Radstrategie beschäftigt Landtag: Koalition packt 168 Projekte an

Fahrradland Schleswig-Holstein? Im Norden gibt es viele Radwege, aber auch Qualitätsprobleme. Vor allem Wurzelaufbrüche bereiten Sorgen. Verkehrsminister Buchholz sucht Kompromisse

Mit einem Sanierungsprogramm will Schleswig-Holsteins Landesregierung in den kommenden zwei Jahren für bessere Radwege in vielen Teilen des Landes sorgen. Zwar nehme das Land eine bundesweite Vorreiterrolle beim Radverkehr ein, sagte Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) heute im Landtag. So gebe es an 80 Prozent der Land- und Bundesstraßen Radwege. Probleme bereite aber die Qualität vieler Strecken, insbesondere auf dem Land und an Alleen.

Die Koalition will 156 Sanierungsprojekte und 12 neue Radwege in Angriff nehmen. Dafür seien im «Land der Alleen» aber Kompromisse notwendig, sagte Buchholz. Denn vielerorts bereiteten Wurzelaufbrüche Probleme. Mancherorts müsse deshalb ein Baum auch mal versetzt oder vor Bäumen auf Alternativen zu Asphalt gesetzt werden. Dies empfänden Radfahrer allerdings als mindere Qualität.

Nach den Worten von Buchholz umfasse die Radstrategie neben Sanierungen auch die Ausstattung von Kommunen mit Rad-Logistik: So werden unter anderem Föhr und Amrum 658 Abstellbügel für Räder bekommen, die Ostseestadt Grömitz 631 Bügel und Dahme 693 Fahrradständer. Zudem erhalte Fehmarn für die Überdachung von 420 Radabstellplätzen an der Inselschule 250.000 Euro.

22 weitere Projekte lägen dem Bund derzeit zur Einwilligung vor, mit einer Entscheidung dazu sei in der nächsten Woche zu rechnen.

Im Landtag sagte Buchholz zur Radstrategie – Video starten

Der SPD-Verkehrspolitiker Kai Vogel kritisierte, dass zahlreiche der in einem Bericht der Regierung genannten Radprojekte erst im Planungsstadium seien. Viele der gut 1100 Kommunen hätten zudem Probleme, sich im Dickicht der Förderprogramme zurecht zu finden. Nötig seien schlankere Programme.

Der CDU-Verkehrspolitiker Lukas Kilian bezeichnete Sanierungsprojekte als notwendig. Nur wenn es vor Ort gute Radwege gebe, seien Menschen bereit das Auto stehen zu lassen und umzusteigen. «Finanziell gibt es so viel Geld für Radwege wie nie.» Man könne fast sagen, dass «Bernd Buchholz zum Jan Ulrich der Landesregierung geworden ist».

Allein bis Ende 2023 stehen für den Ausbau des Radverkehrs in Schleswig-Holstein voraussichtlich gut 40 Millionen Euro vom Bund bereit. Das Geld ist auch für die Instandhaltung von Radwegen und das Fahrradparken an Schnittstellen zu Bussen und Bahnen gedacht.

Mittlerweile wurden 68 kommunale Projekte angemeldet, für 46 gebe es bereits Zusagen des Bundes, sagte Buchholz. Ihm zufolge wurden in den Jahren 2019 und 2020 bereits etwa 50 Kilometer Radwege an Bundesstraßen saniert, im laufenden Jahr weitere 18 Kilometer. An Landesstraßen traf das 2019/20 auf 120 Kilometer Strecke und 2021 auf 80 Kilometern zu.

Ziel der Landesregierung ist es, mehr Menschen zum Fahrradfahren zu bewegen. Bis 2030 sollen demnach 30 Prozent der Verkehrsteilnehmer mit dem Rad unterwegs sein. Parallel will das Land unter die ersten drei Bundesländer beim Radtourismus kommen. Das will die Regierung durch einen Ausbau der Radwege und eine Erhöhung der Verkehrssicherheit für Radler erreichen.

Hier der gesamte Bericht zur Radstrategie

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