Energiewende im SH-Schienennetz: Land kauft 55 Elektrozüge

Bahnpendler fahren in wenigen Jahren in Elektrozügen durch Schleswig-Holstein. Das Land kauft 55 Triebwagen mit Akkus auf dem Dach. Die Wagen vom Typ «Flirt Akku» werden im Norden und Osten des Landes fahren. Eines ist bei dem Geschäft neu.

Bereits in gut drei Jahren sollen die ersten Akku-Elektrozüge durch Schleswig-Holstein rollen. «Mich freutbesonders, dass diese Lösung auch so wirtschaftlich ist», sagte Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) der Deutschen Presse-Agentur. Gestern unterzeichnete der Ressortchef gemeinsam mit dem Deutschland-Chef des internationalen Bahnherstellers Stadler, Jure Mikolcic, den Liefervertrag.

Der Auftragswert liegt den Angaben zufolge bei rund 600 Millionen Euro. Im Juni hatte der Wirtschafts- und Finanzausschuss des Landtags der Vergabe zugestimmt. Das Geld soll aus den
Regionalisierungsmitteln für den Bahnverkehr kommen.

Mit Hilfe der Elektrozüge gelinge ein Stück der nötigen Elektrifizierung des Bahnverkehrs, ohne in teure Oberleitungen investieren zu müssen, sagte Buchholz. Über den Investitionszeitraum gerechnet fahre das Land damit etwas günstiger als mit Dieseltriebwagen. Stadler-Deutschland-Chef Mikolcic sagte, «durch den Einsatz von lokal CO2-emissionsfreien Fahrzeugen auf nichtelektrifizierten Strecken rückt das Ziel einer CO2 Neutralität ein grosses Stück näher».

Erstmals in Schleswig-Holstein wird ein Bahnhersteller auch für die Instandhaltung der Züge verantwortlich sein. Im Fall der Züge vom Typ „Flirt Akku“ geht es dabei um einen Zeitraum von 30 Jahren. Stadler will diese in Werkstätten in Rendsburg und Neumünster warten. «Gerade nach den Erfahrungen auf der Marschbahn, aber auch in anderen Netzen, war es uns wichtig, den Hersteller mit in die Alltagsverantwortung zu
nehmen», sagte Buchholz.

Die Elektrobahnen haben 124 Sitzplätze. Sie sind leiser, barrierefrei, klimatisiert und mit WLAN ausgestattet. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 Kilometer pro Stunden. Die Akkus sind auf dem Dach montiert. Ihre Reichweite soll bis zu 150 Kilometer betragen. Sie werden an den Oberleitungen vor allem in den Bahnhöfen Kiel, Neumünster, Flensburg, Lübeck, Lüneburg sowie auf der Strecke
Osterrönfeld-Jübek aufgeladen.

Zum Einsatz kommen die Elektrozüge auf den Strecken Kiel-Lübeck-Lüneburg, Bad Oldesloe-Büsum, Kiel-Husum, Husum-St. Peter-Ording, Kiel-Rendsburg sowie Kiel-Flensburg. Nach Angaben des Nahverkehrsverbundes Schleswig-Holstein (NAH.SH) werden mit der Inbetriebnahme der Züge künftig kaum noch Dieseltriebwagen unterwegs sein.

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