Alle Kraft auf fünf Wachstumsbranchen – so will Buchholz die Ansiedlungen im Land vorantreiben

Gezielte Akquise statt Anwerbung per Schrotschuss-Prinzip: Um beim Wirtschaftswachstum wieder Boden zurückzugewinnen, der Schleswig-Holstein trotz Wachstum seit der Wiedervereinigung verloren gegangen ist, hat die Landesregierung eine umfassende Ansiedlungsstrategie vorgelegt. Erstmals sollen sich Wirtschaftsförderer auf fünf Wachstumsbranchen fokussieren.

„Es besteht Handlungsbedarf“, sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) den Lübecker Nachrichten (Sonntagausgabe). Die Wirtschaftskraft Schleswig-Holsteins liege im bundesweiten Vergleich deutlich unter dem Durchschnitt. Nur 15 Prozent der Bruttowertschöpfung würden hier in der Industrie erzeugt. Bei internationalen Ansiedlungen liege Schleswig-Holstein im bundesweiten Vergleich der Jahre 2012 bis 2020 an drittletzter Stelle. Bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze nehme das Land sogar den letzten Platz ein. 99 Prozent der 123 000 Betriebe hier seien kleine und mittlere Betriebe (KMU) mit weniger als 250 Beschäftigten.

Buchholz am letzten Mittwoch bei der Verleihung des Existenzgründerpreises der „Lübecker Nachrichten“ und der Lübecker Wirtschaft

Zwischen 1990 und 2018 sei der Anteil Schleswig-Holsteins am Bruttoinlandsprodukt Deutschlands von 3,2 Prozent auf 2,8 Prozent gesunken, während etwa Bayern und Baden-Württemberg enorm zugelegt hätten. Vor allem industrielle Arbeitsplätze fehlten, sagte der Minister den LN. Wenn Schleswig-Holstein seine Wirtschaftskraft verbessern und die strukturellen Defizite überwinden wolle, müsse das Land sich um Unternehmensansiedlungen bemühen und sie gezielt fördern.

Um die Ansiedlungsstrategie auf eine fundierte Basis zu stellen, hat die Landesregierung das Frankfurter Institut OCO Global mit einer Analyse beauftragt. „Wir haben uns angeguckt, wo liegen unsere Stärken? Welche Branchen haben Rückenwind, welche nicht?“, sagt Buchholz. Das OCO-Gutachten hat fünf sogenannte Fokusbranchen definiert: Medizin- und Gesundheitswirtschaft, digitale Wirtschaft, Maschinenbau und Elektronik, Ernährungsindustrie und erneuerbare Energien. Für diese Fokusbranchen will das Land eine „proaktive Akquise“ verfolgen, also nicht nur abwarten, sondern verstärkt um Ansiedlungen werben.

Im Gespräch mit Karsten von Borstel von der Industrie- und Handelskammer zu Kiel sagte Buchholz weiter – Video starten

Für die Region Lübeck sieht Buchholz vor allem den Ausbau der bereits starken Branchen Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft sowie der Ernährungswirtschaft als besonders erfolgversprechend an. „Die hochinteressante Achse Hamburg–Lübeck–Oldenburg bringt alle Voraussetzungen für eine starke Entwicklung mit.“ Diese Achse wolle man weiter ausbauen, so der Minister in den LN. Durch den Bau der festen Fehmarnbelt-Querung werde diese Achse auch international enorm an Bedeutung gewinnen.

Es gebe entlang der Achse „Leuchtturmbetriebe“ wie Dräger in Lübeck, Eppendorf in Oldenburg und viele andere. Durch die Medizinische Universität Lübeck und das UKSH habe man hier aber auch „Forschung von Weltrang“. Dazu komme eine dynamische Start-up-Szene, die etwa durch Gateway 49 aktiv gefördert werde. Durch diese drei Faktoren habe man in der Region Lübeck schon jetzt einen starken Kern – das könne andere Firmen anlocken.

Medizintechnik, Gesundheitswirtschaft und Ernährungswirtschaft seien starke Wachstumsmärkte und hätten auch Schnittmengen, etwa wenn es um das Thema personalisierte Ernährung und ihren Einfluss auf die Gesundheit gehe. „Wir haben Firmen wie Brüggen und viele andere, und beim Ernährungscluster Foodregio läuft das alles zusammen“, sagt Buchholz. „Wir sind hier für Life Science ein hochinteressanter Standort, viele Unternehmen aus anderen Regionen merken: Da tut sich etwas.“ Was noch fehlt, sind genügend Gewerbegebiete in den stark nachgefragten Lagen um Hamburg, Kiel und Lübeck.

Hier die gesamte Ansiedlungsstrategie:

Ein Gedanke zu „Alle Kraft auf fünf Wachstumsbranchen – so will Buchholz die Ansiedlungen im Land vorantreiben“

  1. Es wird Zeit die A20 Endlich fertig zu machen das dauert einfach zu lange und der NOK sollte auch mal auf den Neuesten Stand gebracht werden (Brücken, Eisenbahn, u.s.w.) .

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