
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz geht davon aus, dass der große Teil der Tourismuswirtschaft im Land die Corona-Krise überstehen wird. Er sehe insgesamt gute Chancen, dass es dafür reichen wird, sagte er heute bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH). Die Krise werde aber natürlich Spuren hinterlassen. Dabei mache er sich die größten Sorgen nicht um das Beherbergungsgewerbe. Die Hotellerie habe für Juni, Juli und August ausgesprochen gute Zahlen gemeldet. An der Küste lägen sie zum Teil über denen des Vorjahres. Dies werde die Verluste der Monate davor aber nicht kompensieren. «Am Jahresende ist das ein Geschäftseinbruch», so der Minister.
Die größten Sorgen bereiteten ihm aber speziell Gaststätten, die von Familienfeiern abhängig sind, sagte Buchholz. Hier seien Betriebe unter massivem Druck. «Da drohen Insolvenzen, die auf uns zukommen werden.» Oft hätten solche Unternehmen auch nur eine dünne Eigenkapitaldecke. Das Land unterstützt die Branche in der Corona-Krise mit einem speziellen Darlehensprogramm, wie Buchholz zusammen mit dem Vorsitzenden der IB.SH, Erk Westermann-Lammers, erläuterte.
Schon zur Jahreshälfte 2020 habe das Fördervolumen der IB.SH mit über 2,2 Milliarden Euro bereits nahezu das Gesamtvolumen des Vorjahres erreicht. Das originäre Neugeschäft der IB.SH im 1. Halbjahr 2020 beläuft sich dabei auf 1,3 (Vj. 1,1) Milliarden Euro. Davon entfallen rund 200 Millionen auf die Arbeitsmarkt- und Strukturförderung, 360 Millionen auf Kommunalkunden und 380 Millionen auf Immobilienkunden. Zudem flossen gut 400 Millionen Euro Fördermittel an Firmenkunden. Dazu kamen Corona-Hilfen in Höhe von über 900 Millionen Euro (903 Mio. €).

Wegen coronabedingter Liquiditätsengpässe erhielten im ersten Halbjahr 2020 flächendeckend über 57.000 Unternehmen, Freiberufler und Einzelpersonen von der IB.SH Zuschüsse oder Darlehen aus den verschiedenen Hilfsprogrammen des Bundes und des Landes. Im Einzelnen flossen bis Ende Juni über die Corona-Soforthilfe des Bundes rund 400 Millionen Euro und über die Soforthilfe des Landes 55 Millionen Euro Zuschüsse in die schleswig-holsteinische Wirtschaft an insgesamt über 55.000 Unternehmen. Aus dem IB.SH Mittelstandssicherungsfonds wurden Darlehen in Höhe von 164 Millionen Euro in Zusammenarbeit mit den Hausbanken vergeben. Zudem wurden durch die IB.SH 284 Millionen Euro an KfW-Mitteln über die Hausbanken zur Stärkung der Unternehmen vergeben.
Bei der Soforthilfe des Bundes entfielen 24 Prozent der Auszahlungen auf den Dienstleistungssektor (darunter in erster Linie Kosmetikstudios, Friseure und Gebäudeservice), 17 Prozent auf das Gastgewerbe und 14 Prozent auf den Handel. Bei der Soforthilfe des Landes flossen 26 Prozent in das Gastgewerbe, 19 Prozent in den Dienstleistungssektor und 15 Prozent in den Handel. Beim Mittelstandssicherungsfonds für das Gast- und Beherbergungsgewerbe entfielen 44 Prozent auf Hotels und Pensionen, 29 Prozent auf Restaurants und 6 Prozent auf Ferienwohnungen.
«Wir konnten bis heute über 60.000 Unternehmen in Schleswig Holstein helfen und sehen durchaus Hinweise, dass sich die wirtschaftliche Lage entspannt. Ich danke den Beschäftigten in der IB.SH, die dafür einen unglaublichen Einsatz gebracht haben. Sie haben in mehreren Schichten und an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet, damit betroffene Unternehmen ihr Geld schnell erhalten», sagte Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz. «Gleichzeitig», ergänzte der Wirtschaftsminister, «ist die IB.SH ihrem Förderauftrag auch in ihren originären Förderbereichen mit unverminderter Kraft nachgekommen.»
«Unser Förderauftrag ist vielschichtig, Westermann-Lammers. «Corona ist auch für uns eine besondere Herausforderung, der wir mit besonderem Einsatz begegnen. Unser Ziel ist es, Unternehmen in der Krisenbewältigung auf verschiedenen Wegen optimal zu unterstützen.»
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Inzwischen hat der Bund in Zusammenarbeit mit den Ländern als weiteres Zuschuss-Programm die Überbrückungshilfe für kleine und mittlere Unternehmen sowie Freiberufler und Solo-Selbständige aufgelegt. Außerdem hat das Land wegen der Corona-Krise den IB.SH Härtefallfonds Mittelstand für Darlehen eingerichtet, die in den ersten Jahren zins- und tilgungsfrei sind. Daneben begibt die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein mbH über einen Härtefallfonds Beteiligungskapital und fördert in Verbindung mit der IB.SH, der KfW, mit dem Land Start-ups und kleine Mittelständler mit dem Sonderbeteiligungsprogramm Schleswig-Holstein, das bis Ende des Jahres läuft. Damit bestehen weiterhin finanzielle Handlungsspielräume, um die Unternehmen in Schleswig-Holstein in der Corona-Krise zu unterstützen. Für gemeinnützige Unternehmen plant die IB.SH derzeit noch gemeinsam mit der Bürgschaftsbank ein Programm.
«Noch ist es zu früh für eine abschließende Bewertung der wirtschaftlichen Folgen, die die Corona-Pandemie für Schleswig-Holstein mit sich gebracht hat. Es zeigt sich aber, dass an vielen Stellen strukturelle Veränderungen einsetzen. Insbesondere eine stärkere Digitalisierung und ein erweitertes Bewusstsein für die Bedeutung neuer Arbeitsmodelle sind hier zu nennen», so Westermann-Lammers.