Von Hamburg-Altona mit der S-Bahn nach Bad Oldesloe: Die Finanzierungslösung für die mehr als 1,8 Milliarden teure neue S-Bahn-Linie S4 scheint nach langem Ringen zwischen Bund, Hamburg und Schleswig-Holstein so gut wie gefunden. Doch noch sind Fragen offen.
Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) hat die abzeichnende Finanzierungslösung für die S-Bahnstrecke S4 von Hamburg-Altona nach Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) als fairen Kompromiss gelobt. Es sei gelungen, im Vergleich zu früheren Finanzierungsschlüsseln die Kosten für die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein auf ein vertretbares Maß zu deckeln, sagte Buchholz der Deutschen Presse-Agentur. Zugleich betonte der Minister: «Auch wenn sich die Länder über ihre Anteile einig sind, es gehören drei Unterschriften unter den entsprechenden Vertrag. Und der Bund will noch die Haushaltsberatungen abwarten.»
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Auch in Kreisen der Bundesregierung hieß es am Freitag, die Verhandlungen zur Finanzierung der S4 seien noch nicht abgeschlossen. Nach einer Mitteilung des Hamburger Senats soll die S4 insgesamt etwa 1,85 Milliarden Euro kosten. Der Bund will davon 1,473 Milliarden und damit etwa 80 Prozent übernehmen. Hamburg steuert 236 Millionen Euro bei und Schleswig-Holstein 118 Millionen Euro. Hamburg übernimmt also zwei Drittel der verbliebenen Kosten und Schleswig-Holstein ein Drittel. Die S4 war vor einem Jahr im Bundesverkehrswegeplan in den vordringlichen Bedarf hochgestuft worden. Mit der neuen S-Bahn-Linie würden rund 250 000 Menschen an das Hamburger S-Bahn-Netz angeschlossen, betonten SPD und Grüne in Hamburg in einer gemeinsamen Pressemitteilung die Bedeutung des Projekts.
Die S4 soll voraussichtlich Ende 2028 fertig sei und durchgehend von Hamburg-Altona bis Bad Oldesloe fahren. Vorgesehen ist ein Zehn-Minuten-Takt von Altona bis Ahrensburg und ein 20-Minuten-Takt von Ahrensburg nach Bargteheide. Zwischen Bargteheide und Bad Oldesloe soll die S-Bahn im Stundentakt fahren. Prognosen zufolge soll die S4 an Werktagen 97 100 Menschen befördern. Die Strecke zwischen Hamburg und Bad Oldesloe ist bereits heute eine der am meisten befahrenen Pendlerstrecken rund um Hamburg.
Während der Hamburger Senat am Dienstag grundsätzlich zugestimmt hat, steht ein Kabinettsbeschluss der Landesregierung in Kiel noch aus – ebenso die Zustimmung der Hamburger Bürgerschaft und des schleswig-holsteinischen Landtags. Buchholz verwies darauf, dass letzte Einzelfragen – zum Beispiel der Anteil der Bahn – noch nicht entschieden seien.
In Hamburg wird sich der Verkehrsausschuss am kommenden Dienstag (5. November) mit dem jüngsten Senatsbeschluss befassen. In seinem Antrag bittet der Senat die Bürgerschaft, den Bau der S4 zu beschließen und den finanziellen Auswirkungen zuzustimmen. Die Bürgerschaft will nach den Beratungen im Verkehrs- und im Haushaltsausschuss im Dezember darüber abstimmen.
Die S4 soll auf teils bestehenden und teils neu zu bauenden Strecken fahren. Zwischen Hamburg-Altona und -Hasselbrook sowie Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe wird die bestehende Infrastruktur genutzt. Dagegen sind zwischen Hamburg-Hasselbrook und Ahrensburg zwei neue S-Bahngleise vorgesehen. Von Ahrensburg bis Ahrensburg-Gartenholz ist ein neues S-Bahngleis geplant. Die Bahnhöfe Bargteheide, Kupfermühle, Bad Oldesloe werden umgebaut. Zudem entstehen in Hamburg vier neue Stationen.
In Schleswig-Holstein wird die Station Ahrensburg-West als zusätzlicher Haltepunkt gebaut. Dort können dann Fahrgäste umsteigen in die U1. Sieben Stationen in Hamburg und im Kreis Stormarn werden S-Bahn-tauglich ausgebaut. Sollten alle Partner zustimmen, könnten die Bauarbeiten laut Hamburger Senat im nächsten Jahr beginnen.
«Viele Tausend Pendler aus Wandsbek, Jenfeld, Rahlstedt und anderen östlichen Stadtteilen warten seit Jahren auf eine S-Bahn-Anbindung – nun ist endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen», sagte der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion Ewald Aukes. Mit der S4 werde Hamburgs Osten besser angebunden und der Hauptbahnhof entlastet. Jetzt müssten Hamburg, Schleswig-Holstein und der Bund darauf achten, dass das wichtige Verkehrsprojekt schnell umgesetzt werde und Anwohner-Interessen dabei gewahrt blieben. Und weitere Entscheidungen müssten folgen, etwa der Ausbau der A26 Ost und die bessere ÖPNV-Anbindung von Stadtteilen südlich der Elbe.