Teilhabechancengesetz brachte 2019 im echten Norden rund 1700 Langzeitarbeitslose in Lohn

Die erste Bilanz des Teilhabechancengesetzes fällt vorsichtig optimistisch aus. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt. Darüber berichtet sh:z-Mitarbeiterin Magret Kiosz 

Staatssekretär Rohlfs und Margit Haupt-Koopmann zogen jetzt erste Bilanz des Teilhabechancengesetzes

Eigentlich wollte Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) mit dem Teilhabechancengesetz 150.000 Langzeitarbeitslose wieder in Lohn und Brot bringen. Sein Angebot an Arbeitgeber: Wer neue Jobs für Langzeitarbeitslose schafft, bekommt fünf Jahre lang Lohnkostenzuschüsse von bis zu 100 Prozent. Doch noch läuft die Aktion zäh: Nach einem Jahr gelang die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt nur bei 40.000 Langzeitarbeitslosen, darunter 1700 Schleswig-Holsteiner.

Trotzdem bewerten Landesregierung und Arbeitsagentur die Entwicklung positiv. „Mich freut, dass so viele Unternehmen Arbeitslosen eine Chance geben“, erklärte der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium , Thilo Rohlfs. Rund 35 Prozent der vermittelten Langzeitarbeitslosen, die mehr als sechs Jahre ohne Job waren, kamen in der Privatwirtschaft unter. 45  Prozent fanden einen subventionierten Arbeitsplatz in der Sozialindustrie, der Rest bei Kommunen und Vereinen.

Hier das Pressegespräch als Livestream

Langfristiges Ziel sei es, anteilig mehr Langzeitarbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, wo sie sich unter marktwirtschaftlichen Bedingungen behaupten müssen, betonte die Chefin der Arbeitsdirektion Nord, Margit Haupt-Koopmann. Die Beschäftigung bei sozialen Trägern sei eine Brückenlösung, die aber gerade bei Menschen mit verfestigter Arbeitslosigkeit Sinn mache

Rund 16 Millionen Euro brachte die Arbeitsagentur für die Förderung der 1700 Jobs 2019 auf. Dieses hohe finanzielle Engagement – pro Kopf und Jahr bis zu 25000 Euro – sei auch angesichts des Fachkräftemangels und wegen der hohen sozialpolitischen Verantwortung des Staates gerechtfertigt.

Als Erfolgsgaranten erweisen sich dabei Coaches, die die Arbeitsintegration begleiten. Exemplarisch berichtet Haupt-Koopmann von einer 39-jährigen Alleinerziehenden mit vier Kindern, die noch nie einen richtigen Job hatte und jetzt als Servicekraft in Teilzeit anfängt. „Viele kennen in ihrem Umfeld niemanden, der einer regulären Arbeit nachgeht“, schildert sie die Vermittlungshindernisse, mit denen Berater der Arbeitsagentur täglich konfrontiert sind. Besonders Frauen brauchen laut Haupt-Koopmann Hilfe auf dem Weg aus der Arbeitslosigkeit. Ihr Anteil an den insgesamt 25.000 Langzeitarbeitslosen im Norden beträgt 45 Prozent – aber nur 33 Prozent der jetzt über das Teilhabegesetz Geförderten seien weiblich.Staatssekretär Rohlfs ist angesichts der guten Ausgangslage im Norden zuversichtlich, dass weitere Erfolge möglich sind. „Wir haben  einen geringeren Anteil von Langzeitarbeitslosen. Bundesweit belegen wir damit Platz fünf, im Vergleich der norddeutschen Bundesländer sogar Platz eins “.

Gut angelegte Millionen

Ein Kommentar von sh:z-Reporter Dieter Schulz

Wenn überall Fachkräfte Mangelware sind, warum müssen dann Arbeitsplätze mit 25.000 Euro pro Kopf und Jahr gefördert werden? Diese Frage ist leicht zu beantworten: Weil es eben in der Regel keine hochqualifizierten Facharbeiter sind, die seit über sechs Jahren keine Job haben. Es sind Menschen, denen aus verschiedenen Gründen geholfen werden muss, wieder Tritt im normalen Arbeitsalltag zu fassen.

Das sind Menschen, die zuallererst überhaupt Struktur in ihrem Leben brauchen. Das ist aber auch die alleinerziehende Mutter, die zeitlich nicht flexibel ist, und da ist der Schulabbrecher, dem elementares Wissen fehlt. Jedes Schicksal ist individuell, daher ist auch der Weg aus der Sackgasse Langzeitarbeitslosigkeit völlig verschieden. Den Betroffenen hier einen Lotsen an die Seite zu stellen, ist da ein wirklich hilfreicher Ansatz.

Für 16 Millionen Euro hat die Arbeitsagentur in Schleswig-Holstein in den vergangenen zwölf Monaten 1700 Langzeitarbeitslosen Jobs vermittelt, jedem Einzelnen von ihnen einen Neustart ermöglicht. Da sind auch im echten Norden schon Millionen-, wenn nicht Milliardenbeträge schlechter angelegt worden. Ich sage nur ein Wort: HSH Nordbank.

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