Buchholz appelliert bei Kitz-Forum: «Mehr Mut zu Innovationen – Professoren beißen nicht»

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Gastgeber Bernd Buchholz im Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des heutigen vierten Innovations- und Technologieforums im Kieler „Kitz“

Wenn Schleswig-Holstein bei Innovationen nicht länger zu den Schlusslichtern im Bund gehören und weiter von EU-Geldern in diesem Bereich zehren will, dann muss die Wirtschaft ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) deutlich steigern. Das machten Ökonomen aus Berlin und Bremen heute beim vierten Innovations- und Technologieforum Schleswig-Holstein in Kiel deutlich.

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Die Innovations-Experten (v.l.)  Dirk Fornahl und Olaf Arndt im Gespräch mit Technologie-Abteilungsleiter Johannes Hartwig aus dem Wirtschaftsministerium

Nach den Worten von Olaf Arndt (Prognos AG) und Dirk Fornahl (Universität Bremen) bringe die stark mittelständische Wirtschaftsstruktur in Schleswig-Holstein naturgemäß eine nur geringe Quote an F&E-Ausgaben mit sich. «Das ist natürlich nicht vergleichbar mit Ländern wie Baden-Württemberg, wo über 80 Prozent der Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf nur drei oder vier Autokonzerne fallen», sagte Arndt.

Während der F&E-Anteil im Bundesdurchschnitt bei 2,5 Prozent liegt, beträgt er in Schleswig-Holstein gerade einmal 0,8 Prozent. «Diese Werte sollten wir ernst nehmen, verbessern und den Innovationsbegriff künftig nicht nur auf technische, sondern auch auf soziale Innovationen ausdehnen“, sagte Wirtschaftsminister und Gastgeber Dr. Bernd Buchholz vor den rund 120 Teilnehmern des Forums. Er appellierte an die Betriebe im Land, die exzellenten wissenschaftlichen Einrichtungen wie Hochschulen oder Fachhochschulen stärker zu nutzen und Schwellenängste abzubauen. «Professoren beißen nicht“, so der Nord-Liberale. Umgekehrt seien aber auch die Hochschulen in der Pflicht, aktiv auf den Mittelstand zuzugehen.

Erfreulich ist nach den Worten von Buchholz, dass die F&E-Aktivitäten in Schleswig-Holstein in den letzten drei Jahren immerhin spürbar zugenommen hätten. Das sei laut Prognos einerseits aus dem Grad der Vernetzung von Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und den über 120.000 kleinen und mittelständischen Betrieben herzuleiten. Es zeige sich aber auch in der Fördermittelvergabe und – wenn auch in deutlich geringerem Umfang – an den Patentanmeldungen.

Weiter sagte der Minister (Video starten)

Als sehr positiv bewerteten die Gutachter die enormen Gründungsaktivitäten im echten Norden sowie die Innovationsstärke von Unternehmen mit 500 bis 2.000 Mitarbeitern. Hier belege Schleswig-Holstein den zweiten Rang nach Baden-Württemberg.

Besser vernetzen könnten sich laut Arndt und Fornahl die Branchen Chemie, Ernährung und Umwelt. Als Kraftzentren würden sich vor allem die Maritime Wirtschaft, die Life Sciences (Medizintechnik, Pharma, Biotechnologie), die erneuerbaren Energien und die Ernährungswirtschaft erweisen. Auch der Glasfaserausbau hebe sich deutlich positiv vom Bundesdurchschnitt ab.

Buchholz: «Die neue Förderperiode ab 2021 muss angesichts der sinkenden EU-Fördermittel infolge des Brexits sehr dezidiert und effizient geplant werden, um unsere Position bei der Innovationstätigkeit weiter zu stärken.» Ein Weg dahin seien neue Technologien wie Wasserstoff, aber auch Künstliche Intelligenz und Digitalisierung, die das Land weiterhin massiv verfolgen werde.

H I N T E R G R U N D

PlakatDas heutige Innovations- und Technologieforum ist der Auftakt zu einem Prozess, der zur Regionalen Innovationsstrategie Schleswig-Holsteins führen soll #RIS3.SH

Denn: Auch in der kommenden EU-Förderperiode ab 2021 ist für die Verwendung von Mitteln des «Europäischen Fonds für regionale Entwicklung» (EFRE) grundlegende Voraussetzung, die Gelder nach den strategischen Vorgaben einer Regionalen Innnovationsstrategie für eine intelligente Spezialisierung (RIS3) zu verteilen. Konkret geht es um die Fokussierung einer Region auf jene Forschungs- und Technologiefelder, in denen sich eine Spezialisierung lohnt, indem sie die größtmögliche Wirkung vor Ort erzielt.

Das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium wird bei der Evaluierung und Weiterentwicklung der Strategie von der Prognos AG unterstützt. Im weiteren Verfahren wird, wie von der EU-Kommission gefordert, eine breite Beteiligungsplattform angeboten, in dem sich die Beteiligten in Workshops zu den unterschiedlichsten Themenbereichen aktiv Prozess beteiligen können.

Die RIS3.SH wird im Herbst 2020 bei der EU-Kommission eingereicht.

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