Frühjahrsaufschwung am Arbeitsmarkt – Madsens in Sorge um Babyboomer-Lücke

Der Frühjahrsaufschwung am Arbeitsmarkt hält an, wenn auch nicht sonderlich kräftig: Mit Blick auf die jüngste Arbeitsmarkt-Studie hat Minister Madsen einen Appell an den Mittelstand.

Fachkräfte – nicht nur in der Gastronomie, sondern in nahezu allen Bereichen wird es mit dem beruflichen Nachwuchs eng.

Schleswig-Holsteins Arbeitsminister Claus Ruhe Madsen ist mit der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen weiterhin zufrieden: «Der Frühjahrsaufschwung am Arbeitsmarkt hält an, die positive Entwicklung bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ebenfalls. Der zunehmende Fach- und Arbeitskräftemangel droht allerdings zu einer Gefahr für diesen Aufwärtstrend zu werden», sagte Madsen heute zu den jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Demnach sank die Zahl der Arbeitslosen im April um 1,9 Prozent oder um 1.816 Arbeitslose gegenüber dem Vormonat auf einen aktuellen Stand von 91.362 Personen ohne Job. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,7 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Zahl der Arbeitslosen um 4,3 Prozent.

Madsen

«Die von uns bei der Fachhochschule Kiel und dem Kieler Weltwirtschaftsinstitut in Auftrag gegebene Arbeitsmarktprojektion 2035 zeigt, dass das Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsleben den schon bestehenden Fach- und Arbeitskräftemangel verstärken wird. Er wird alle Branchen erfassen und für eine anhaltend hohe Nachfrage an Fach- und Arbeitskräften sorgen», sagte Madsen. Lösungsansätze seien unter anderem eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen, Älteren, Menschen mit Behinderung sowie mehr Zuwanderung aus EU- und Drittstaaten und eine stärkere Automatisierung von Arbeitsabläufen.

Die Landesregierung unterstützt den Prozess mit dem Landesprogramm Arbeit und Projekten im Rahmen der Fachkräfteinitiative. Gefördert werden laut Madsen beispielsweise die Beratungsstellen Frau & Beruf, in denen unter anderem Berufsrückkehrerinnen und Wiedereinsteigerinnen beraten werden. Mit dem im letzten Jahr errichteten Welcome Center Schleswig-Holstein steigere das Land obendrein seine Attraktivität für internationale Fach- und Arbeitskräfte.

Eine weitere Anregung der Arbeitsmarktprojektion greift der Minister ebenfalls auf: „Die Studie empfiehlt einen Zusammenschluss von kleinen Unternehmen zu ,Betreuungsgenossenschaften‘ für die Kinderbetreuung. Die Idee, dass gerade kleinere Unternehmen sich zusammenschließen, um gemeinsam Angebote für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu machen, sollte sich noch viel stärker durchsetzen“, so Madsen.

Einer der Autoren der Studie: Prof. Björn Christensen von der FH Kiel

Die „Arbeitsmarktprojektion 2035“ rechnet bereits 2024 mit spürbaren Folgen der älter werdenden Gesellschaft für den Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein. «Immer mehr Babyboomer gehen dann Richtung Ruhestand und werden uns bis 2035 eine Lücke von 180 000 Fach- und Arbeitskräften bescheren», so Madsen. «Und das bedeutet, dass über zehn Prozent der Stellen im Vergleich zu heute nicht besetzt werden können.»

Gemeinsam mit der Wirtschaft und der Arbeitsagentur hat das Land eine Kampagne gegen den Fachkräftemangel geplant. Unter dem Titel «Gemeinsam für die Fachkräftesicherung in Schleswig-Holstein» will die Landesregierung in den kommenden Monaten eine Reihe regionaler Informations- und Netzwerktreffen anbieten, um gemeinsam mit der Wirtschaft nach Auswegen zu suchen. Laut Projektion wird im Norden mit einem jährlichen Arbeitskräftezuwanderungsbedarf von netto 12.000 bis 13.000 Menschen gerechnet. Durch die Novelle des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes könnten jährlich immerhin rund 2400 Menschen aus dem Ausland gewonnen werden.

Die gesamte Studie steht unter schleswig-holstein.de – Fachkräfteinitiative – Arbeitsmarktprojektion 2035 für Schleswig-Holstein zum Download bereit.

Hinterlasse einen Kommentar