Das winzige Hedwigenkoog im Lichtkegel Europas: Beim Baustart der Northvolt-Batteriefabrik hat Bundeskanzler Olaf Scholz heute in dem 200-Seelen-Dorf die strategische Bedeutung solcher Investitionen für Deutschland und Europa betont.

«Deutschland war, ist und bleibt ein starkes Industrieland», sagte Scholz. «Und die Herstellung guter Autos bleibt auch über den Verbrennermotor hinaus Rückgrat unserer Industrie.» Dafür brauche es Batteriezellen aus deutscher Herstellung. Deshalb sei der Bau der Gigafactory eine gute Nachricht für das ganze Land. 3.000 Jobs entstünden bei Northvolt direkt, noch einmal 10.000 würden im Umfeld der Fabrik erwartet. «Daraus ergeben sich riesige Chancen für den Mittelstand», so der Kanzler.

Zusammen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sowie Northvolt-Chef Peter Carlsson, Northvolts Deutschlandchef Christofer Haux und der schwedischen Botschafterin Veronika Wand-Danielsson drückte der Regierungschef anschließend symbolisch auf den Startknopf für die Gründungsarbeiten für das erste Fabrikgebäude. Zuvor hatte er scherzhaft davon gesprochen, dass er zwar eigentlich erneut vom «Deutschland-Tempo» sprechen wollte, nun aber das «Dithmarschen-Tempo» kennengelernt habe.
Ein Gedanke, den Haux gleich scherzhaft aufgriff. Denn: In der Nacht vor dem Festakt hatte ein unbekannter Spaßvogel das Rednerpult aus der Fest-Scheune gestohlen. «Und was tun Dithmarscher in so einer Situation», fragte Haux. «Sie fragen einen Nachbarn – in diesem Fall Tischler Henning – und der hat über Nacht kurzerhand ein neues Pult gebaut – das ist eben Dithmarschen-Tempo», so Haux.
Hier ein Livestream-Mitschnitt des Festakts – Video starten
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechnet unterdessen damit, dass sich an der Westküste durch den Bau der Fabrik vieles verändern wird. Das sei der Sinn der ganzen Übung für Deutschland, aber auch für die Region. «Es wird anders aussehen. Es ist ein großer Eingriff», sagte Habeck. Umgekehrt bedeute dies, dass Arbeitsplätze und Wertschöpfung entstünden und die Region touristisch attraktiver werde.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einem großen Tag der Freude. Mit dem Bau der Fabrik werde sichtbar, dass sich Investitionen in erneuerbare Energien lohnten. «Hier wird klimaneutrales Industrieland sichtbar.» Das Beispiel Northvolt zeige, dass dies keine Spinnereien seien. Die Landesregierung unterstütze die Region, brauche aber auch in den kommenden Jahren Hilfe vom Bund beim Ausbau von Verkehrsinfrastruktur, um die Batterien auch aus der Fabrik zu bekommen.«Wir haben hier eine echte Wachstumsregion, die auf ganz Deutschland ausstrahlen wird.»
Im Anschluss an den offiziellen Festakt sagte Günther – Video starten…
Northvolt will nach eigenen Angaben nicht weniger als die «grünste Batterie der Welt in Serie» produzieren. Das Werk soll geklärtes Abwasser aus der Region für Kühlzwecke nutzen. Wärme aus der Produktion könnte an ein mögliches Fernwärmenetz der Stadt Heide abgegeben werden. Angedacht ist auch eine Anlage zum Recycling von Altbatterien ausrangierter E-Autos. Bund und Land fördern die Batteriefabrik mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen mögliche Garantien über weitere 202 Millionen Euro, die noch bewilligt werden müssen. Die Produktion soll 2026 anlaufen.

