Windhorst will Werften in Flensburg und Rendsburg stärken – und verspricht zu liefern

Vorsichtiger Optimismus nach dem Runden Tisch mit Finanzinvestor Lars Windhorst: Er selbst sieht für seine Werften FSG und Nobiskrug trotz aktueller Probleme eine nachhaltige Perspektive. Er setzt auf Landes- und Bundesbürgschaften und will dafür was tun. Das nächste Gehalt soll pünktlich fließen.

Ernste Gesichter, aber auch Zuversicht (v.r.): Michael Schmidt von der IG Metall, Dieter Janecek (Maritimer Koordinator des Bundes), Finanzinvestor Lars Windhorst und Wirtschaftsminister Madsen.

Vertreter der Gewerkschaft IG Metall, der Maritime Koordinator der Bundesregierung, Dieter Janecek sowie Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen haben sich nach einem Treffen mit Finanzinvestor Lars Windhorst zur Zukunft der beiden Werften Nobiskrug (Rendsburg) und FSG (Flensburg) vorsichtig optimistisch gezeigt: «Zum Inhalt des fast dreistündigen Gesprächs haben wir Vertraulichkeit vereinbart. Aber die Zukunftsprognose erscheint uns positiv, weil Herr Windhorst einerseits dargestellt hat, was er mit beiden Unternehmen kurzfristig vor hat. Außerdem wurde aufgezeigt, welche Perspektiven sich im Zusammenspiel mit Bund und Land hinsichtlich anstehender Energiewende-Projekte in Deutschland ergeben könnten», sagte Michael Schmidt, IG-Metall-Bevollmächtigter aus Flensburg. Diese Chance gelte es nun zu ergreifen. Der Runde Tisch war auf Initiative von Schmidt zustande gekommen.

Windhorst selbst bekräftigte nach dem Treffen, weiter in die Werften investieren zu wollen. Er sprach von einem«positiven Termin mit klaren und konkreten Perspektiven» seitens des Bundes und des Landes. Sein Unternehmen wolle sich weiter engagieren und beide Standorte weiterentwickeln, «mit in Zukunft hoffentlich nicht nur mehr Investitionen, sondern auch mehr Mitarbeitern». Der Rendsburger IG-Metall-Bevollmächtigte Martin Bitter hatte im Vorfeld des Treffens gesagt: «Es gibt Probleme, das können wir nicht wegdiskutieren». In den vergangenen Monaten hatten beide Werften Negativschlagzeilen gemacht – unter anderem wegen zu spät gezahlter Gehälter. Windhorst persönlich wurde für sein Verhalten und mangelnde Kommunikation kritisiert. Bemängelt wurde auch, dass am Ort kein Geschäftsführer mehr sei.

Hier ein Mitschnitt vom Presse-Gespräch im Anschluss an den „Runden Tisch“ – Video starten

Der Martitime Koordinator des Bundes, Dieter Janecek, sprach nach dem Runden Tisch ebenfalls von «guten und konstruktiven Gesprächen zur Zukunftsfähigkeit» beider Werften. «Wir als Bund stehen zu unserer Zusage, zwei geplante LNG-Bunkerschiffe bei der FSG bauen zu lassen. Wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen stehen, dann können wir auch die Förderbescheide übergeben», so Janecek. Er erinnerte auch daran, dass das Thema Konverter-Plattformen für Offshore-Windkraft ein riesiger Markt sei und derzeit mit allen Werften Gespräche geführt würden. «Wir stellen in Europa in den nächsten 20 Jahren 130 Plattformen mit 300 Gigawatt Leistung ins Meer und investieren einen dreistelligen Milliardenbetrag – es ist also genug Geschäft für alle da, auch für die schleswig-holsteinischen Werften», sagte Janecek. Er leitet im Bundeswirtschaftsministerium die entsprechende Task-Force.

Stahlbau bei der FSG: Auch der Bau von Komponenten für Offshore-Plattformen könnte ein künftiges Geschäftsfeld sein.

Wirtschaftsminister Madsen sicherte seitens der Landesregierung ebenfalls weiterhin Unterstützung zu: «Bürgschaften sind klare gesetzliche Vorgaben, insofern haben der Investor und die Werften einige Hausaufgaben vor sich, aber auch ich bin zuversichtlich, dass wir einen Weg finden können.» Vor allem sei wichtig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als wichtigsten Aktivposten der beiden Betriebe zu erhalten. «Denn sie allein sind es, die über Jahre Expertise aufgebaut und die Werften zu dem gemacht haben, was sie sind», so Madsen. Bei aller aktuellen Kritik an der Geschäftsführung wolle er außerdem deutlich machen: Lars Windhorst habe vor Jahren mit seinem Einstieg erst bei der FSG und dann bei Nobiskrug beide Werften aus der Insolvenz gerettet. «Ohne seinen Einsatz hätte es sein können, dass wir den größten industriellen Arbeitgeber im nördlichen Schleswig-Holstein verlieren. Nun ist es wichtig ist, dass auf den Werften Ruhe einkehrt und rasch Aufträge angenommen werden können.»

Pläne für einen Gehaltsverzicht der rund 600 Beschäftigten gibt es nach Angaben von Windhorst nicht: «Es ist nicht geplant, dass zulasten der Mitarbeiter die zukünftige Überlebensfähigkeit der Werft gesichert werden soll», sagte er. Er wolle wieder mehr Vertrauen bei Mitarbeitenden und Marktteilnehmern aufbauen, unter anderem durch eine pünktliche Zahlung des kommenden Gehalts.

«Wir haben immer geliefert, teilweise zu spät», so Windhorst. Teilweise habe das Unternehmen weit über die Maßen des eigentlich wirtschaftlich Vertretbaren agiert, um Arbeitsplätze zu erhalten. «Der Unterschied jetzt ist, dass wir anders als noch vor vier oder acht Wochen eine nachhaltige Perspektive haben.» Er habe keine Gelddruckmaschine im Keller. In die Werften seien fast 300 Millionen investiert worden – «ohne jeglichen Rückfluss an uns, sondern es ist reines Risikokapital gewesen».

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