Feierliches Ende einer sechsjährigen Hängepartie: Die weltweit bekannte Schwebefähre pendelt seit heute wieder unter der Rendsburger Eisenbahnhochbrücke von Ufer zu Ufer des Nord Nord-Ostsee-Kanals. Der Neubau, der dem über 100 Jahre alten Orginal täuschend ähnlich sieht, kostete 13,5 Millionen Euro.

Wasserfontänen und Hupkonzert der Feuerwehr, ein Shanty-Chor und auch ein Karussell – mit einem kleinen Volksfest feierten die Rendsburger und Osterrönfelder heute die Rückkehr eines Wahrzeichens. Sechs Jahre nach einer folgenschweren Kollision mit einem Frachter setzte sich das Stahl-Vehikel mit prominenten Gästen sowie vielen Fans und Anwohnern von Osterrönfeld aus in Bewegung und erreichte in weniger als zwei Minuten die Rendsburger Seite.
«Ich wünsche der Fähre stets die nötigen drei Meter Luft unter dem Kiel», sagte Schleswig-Holsteins Verkehrs-Staatssekretär Thilo Rohlfs (FDP). Und seine Parteifreundin Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin aus dem Bundesverkehrsministerium, ergänzte: «Auf der ganzen Welt gibt es nur acht solcher Fähren und im Neubau ist allerneueste Technik verbaut, so dass die Schwebefähre nun erneut möglichst 100 Jahre ihre Arbeit verrichten kann». Für die Bundesregierung habe nach der Havarie schnell festgestanden, alles zu veranlassen, «dass dieses historische und für die Region wichtige Verkehrsmittel in seinem filigranen Erscheinungsbild ersetzt wird», so Kluckert.
Ein paar Impressionen der heutigen Feier:
Die 1913 in Dienst gestellte Schwebefähre war am 8. Januar 2016 bei schlechter Sicht mit dem Frachter «Evert Prahm» zusammengestoßen. Sie wurde durch die Kollision völlig zerstört. Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung kam später zu dem Ergebnis, dass Nachlässigkeit sowohl beim Führer der Fähre als auch auf der Brücke der «Evert Prahm» zu dem Unglück führten. Bei der Kollision wurden zwei Menschen verletzt, einer davon schwer.

Rendsburgs Bürgermeisterin Janet Sönnichsen bezeichnete die Schwebefähre als einzigartiges Baudenkmal. «Es tat weh, die Fähre nicht an der Brücke zu sehen.» Das Herz der Menschen der Region hänge an ihr. Sie wolle weiter dafür kämpfen, dass die Fähre den Status erhält, den sie verdient. Nach dem Willen der Stadt soll die Fähre als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt werden.
Osterrönfelds Bürgermeister Hans-Georg Volquardts sagte, auch ohne den Titel bleibe die Fähre eine Attraktion. Rein optisch komme sie dem Original nahe und werde von den Menschen ebenso viel Wertschätzung erfahren. Und auch für Staatssekretär Rohlfs ist klar: «Weltkulturerbe hin oder her, die Schwebefähre ist ein Wahrzeichen für die ganze Region.»
Die neue Fähre hängt an über 30 Meter langen Stahlseilen und kann vier Autos sowie 100 Menschen befördern. Sie überquert den Kanal auf ihrer rund 125 Meter langen Strecke in drei Metern Höhe über dem Wasser. Die Überfahrt dauert nur 90 Sekunden.

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister und Tourismusminister Bernd Buchholz sieht in der Fähre auch einen Anziehungspunkt für viele Touristen aus dem Binnenland. Seit Jahrzehnten sei das Unikum für Urlauber ein beliebtes Ausflugsziel, sagte Buchholz der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb dürfe der Blick nicht allein auf die Kosten gerichtet werden.
«Die neue Schwebefähre ist ein technisches Glanzstück, das mit umfangreichem und detailliertem Expertenwissen und mit viel Herzblut gebaut wurde», erläuterte der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte. Nach Behördenangaben nutzten die Schwebefähre bis 2016 täglich rund 1700 Radfahrer und Fußgänger. Sie mussten in den vergangenen Jahren einen anderen Weg nehmen, beispielsweise den nur 1500 Meter entfernt gelegenen Fußgängertunnel nutzen. Außerdem fuhren früher täglich rund 350 Autos mit der Schwebefähre. Die Eisenbahnhochbrücke und die Schwebefähre stehen seit 1988 unter Denkmalschutz.