2018 waren 32.000 Fahrzeuge zu schnell auf der Rader Brücke – Land schafft neue Blitzer an

Die vor drei Jahren auf der Rader Brücke bei Rendsburg installierten Blitzersäulen haben bislang fast 55 Millionen Fahrzeuge erfasst und auf Tempoverstöße kontrolliert. Knapp 300.000 Fahrzeuge überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit. Der schnellste Wagen ging mit 224 Stundenkilometern ins elektronische Netz. Knapp 111.000 Fahrer und Fahrerinnen erhielten seit September 2015 eine Anzeige. In diesem Jahr wurden bis Ende November knapp 33.000 Fahrzeugführer angezeigt. Das betraf 11.208 Pkw, 19.986 Lkw, 1.153 Omnibusse, 46 Wohnmobile und 202 Gefahrguttrans­porter. Dabei wurden 20.673 Verwarnungsgelder (bis 55 Euro) und 11.922 Buß­geld­anzeigen (bis zu 600 Euro, 2 Punkte und 3 Monate Fahrverbot) ausgestellt.

Um die Überwachung der Brücke weiter zu verbessern und das marode Bauwerk noch effizienter vor Schwingungs-Schäden zu schützen, plant das Land 2019 die Beschaffung vier zusätzlicher Blitzersäulen. Das kündigte Verkehrs-Staatssekretär Dr. Thilo Rohlfs heute in Kiel an. Er stellte die Auswertung der Daten zusammen mit Ulrich Baschke und Uwe Thöming vom Landespolizeiamt sowie Matthias Paraknewitz vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV-SH) vor.

Rohlfs_kleinRohlfs sagte im Gespräch
mit Journalisten
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Die durchschnittliche Quote der Verstöße im Bereich der Rader Brücke bezifferte Baschke im Vergleich zum Gesamt-Verkehrsaufkommen für 2018 auf 0,55 Prozent. Nach den Worten von Rohlfs kein auffallend hoher Wert. „Allerdings auch kein Grund, sich zurückzulehnen, selbst wenn bei der Zahl der Unfälle im Bereich der Brücke ein leichter Rückgang festzustellen ist“, so der Staatssekretär. Mit den neuen Blitzern will  das Land laut Rohlfs nicht nur den Verkehr weiter entschleunigen, sondern zugleich eine Erfassungs-Lücke schließen: „Nachdem es bis vor einem Jahr noch keine Lösung dafür gab, die Windwarn-Anlage der Brücke mit den Blitzer-Säulen zu koppeln, liegt diese Technik nun vor. Die neuen Anlagen der Firma Jenoptik können nicht nur zwischen Lkw und Pkw unterscheiden, sondern auch erkennen, welche Geschwindigkeits-Beschränkung gerade aktuell gilt.“

Hintergrund: Die Tempo-Anzeige der LED-Schilder der Brücke richtet sich nach der Windstärke. Bei Sturm gilt Tempo 60 für Pkw, bei starkem Wind Tempo 80. Ansonsten ist die Geschwindigkeit auf 100 Kilometer pro Stunde beschränkt. Wird bislang ein Pkw mit mehr als 115 km/h geblitzt, muss die Polizei teilweise aufwändig über Tabellen und per Hand abgleichen, welches Tempolimit zum Verstoß-Zeitpunkt gerade gegolten hat. Viele Geschwindigkeitsverstöße im Fall von Starkwind oder Sturm konnten zudem gar nicht geahndet werden.

Wie Rohlfs sagte, laufen derzeit Gespräche mit dem Kreis Rendsburg-Eckernförde über eine mögliche Beteiligung an den Anschaffungskosten der Blitzer in Höhe von rund 500.000 Euro. Laut Gesetz stehen dem Kreis, in dem die Radargeräte stehen, die Einnahmen aus den Bußgeldern zu. Dem Land verbleiben die geringeren Einnahmen aus den Verwarngeldern.

Fast 43.000 Geschwindigkeitsverstöße waren laut Baschke 2018 nicht auswertbar. Gründe dafür waren entweder Fehl­mes­sungen, nicht erkennbare Kennzeichen oder Fahrerfotos sowie Tempoverstöße von Fahrerinnen und Fahrern aus EU-Ländern, die bislang nicht das EU-Enforcement­abkommen umgesetzt haben – darunter Dänemark. Dabei stammt allein rund ein Drittel aller Lkw auf der Rader Hochbrücke aus Dänemark.

Rohlfs und der zuständige LBV.SH-Ingenieur Matthias Paraknewitz erinnerten daran, dass 2013 bei Routine-Kontrollen starke Schäden in den Betonpfeilern der noch nicht einmal 50 Jahre alten Kanalbrücke entdeckt worden waren. Für mehrere Monate hatte die Brücke  daraufhin für sämtliche Lkw über 7,5 Tonnen gesperrt werden müssen. Nach aktuellen Statik-Berechnungen hält die Stahlkonstruktion der Hochbrücke mindestens noch bis 2026. Die Infrastrukturgesellschaft DEGES plant bereits eine Zwillings-Brücke als Ersatz.

 

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