Buchholz rechnet beim SH-Tourismus mit „heißem Herbst“ und warnt vor überzogenen Preisen

Buchholz bei der Präsentation des Sparkassen-Tourismusbarometers mit Verbandschefin Stephanie Ladwig

Tourismusminister Bernd Buchholz rechnet mit einem kräftigen Schub für die Branche in Schleswig-Holstein im Herbst. «Die Buchungslage für die Monate Oktober und November ist hervorragend im Vergleich zu den Vorjahren», sagte er heute bei der Vorstellung des Tourismusbarometers von Sparkassen- und Tourismusverband in Kiel. «Legt man die Erfahrungen aus dem letzten Jahr zugrunde, dann ist für den Spätsommer und Herbst 2021 ebenfalls ein Erreichen des Niveaus vor Corona realistisch.» Damit könnten die Betriebe einen Teil ihrer Verluste im Zuge der Pandemie aus den ersten vier Monaten des Jahres wieder ausgleichen.

Die Branche sei zwar besser durch die Corona-Krise gekommen als andere Regionen, stehe aber ebenfalls vor großen Herausforderungen, so Buchholz. Auch die Vorsitzende des Tourismusverbands, Stephanie Ladwig, sagt: «Deutschland-Tourismus ist kein Selbstläufer. Der Wettbewerb der Urlaubsziele im In- und Ausland wird kommendes Jahr wieder intensiver, wenn weitere Reisebeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie fallen und der Mittelmeerraum stärker um deutsche Touristen buhlt.»

In den ersten sieben Monaten buchten Urlauber laut Statistikamt Nord 14,8 Millionen Übernachtungen in Schleswig-Holstein, das waren 0,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Gäste ging jedoch um 13,6 Prozent zurück.

Buchholz führte die im Norden bessere Entwicklung der Branche als in ganz Deutschland auch auf die frühzeitige Öffnung ab Mitte April in vier Modellregionen zurück. «Die Modellregionen waren die größte Marketing-Offensive, die jemals für den Tourismus in Schleswig-Holstein stattgefunden hat.» Nur deshalb hätte die Nachfrage im Juni und Juli bereits wieder das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht.

Buchholz sagte bei der heutigen Pressekonferenz des Sparkassen- und Tourismusverbandes weiter (Audio starten)

Der Präsident des Sparkassen- und Giroverbands, Oliver Stolz, betonte, «die positive Entwicklung können wir auch daran ablesen, dass bei den Betrieben im Land nur wenige Kreditausfälle zu verzeichnen sind». Die Branche sei auch aufgrund der Hilfen mit einem blauen Auge davongekommen.

Laut Tourismusbarometer ist die Gästezufriedenheit im Ländervergleich immer noch hoch, aber wie bundesweit auch im Norden leicht gesunken. «Beim Preis-Leistungs-Verhältnis lag der echte Norden im letzten Jahr noch auf Platz 8, dieses Jahr ging es bergab auf Platz 12», sagte Marktforschungsexperte Karsten Heinsohn vom wirtschaftswissenschaftlichen Fremdenverkehrsinstitut dwif.

Das Land habe Wettbewerbsvorteile. «Der Bezug zum Wasser mit Ostsee, Nordsee, Seen- und Flusslandschaften liegt absolut im Trend, genauso wie autarke Unterkunftsformen, wie beispielsweise Camping und Ferienwohnungen beziehungsweise Ferienhäuser.» Heinsohn warnte jedoch: Die durchschnittlichen Zimmerpreise in der Hotellerie seien in Schleswig-Holstein 2020 und 2021 jeweils um 11 Prozent gestiegen.

Nur in Mecklenburg-Vorpommern sind die Zimmer im Jahresdurchschnitt noch teurer. Minister Buchholz mahnte, bei den Zimmerpreisen nicht zu überdrehen.

