
Es könnte für manchen Passagier das Ende von Seekrankheit bedeuten, doch der eigentliche Zweck greift viel tiefer: In einer Kooperation zweier maritimer Betriebe entsteht in den kommenden Monaten in Schleswig-Holstein das weltweit erste mit einer Federung ausgestattete Arbeitsschiff zur Wartung von Offshore-Windkraftanlagen. Die neu gegründete Schiffsbau-GmbH „Wallaby Boats“ aus Kappeln hat sich mit der traditionsreichen Lauenburger Hitzler-Werft zum Bau des so genannten Crew Transfer Vessel (CTV) zusammengetan. Das Schiff soll künftig auch bei höherem Seegang gefahrlos Service-Techniker an ihren Einsatzort in den Offshore-Windparks bringen. Heute wurde die Kooperation in Anwesenheit von Wirtschaftsminister Bernd Buchholz in Lauenburg formell besiegelt.

Das aus Australien stammende Prinzip der Wallaby Boats ist nach Angaben der Konstrukteure ebenso einfach wie verblüffend effektiv: Die Rümpfe des Katamarans sind vom Deck der Kommandobrücke getrennt und stattdessen über vier Federbeinkonstruktionen mit ihm verbunden. Vorbild für die Konstruktion waren Offroadfahrzeuge der Automobilindustrie. Dank dieser Technik ist es möglich, den Einfluss des Seegangs auf die Personen an Bord um mindestens 40 Prozent zu reduzieren, was den Überstieg der Techniker auf Offshore-Windkraftanlagen oder der Lotsen auf Frachter erheblich sicherer macht und den Transportkomfort für Passagiere deutlich verbessert und darüber hinaus auch die Gefahr der Seekrankheit erheblich reduziert. Willkommener Nebeneffekt: Eine deutliche Reduzierung der benötigten Ressourcen beim Bau und im Betrieb der relativ kleinen Fahrzeuge, was den Weg zum angestrebten klimaneutralen „net zero ship“ ebnet.

Den Kooperationsvertrag unterzeichneten die Geschäftsführer Eike Kristian Höper, Wallaby Boats GmbH und Harald Hübner, sowie Marek und Kai Klimenko für die Hitzler Werft.
Buchholz sagte im Anschluss an seinen Werft-Besuch – Audio starten, Pfeil klicken…
Marek Klimenko hat die Hitzler Werft vor wenigen Monaten zusammen mit seinem Sohn und Geschäftspartner Kai übernommen. Zuvor hatte der erfahrene Ingenieur über 30 Jahre lang bei der Hitzler Werft gearbeitet, zuletzt als Konstruktionsleiter. Neu-Geschäftsführer Marek Klimenko sieht die Kooperation der beiden schleswig-holsteinischen Unternehmen als vielversprechenden Schritt, die Innovationskraft im Norden weiter zu stärken: „Unsere Ziele sind die Fortführung des Kerngeschäftes der Hitzler Werft sowie die Erweiterung durch innovative Projekte und alternative Antriebe. Wir freuen uns, von der Wallaby Boats GmbH als Bauwerft ausgewählt worden zu sein. Das Projekt und die Philosophie des Unternehmens passen sehr gut zu unserem Betrieb und unseren Zielen.“
Wallaby-Gesellschafter Achim Fölster, zugleich Mitglied bei den Startup-Förderern „Baltic Business Angels“, sagte: „Ich freue mich, dass ich einen Beitrag dazu leisten kann, dieses innovative Schiffbauprojekt in Schleswig-Holstein umzusetzen und es im internationalen Markt zu platzieren.“ Die Entwicklungsgeschichte des Projekts könne als Beispiel für eine gelungene, zielgerichtete Förderung in Zusammenarbeit mit öffentlichen Instrumenten und Industriepartnern dienen. Das Land Schleswig-Holstein habe einen großen Beitrag zum Erfolg geleistet.