigen Pressekonferenz im Kieler Landeshaus

Neuer Anlauf der DB-Regio für einen besseren Bahnverkehr nach Sylt: Die Deutsche Bahn werde auf der Marschbahn zusätzliche Fahrzeuge und mehr Mitarbeiter einsetzen sowie die Instandhaltung verstärken, sagte heute der DB-Regio-Vorstandsvorsitzende Jörg Sandvoß. Zuvor hatte er das Sofortprogramm Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) vorgestellt. Das Programm hat ein Volumen von 16 Millionen Euro und sieht auch den Einsatz von mehr Lokführern sowie Werkstatt-Mitarbeitern vor. Sandvoß kündigte kurzfristig signifikante Verbesserungen an.

Hintergrund sind Zugausfälle und Verspätungen auf der Strecke, die seit langem die Reisenden verärgern. Weil die vereinbarte Pünktlichkeitsquote von 93 Prozent Monat für Monat zum Teil sehr weit verfehlt wird, hat der Minister seit Februar die Zahlungen an die DB Regio per Sondermalus um insgesamt 2,75 Millionen Euro gekürzt. Die bisher vorgenommenen Kürzungen akzeptiere die Bahn, sagte Sandvoß. Damit ist eine gerichtliche Auseinandersetzungen vorerst vom Tisch. Buchholz machte aber deutlich, dass er das Mittel Sondermalus weiter nutzen werde, wenn sich nichts wesentlich verbessert. Zunächst könnte er mit Mitte 80 Prozent Pünktlichkeit leben.

Im Gespräch mit Andreas Otto von R.SH sagte Buchholz

«Wir müssen und werden für einen verlässlicheren Betrieb auf der Strecke zwischen Hamburg-Altona und Westerland sorgen», sagte Sandvoß. Die Bahn wolle verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Sie will zusätzlich zu den vom Land zur Verfügung gestellten Fahrzeugen bis zu fünf weitere eigene Loks und drei weitere Wagenparks auf der Marschbahn-Strecke einsetzen. Bevor neu ausgebildete Triebfahrzeugführer zur Verfügung stehen, sollen ab Mitte Oktober neun Lokführer aus anderen Regionen und Geschäftsfeldern eingesetzt werden. Schrittweise bis Ende des Jahres sollen 14 weitere dazukommen.

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Außerdem will die Bahn 23 zusätzliche Werkstatt-Mitarbeiter einsetzen. So werde stufenweise eine Rund-um-die-Uhr-Instandhaltung eingeführt. Vier Techniker sollen täglich Fahrten begleiten, um unterwegs kleinere Reparaturen zu erledigen. Für Westerland ist eine Technik-Servicestelle geplant. Weiterhin ist vorgesehen, an Loks Turbolader und andere wichtige Komponenten vorsorglich auszutauschen.  In Waggons werden Klimaanlagen zusätzlich gewartet und elektrisch-mechanische Türkomponenten vorsorglich getauscht.

Die Bahn bewege sich signifikant und zeige so, dass sie die Situation ernst nehme, sagte Buchholz. Er ließ aber auch eine gewisse Skepsis durchblicken. Er habe schon einiges an Ankündigungen gehört. «An den Taten werden sie gemessen.» Er sei jetzt aber guter Hoffnung. Wenn sich die Pünktlichkeit deutlich verbessere, wäre er auch zu einer Mitfinanzierung des 16-Millionen-Programms der Bahn bereit, sagte Buchholz. Dazu könnte Geld genutzt werden, das aus den Maluszahlungen nicht an Pendler ausgeschüttet wird.

Die DB Netz hatte bereits im Juli ein Sanierungsprogramm für die Infrastruktur der Marschbahn beschlossen. Mit einem Aufwand von 160 Millionen Euro sollen Gleise und Weichen erneuert, Bahnübergänge, Brücken und Signaltechnik modernisiert werden. Dieses Programm sei von den angekündigten Ausgabenbegrenzungen der Bahn nicht betroffen, sagte Sandvoß. Buchholz bekräftigte die Forderung, die Strecke in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufzunehmen.

Baldige Verbesserungen kündigte Sandvoß auch für den Osten des Landes an, wo wegen Mangels an Lokführern seit gut zwei Wochen – überwiegend frühmorgens oder spätabends – Züge ausfallen. Zu Jahresende solle die letzte Verbindung wieder gefahren werden.

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