Sorgen bereiten der Landesregierung nach den Worten von Buchholz vor allem zwei Dinge. Einerseits werde die Suche nach guten Mitarbeitern noch schwerer, weil viele gute Fachkräfte angesichts der Kurzarbeit während des touristischen Lockdowns die Branche gewechselt hätten. Jede fünfte Stelle sei 2020 nicht besetzt gewesen, es drohe akuter Nachwuchsmangel. Zudem bereite die abnehmende Akzeptanz für den Tourismus Sorgen. Vielerorts bildeten sich Bürgerinitiativen bei neuen Hotelprojekten. Es sei eine grundsätzliche Ablehnung neuer Hotel-Projekte zu beobachten, sagte Buchholz.

4 Kommentare zu „Buchholz rechnet beim SH-Tourismus mit „heißem Herbst“ und warnt vor überzogenen Preisen“

  1. Zitat:“ Damit könnten die Betriebe einen Teil ihrer Verluste im Zuge der Pandemie aus den ersten vier Monaten des Jahres wieder ausgleichen.“

    Zum einen vergisst Herr Buchholz offensichtlich, dass das Beherbergungsverbot nicht erst von Januar bis April, sondern bereits zum Oktober 2020 galt und die komplette Weihnachtssaison 2020 flöten gegangen ist. Wir sprechen also von 6 und nicht 4 Monaten Verdienstausfall. Zum anderen kann ein Bett nur einmal belegt werden! Da müsste ich als Ferienhausvermieter schon 6 Personen in einem Bett stapeln, um die Verluste von Oktober 20 bis April 21 im Herbst 2021 auszugleichen…. Wo hat dieser Mann studiert?

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  2. Ich möchte nur kurz erwähnen, dass wir Privatvermieter keinen einzigen Cent Unterstützung bekommen haben. Diese Verluste sind nicht wieder reinzuholen. Den Menschen Ihre Einkommensgrundlage entziehen und keinerlei Entschädigung zahlen ist für much Enteignung. Man hat das Gefühl es spricht ein Blinder über Farbe bei solchen Aussagen.

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  3. Moin Herr Buchholz!
    Seit wann kann man Verluste generieren? Das ist in der Vermietung überhaupt nicht möglich! Und wir sind durch Hilfen nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen? Glauben Sie diesen Schwachsinn eigentlich, den Sie da von sich geben? Rund 70% der Ferienunterkünfte werden von Privatvermietern gestellt und wir haben 0,00€ Hilfe erhalten. Wir persönlich mussten einen Kredit aufnehmen, um einen anderen Kredit bedienen zu können!
    Und Sie selbst haben im letzten Jahr folgendes von sich gegeben, als es darum ging, Familienangehörige zwecks Weihnachtsbesuch zu beherbergen: „Dies gilt nur für gewerbliche Betriebe. In dem Wort Ferienwohnung oder Ferienhaus steckt ja das Wort Ferien drin und das trifft es ja nicht!“ Daraufhin habe ich Ihnen eine Email geschrieben und gefragt, ob Sie denn glauben würden, dass das Virus zwischen gewerblicher und privater Vermietung unterscheiden könne. Ihre Antwort war an Unverschämtheit nicht mehr zu überbieten! Ob wir bei der Lage noch ein Geschäft würden machen wollen… Lustig! Sind gewerblich geführte Ferienunterkünfte (da steckt übrigens auch das Wort Ferien drin) paritätisch unterwegs? Vermieten diese Betriebe zum Selbstkostenpreis oder kostenlos?
    Können Sie nachts noch gut schlafen und in den Spiegel sehen, ohne rot zu werden? Hat es Sie auch nur im geringsten interessiert, wie wir Privatvermieter über die Runden kommen?
    Der Preis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Trotzdem haben wir die Preise nicht erhöht und nächstes Jahr kostet unsere Unterkunft 1,50€ mehr/Nacht. Und wann ist die nächste Diätenerhöhung geplant?
    Sie können sich gerne Mal mit uns Privatvermieter zusammen setzen und das ausdiskutieren. Aber dazu fehlt Ihnen der Mut.

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