Während Bundeskanzlerin Angela Merkel heute Abend beim ARD-Talk von Anne Will teils heftig die Umsetzung der Corona-Maßnahmen durch die Länder kritisierte, debattierten zeitgleich bei „BILD TV“ unter anderem Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) mit Wirtschafts- und Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) und dem Virologen Claus Stöhr über den richtigen Umgang mit der Pandemie. Merkel bezeichnete den jüngsten Bund-Länder-Gipfel zum Vorgehen in der Coronapandemie als »Zäsur«. So könne es nicht weitergehen. Das sehen zwar auch Scheuer, Buchholz und Palmer so, sie plädierten aber – anders als die Kanzlerin – gegen pauschale Maßnahmen und für ein regional sehr differenziertes Vorgehen. Die Stadt Tübingen habe dafür gerade ein Beispiel geliefert.
Beim nächsten Zusammenkommen müsse klar sein, so Merkel bei Anne Will, dass das Ziel nur »gemeinsame Ergebnisse« sein können. Bei einigen Länderchefs herrsche ein falsches Denken vor: »Wir wissen, dass das Kanzleramt streng ist, dann können wir ein bisschen lockerer an die Sache rangehen.« Eine solche Rollenverteilung sei nicht hilfreich. Buchholz unterdessen mahnte mit Zustimmung Scheuers eine deutlich bessere Vorbereitung der Bund-Länder-Treffen an (siehe Video).
Außerdem kritisierte die Bundeskanzlerin, dass das Virus noch immer unterschätzt werde. Nicht alle Ministerpräsidenten seien so »illusionsfrei, anzunehmen, dass das Virus nicht mit sich verhandeln lässt.« Es gebe bei den Länderchefs die »Versuchung, das Positive anzunehmen« – indem man vor allem auf die Wirkung der Schnellttests setze. »Ich halte Testen und Bummeln aber nicht für die richtige Antwort«, erklärte Merkel. Sie plädierte darauf, die Beschlüsse der Corona-Notbremse rigoros umzusetzen – andernfalls müsste der Bund über das Infektionsschutzgesetz intervenieren.
Dazu hier ein paar Schlaglichter und Argumente von Buchholz bei BILD TV – Video starten.
Mit Blick auf das Frühjahr und den Sommer haben sich unterdessen in Schleswig-Holstein die Orte an der Lübecker Bucht auf einen Tourismuskodex geeinigt. Dadurch sollten Alleingänge im Interesse des Tourismus in der Region vermieden werden, sagte die Geschäftsführerin des Ostsee-Holstein-Tourismus (OHT), Katja Lauritzen. Im vergangenen Jahr hatten Urlauber und Tagestouristen vor allem in Timmendorfer Strand und Scharbeutz an der Lübecker Bucht für zum Teil chaotische Verhältnisse gesorgt.
Tagesgäste sind für die Urlaubsorte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Eine Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) in Auftrag des Ostsee-Holstein-Tourismus hat Lauritzen zufolge ergeben, dass im Jahr 2019 rund 58,5 Millionen Tagesgäste an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins für einen Bruttoumsatz von mehr als 1,7 Milliarden Euro gesorgt haben.