Schon 120 Beratungen: Initiatoren zufrieden mit Start des Welcome Centers

Vor knapp vier Monaten ging es an den Start, und der scheint geglückt zu sein: Um viele Fachkräfte aus dem Ausland nach Schleswig-Holstein zu locken, setzt die Landesregierung auf das „Welcome Center Schleswig-Holstein“.

Wer das Welcome Center mitten in der Kieler Innenstadt betritt, blickt durch die große Fensterfront auf den Anleger der Fähre nach Schweden. Das passt zur internationalen Ausrichtung des Centers, denn die neue Einrichtung soll die zentrale Anlaufstelle in Schleswig-Holstein für Arbeitskräfte aus aller Welt sein. Zielgruppe sind den Angaben nach Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der EU und Drittstaaten sowie internationale Studierende. Sie sollen bei der Jobsuche hierzulande unterstützt werden.

Seit Mitte Dezember 2023 arbeitet die Leiterin Alexandra Hüßler mit ihrem Team in den neuen, modern gestalteten Räumen. «In den ersten drei Monaten haben sich 120 internationale Talente bei uns beraten lassen», sagt sie. Es ginge darum, wie die Bewerberinnen und Bewerber nach Deutschland kommen können, und um Fragen zu Anerkennungsverfahren. Von den Beratenen kämen etwa 100 aus dem Ausland. Aber auch Menschen, die sich bereits im Land befänden, hätten sich gemeldet. «Viele haben schon einen Bezug zu Schleswig-Holstein, etwa, weil bereits ihre Familien hier leben», sagt Hüßler.

«Wir sind sehr zufrieden mit dem Start», sagt Hinrich Habeck, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH), unter deren Dach das Welcome Center arbeitet. Kernpartner sind die Bundesagentur für Arbeit und das Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge. «Es war uns sehr wichtig, einen physischen Raum zu haben, wo sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller drei Partner begegnen.»

Noch ist das Welcome Center im Aufbau. Zurzeit arbeiten hier sieben Kräfte der WTSH, bis 2025 sollen es 14 sein. Zunächst komme es darauf an, die Einrichtung bekannter zu machen – über Werbung vor allem auf Social Media, aber auch über Veranstaltungen. Habeck: «Wir werben auch mit der Einzigartigkeit Schleswig-Holsteins. Wo andere Urlaub machen, arbeiten wir.»

Gut gestartet: Welcome Center Schleswig-Holstein Fotos: Frank Molter (dpa)

180 000 Fachkräfte fehlten bis zum Jahr 2035 in Schleswig-Holstein, hatte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen zur Eröffnung erklärt.

Zur Reaktion der Unternehmen auf das Welcome Center erklärt Hüßler: «Wir bekommen viele Mails und Anrufe: Alle sind glücklich, dass wir jetzt am Start sind.» Jetzt bauen sie und ihr Team ein Partnernetzwerk mit Unternehmen auf und ermitteln deren Bedarf, auch bei kleineren Firmen. Handwerksbetriebe wie Fleischer oder Bäcker suchen Kräfte, auch Schweißer, Pflegekräfte, Servicekräfte in Hotels und Gaststätten und Ingenieure würden benötigt. Auch mit größeren Firmen stehe das Welcome Center in Kontakt, beispielsweise der Batteriefirma Northvolt, der Konditorei Junge und dem Bundesverband der Privaten Pflegeanbieter. Der Kontakt zu den Hochschulen sei ebenfalls wichtig.

Eine Hürde sei die Anerkennung von Berufsabschlüssen aus dem Ausland. «Das ist ein komplexes Problem», sagt Hüßler. Der Personalmangel in Ausländerämtern verzögere außerdem die Verfahren und damit den Einstellungsprozess. «Für Unternehmen ist es oft schwer nachvollziehbar, wenn sie nur noch auf ein Blatt Papier warten.» Eine weitere Hürde sei die Sprache: Deutschkenntnisse auf dem Level B1 reichten etwa für IHK-Prüfungen nicht immer aus.

Die IHK Schleswig-Holstein begrüßt die neue Anlaufstelle. «Aus Gesprächen mit unseren Unternehmen wissen wir, dass eine nachhaltige Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte immens wichtig ist», sagt Sprecherin Julia Romanowski. Die enge Vernetzung der Institutionen könne die Verfahren beschleunigen.

«Das Welcome Center muss sich zu der Ansprechstelle für Unternehmen rund um internationale Fach- und Arbeitskräfte entwickeln», sagt Sebastian Schulze, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes UV Nord. Bisher fühlten sich die Unternehmen häufig im Dschungel der Zuständigkeiten verloren.

Für Habeck von der WTSH ist klar: Ohne ausländische Kräfte habe man keine Chance. «Unser Appell an alle Unternehmen in Schleswig-Holstein: Das Welcome Center ist extra für sie geschaffen worden, kommen sie und nutzen es.»

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