So will Schleswig-Holstein wieder unter die Top-Ten der Radfahr-Paradiese in Deutschland

Buchholz (Mitte) mit Thomas Möller vom ADFC (links) sowie AOK-Landesdirektor Thomas Haeger im Frühjahr bei der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“

Schleswig-Holstein sattelt auf: Unter dem Motto „Ab aufs Rad im echten Norden“ hat die Landesregierung eine mit Politik und Verbänden erarbeitete Radstrategie Schleswig-Holstein 2030 verabschiedet. Nachdem der Anteil des Radverkehrs im echten Norden seit 2008 leicht gesunken ist und Schleswig-Holstein im Ranking der Flächenländer den ersten gegen den dritten Platz tauschen musste, legt das Land mit der Strategie nun einen Gang zu: Innerhalb der kommenden zehn Jahre soll der Radverkehrsanteil von derzeit 13 auf 30 Prozent erhöht, die Unfallzahlen um 50 Prozent verringert werden und mehr als 40 Prozent aller Gäste sagen: „Die Radfahrmöglichkeiten waren für mich ein triftiger Grund, im echten Norden Urlaub zu machen.“

Wie Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz heute zusammen mit Thomas Möller vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) erläuterte, stellt das Land für diese Ziele in dieser Legislaturperiode zehn Millionen Euro zur Verfügung. Die Mittel sollen für den Radwegeausbau und erste Schritte der Radstrategie genutzt werden.

In Schleswig-Holstein verlaufen aktuell 5.200 Kilometer Radwege an so genannten klassifizierten Straßen. Landesweit sind 77 Prozent aller Bundesstraßen, 64 Prozent der Landesstraßen und rund 41 Prozent aller Kreisstraßen mit Radwegen ausgestattet. Hinzu kommen Radwege an Gemeindestraßen. Zudem sind insgesamt 13 touristische Radfernwege mit 3.000 Kilometern Länge in Schleswig-Holstein ausgewiesen. „Dieses Netz wird von vielen attraktiven Themenrouten ergänzt“, sagte Buchholz.

Fachleute aus Verbänden, Verwaltung und Politik haben in den letzten Monaten die Radverkehrs-Defizite im Land ermittelt und ein Maßnahmen-Paket geschnürt (siehe Anlage) Erreicht werden sollen vor allem drei Ziele:

  1. Erhöhung des Modal-Split-Anteils des Radverkehrs – insbesondere die Steigerung des Umstieg-Potenzials aufs Fahrrad für kurze Wege
  2. Senkung der Unfallzahlen („Vision Zero“)
  3. Schleswig-Holstein unter die Top-3-Länder im Radtourismus bringen

Buchholz: „Konkret heißt das, dass wir bis zum Jahr 2022 den Radverkehrsanteil auf mindestens 15 Prozent erhöhen wollen, bis 2025 auf 22 Prozent und bis 2030 auf 30 Prozent.“ Zudem bestünde das Ziel, die Anzahl der Unfälle, in die Radfahrer verwickelt sind – 2019 waren das fast 4.600 – innerhalb der nächsten zehn Jahre zu halbieren.

Im Gespräch mit Carsten Kock (RSH) sagte Buchholz am Rande der Pressekonferenz zur Radstrategie (Audio starten)

Thomas Möller, Landesvorsitzender des ADFC Schleswig-Holstein, begrüßte die Verabschiedung der Strategie: „Wir freuen uns, dass die Strategie in den letzten Jahren in enger Zusammenarbeit mit den Verbänden und entscheidenden Akteuren entwickelt und viele unserer Forderungen übernommen wurden. Im Prozess wurden die Stärken Schleswig-Holsteins aber auch die zahlreichen Herausforderungen aufgezeigt. Nun ist es an der Zeit, den guten Plan schnell in die Tat umzusetzen“, sagte Möller. „Mit der Radstrategie hat Schleswig-Holstein eine Richtungsentscheidung getroffen. Die Umsetzung – die hoffentlich rasch geschieht – werden wir eng begleiten.“

Mit Blick auf die ADFC-Radreiseanalysen erinnerte Buchholz daran, dass Schleswig-Holstein bei den beliebtesten Radreiseregionen erstmals 2016 genannt wurde und 2018 immerhin auf Platz 5 landete. „Es ist also keineswegs so, dass wir nichts vorzuweisen haben. Fakt ist aber auch, dass wir seit letztem Jahr nicht mehr unter den Top Ten sind.“ Um wieder an die Spitze zu kommen, habe sich die Landesregierung darauf verständigt, das Landesweite Radverkehrsnetz systematisch weiterzuentwickeln, das sowohl die Infrastruktur für den Alltagsverkehr als auch für die touristischen Radverkehre umfasse.

Zu den beschlossenen Projekten des 10-Millionen-Programms in dieser Legislaturperiode zählen laut Buchholz unter anderem der Ausbau des Radwegs an der Landesstraße L 57 zwischen Schönwalde und Lensahn (Kreis Ostholstein), an der L 231 zwischen Grube und Rüting bei Scharbeutz sowie weitere Lückenschlüsse bei Radwegen an Landesstraßen.

Als ein weiteres sichtbares Zeichen der Neuausrichtung werde das Land ein spezielles Infrastruktur-Programm auflegen, bei dem in den kommenden zwei Jahren unter anderem 10.000 Fahrradbügel an öffentlichen Einrichtungen oder Bushaltestellen sowie 100 Selbst-Servicestationen an hochfrequentierten Radstrecken errichtet werden sollen. Zudem soll an einem prädestinierten Bahnhof beispielhaft eine Mobilitätsstation mit Sharing-Angeboten entstehen.

Hier das gesamte Pressegespräch als Livestream-Aufzeichnung

Ein wichtiger Partner bei der Umsetzung der Radstrategie wird unter anderem die Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs in Schleswig-Holstein (RAD.SH) sein, der schon 45 Kreise, kreisfreie Städte und Kommunen angehören und die vom Land gefördert wird. „Wir bündeln als starkes Netzwerk Fachwissen und Informationen rund um den Radverkehr und unterstützen Kommunen bei ihrem Engagement für den Radverkehr“, sagte RAD.SH-Geschäftsführer Dr. Thorben Prenzel.

3 Kommentare zu „So will Schleswig-Holstein wieder unter die Top-Ten der Radfahr-Paradiese in Deutschland“

  1. Wie geht es weiter mit der Strategie? Wann wird sie im Landtag behandelt? Wie sieht es mit weiterm Geld aus? 10 Mio werden kaum reichen?
    Mit freundlichen Grüßen
    Bodo Bachmann

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