
Das geplante LNG-Importterminal in Brunsbüttel befindet sich unter dem Druck des Kriegs in der Ukarine wieder klar im Vorwärtsgang: Wie das Konsortium „German LNG“ heute mitteilte, hat die Bundesregierung gestern über ihre Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zusammen mit der niederländischen Gesellschaft Gasunie und dem deutschen Energiekonzern RWE die Absicht bekundet, nun gemeinsam ein Terminal für den Import von Flüssigerdgas (LNG) am Standort Brunsbüttel zu errichten. Die KfW wird über eine finanzielle Einlage für die Bundesregierung einen Anteil von 50 Prozent am LNG-Terminal übernehmen. Betreiberin des Terminals wird Gasunie.

Buchholz sagte dazu weiter – Audio starten, Pfeil klicken…
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und Wirtschaftsminister Bernd Buchholz begrüßten diesen Durchbruch: «Damit kann unser weit fortgeschrittenes Planfeststellungverfahren für das 500-Millionen-Projekt an der Westküste ungebremst weitergeführt werden – und ich bin zuversichtlich, dass diese Anlage dann in den kommenden vier bis fünf Jahren auch fertiggestellt werden kann“, sagte Buchholz. Für eine schnelle Realisierung des Terminals sei dieser Schritt «zwingend nötig» gewesen – und auch die Staatsbeteiligung sei in dieser geopolitischen Ausnahmesituation dabei eindeutig der richtige Weg.
Auch nach den Worten von Ministerpräsident Daniel Günther müsse das Ziel sein, das Terminal «im Interesse einer stabilen und sicheren Energieversorgung mit Gas in Deutschland zügig fertigzustellen». Die Landesregierung und ihre Planungsbehörden würden alles unternehmen, um das Projekt mit Hochdruck voranzutreiben und zum Erfolg zu führen.
Nach Angaben des Betreiber-Konsortiums German LNG seien die bisherigen Gesellschafter zudem einvernehmlich zu dem Ergebnis gekommen, dass Gasunie der beste Partner für die Bundesregierung sei. Die Vopak LNG Holding B.V. sowie die Oiltanking GmbH, ein Tochterunternehmen der Marquard & Bahls AG, werden nach gemeinsamer Aufbauarbeit spätestens bis Mai 2022 aus dem Gesellschafterkreis ausscheiden.

Dazu sagte Kees van Seventer, Präsident von Vopak LNG: «Die staatliche Beteiligung und die Führung von Gasunie ermöglichen die notwendige beschleunigte Realisierung des Terminals. Dies ist im Interesse einer gesicherten Energieversorgung Nordwesteuropas. Die Rahmenbedingungen einschließlich der kommerziellen Bedingungen dieser staatlichen Beteiligung und einer privaten Eigentümerschaft sind jedoch unterschiedlich, so dass Vopak und Oiltanking beschlossen haben, sich nicht weiter an der Umsetzung des Projekts zu beteiligen. Wir wünschen dem Projekt den größtmöglichen Erfolg.»

Geschäftsführer bleibt Dr. Michael Kleemiß. Der 54-Jährige verfügt über fast 25 Jahre Erfahrung im Erdgasgeschäft, sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden. Kleemiß versprach, das Terminalprojekt zügig voranzubringen. Das im Vorjahr begonnene Planfeststellungsverfahren werde mit Hochdruck weiter vorangetrieben. Außerdem werde das Konsortium des Generalübernehmers (EPC) Cobra/Sener beauftragt, umgehend mit den vorbereitenden Arbeiten zu beginnen.

Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH sowie Sprecher der Werkleiterrunde des ChemCoast Park Brunsbüttel sagte: „Wir fühlen uns bestätigt in unserer langjährigen Forderung für den Aufbau einer alternativen Importinfrastruktur zur Diversifizierung der deutschen Erdgasbezugsquellen. Wir freuen uns sehr, dass Gasunie, mit denen wir bereits seit 2014 hinsichtlich der Entwicklung des LNG-Terminalprojektes in einem engen Austausch stehen, nun das Projekt gemeinsam mit dem Bund und RWE als weiteren Projektpartner umsetzen will. Damit wurden die Fakten geschaffen, mit denen der Bau des LNG-Terminals am Standort Brunsbüttel zeitnah realisiert werden kann, um unter anderem die Abhängigkeit vom russischen Erdgas zu verringern. Für den Industrie- und Hafenstrandort Brunsbüttel sind das herausragende Neuigkeiten und das Projekt, dass wir vor über zehn Jahren begonnen haben biegt nun auf die Zielgerade ein.“
Gegenstand des Brunsbütteler Projekts ist unter anderem ein Schiffsanleger mit zwei Anlegemöglichkeiten für Schiffe bis zur so genannten QMax-Größe sowie Anlagen zur Verteilung des LNG per Tankkraftwagen, Eisenbahnkesselwagen und kleineren Schiffen. Die eingereichten Unterlagen dienen auch der Feststellung der Zulässigkeit des geplanten Terminals am Standort. Das geplante Terminal in Brunsbüttel wird für den Import und die Weiterverteilung von LNG errichtet. Es wird über zwei LNG-Tanks mit einer Kapazität von jeweils 165.000 Kubikmetern sowie eine LNG-Regasifizierungsanlage verfügen. Das Terminal wird damit eine Kapazität haben, um bis zu acht Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr in das Netz einzuspeisen.