«Die Fabrik wird einen Schub für das ganze Land Schleswig-Holstein und insbesondere für die Westküste bringen», sagte auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen. Gemeinsam mit dem Bund wolle das Land die logistischen Voraussetzungen für den Betrieb schaffen. Die Region Dithmarschen könne mit der Fabrik und bereits existierender Forschungseinrichtungen sowie der reichlich vorhandenen grünen Energie zur Energiewende-Kompetenzregion werden.
Über die verkehrliche Anbindung hatte das Schleswig-Holstein-Magazin des NDR am Tag zuvor berichtet – Video starten:
Northvolt baut seine Fabrik auf einer Fläche von 110 Hektar in den Gemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden. 2026 soll die Produktion anlaufen. Die Bedeutung des Werkes reicht weit über den Norden hinaus. Die deutsche Autoindustrie will insgesamt unabhängiger von dominanten Zulieferern aus Asien werden. Northvolt-Chef Carlsson hatte zwischenzeitlich signalisiert, der Bau in Heide könnte sich verzögern. Als Gründe nannte er die vergleichsweise hohen Strompreise in Deutschland und höhere Subventionen in den USA. Das Unternehmen hatte stets die Standortvorteile der Westküste Schleswig-Holsteins betont. Dort wird an Land und auf dem Meer viel Windstrom erzeugt – den die Fabrik in großen Mengen benötigt.

Seit 2021 liefen vor Ort Gespräche über die Ansiedlung. Anfang des Jahres genehmigte die EU-Kommission schließlich Fördermittel und Garantien für das Projekt von Bund und Land von 902 Millionen Euro. Sie unterstützen den Bau der Batteriefabrik mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen mögliche Garantien über weitere 202 Millionen Euro. Von den Fördermitteln entfallen etwa 564 Millionen auf den Bund und bis zu 137 Millionen Euro auf Schleswig-Holstein.
Das schwedische Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Auftragsbestand von mehr als 50 Milliarden Dollar. Kunden sind die Volkswagen-Gruppe, BMW, Scania und Volvo Cars. Im schwedischen Västerås befindet sich ein Forschungs- und Entwicklungscampus für Batteriezellen. Seit 2022 produziert das Unternehmen auch in einem Werk im schwedischen Skellefteå.
Ich hoffe, man hat den Herren Bundeskanzler und
Bundeswirtschaftsminister in Sachen verkehrliche Anbindung auf die Füße
getreten. Die Planungsleistungen für die Elektrifizierung der Marschbahn
sind ja ausgeschrieben, aber dann droht wieder ein langwieriges
Planfeststellungsverfahren, NIMBYs und die üblichen Klagehanselns von
NABU, BUND und DUH stehen schon in den Startlöchern, das Projekt wie
auch den A20-Bau, vor allem die Elbquerung um Jahre und Jahrzehnte zu
verzögern und erhebliche Kostensteigerungen zu verursachen.
Die Forderung an die Bundesregierung muß lauten, die Elektrifizierung
als auch die A20 in die beschleunigte Planung mit aufzunehmen und die
Klagemöglichkeiten und „Bürger“beteiligung massiv einzuzuschränken. In
Dithmarschen plant man in zwei Jahren die ganze Gigafactory, die
Bundesregierung bekommt in der Zeit nicht einmal Baurecht für eine
Telefonzelle.
Auch muß die Forderung kommen, sofort und ohne Verzug in die Planungen
für ein Ersatzbauwerk für die Hochdonner Hochbrücke einzutreten, die
Pläne müssen fertig sein, bevor es die Brücke ist.
Daß für eine Elektrifizierung überhaupt eine Planfestellung nötig ist,
ist Schuld der Bundesgesetzgebung, das gab es in den 1990er Jahren noch
nicht, da hat man mal eben Hamburg-Flensburg/Kiel, Elmshorn-Itzehoe und
Hamburg-Lübeck elektrifiziert. Längst hätten die Mastgründungen schon
begonnen sein müssen, aber man wühlt noch in Papier, da muß der Kanzler
und die Bundesregierung ran, die Gesetze beseitigen, die eine teure und
langwierige Planung erfordern und dann nach Dithmarscher Art nicht
schnacken, sondern machen, das so etwas ewig dauert ist ein Grund, daß
Bürger verdrossen sind.
Wenn da nicht noch in diesem Jahr die ersten Masten Richtung Heide
gesetzt sind, dann ist das einfach zu langsam.
Hans-Ulrich Neumann
Elmshorn
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