Eine gute Bahn-Nachricht, die gestern fast untergegangen wäre – heute im sh:z…

Mit knapp 30 Prozent elektrifizierten Bahnstrecken ist Schleswig-Holstein das Schlusslicht unter den deutschen Bundesländern – doch nun schöpft Verkehrsminister Bernd Buchholz neue Hoffnung, dass der Anteil der Gleise mit Oberleitung im Norden bald steigen kann und wenigstens etwas näher an den Bundesdurchschnitt von 54 Prozent heranrückt: Im Entwurf für eine Reform des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes, kurz GVFG, sagt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zu, dass der Bund künftig auch bei regionalen Bahnstrecken fast die gesamten Kosten von Elektrifizierungen übernimmt. Statt 60 Prozent zahlt Berlin dann künftig 90 Prozent. Zudem will Scheuer nun auch gut die Hälfte der Planungskosten beisteuern, die bisher allein die Länder tragen.

Der CSU-Mann reagiert damit auf einen entsprechenden Bundesratsvorstoß seines Kieler Kollegen Buchholz. Der freute sich gestern im Wirtschafts- und Verkehrsausschuss des Landtags über den Erfolg. „Das ist ein gewaltiger Schritt nach vorn“, sagte FDP-Politiker Buchholz. „Das ermöglicht uns im Land, Elektrifizierungsvorhaben tatsächlich umzusetzen.“ Der Minister nannte in diesem Zusammenhang vor allem die Marschbahn, auf der die Züge zwischen Itzehoe und Sylt bisher von Dieselloks gezogen werden. Eine Abschaffung dieser schmutzigen Loks ist nach Buchholz’ Angaben nur durch Elektroloks unter einem Fahrdraht möglich, weil alle anderen Lokomotiven mit sauberen Alternativ-Antrieben wie Batteriestrom oder Wasserstoff zu schwach seien, um die langen Züge auf der Marschbahn zu ziehen. Zwar wäre dann zudem auf den bisher doppelstöckigen Autozügen nach Sylt „eine bauliche Veränderung nötig“, weil Autos nicht einfach oben dicht unter dem Fahrdraht stehen dürften. Aber das Problem sei laut Angaben der Deutschen Bahn „lösbar“, sagte Buchholz.

Zudem rechnet sich Buchholz nun auch gute Chancen auf eine Elektrifizierung der beiden Strecken Kiel-Lübeck und Neumünster-Bad Oldesloe aus. Letztere wäre nicht zuletzt als Ausweichstrecke für Güterzüge von und nach Dänemark nutzbar, wenn sie eine Oberleitung bekäme.

Auf der Strecke Kiel-Lübeck hält Buchholz auch eine Teilelektrifizierung für möglich und denkbar: Weil moderne akku-betriebene Züge sowohl Batterien als Energiequelle an Bord haben als auch Stromabnehmer auf dem Dach, müsse man nicht jede Strecke unbedingt komplett mit Fahrdraht versehen, um dort klimafreundlich fahren zu können, meinte Buchholz: „Wir könnten in naturschutzrelevanten Bereichen sagen: Da lassen wir die Oberleitungen weg – und machen sie nur in anderen Bereichen.“ Henning Baethge, shz.

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