
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz hat sich am Abend über die Lage der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) informiert und mit Geschäftsführer Philipp Maracke über mögliche Beiträge der FSG zur Zukunftsfähigkeit der Marine gesprochen. «Wir hatten ein wirklich konstruktives Gespräch», sagte Maracke. Es habe einen grundsätzlichen Austausch über die Auftragslage gegeben, die sich gut entwickele. In der Gruppe Nobiskrug-FSG gebe es insgesamt sechs Aufträge. «Wir haben uns auch über den Marineschiffbau ausgetauscht.» In diesem Markt wolle man wieder verstärkt mitmischen. «Wir arbeiten an Angeboten, aber auch an einem konkreten Auftrag.»
Man könne zudem im Kontext der angespannten weltpolitischen Lage der Marine Kapazitäten anbieten. Buchholz sagte, auch im Marineschiffbau habe die Werft eine Expertise. «Das werden wir in Berlin sicherlich an den unterschiedlichen Stellen auch noch mal platzieren.»
Bereits Anfang des Monats hatte die Werft in einem Brief an die Bundestagsabgeordneten angesichts des angekündigten Sondervermögens von 100 Milliarden Euro für Investitionen in die Bundeswehr mit ihrer Expertise im Marineschiffbau – und der Möglichkeit sofort loslegen zu können – geworben. «Wir können unmittelbar hochindustrialisierte Fertigungskapazitäten zum Bau weiterer Lose existierender Klassen bereitstellen», heißt es in dem Brief. Man könne die Deutsche Marine mit hochwertigen Schiffen versorgen und einen Beitrag zur Stärkung der Verteidigung leisten. Die FSG hat unter anderem Einsatzgruppenversorger des Typs 702 (Berlin-Klasse) entwickelt und gebaut. Darüber hinaus wurden für das britische Verteidigungsministerium sechs Mehrzweck-RoRo-Schiffe der Point-Sealift-Klasse geliefert.

Der russische Überfall auf die Ukraine scheint unterdessen auch zu einem strategischen Umdenken in der Chefetage des Essener Stahlkonzerns Thyssen-Krupp zu führen. Der mögliche Verkauf der Kieler U-Boot-Werft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) ist nach Einschätzung von Buchholz vom Tisch. «Nach meinen Informationen will sich der Konzern nicht von seinem Ableger trennen», sagte der FDP-Politiker heute der Deutschen Presse-Agentur.
Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hatte auf der Hauptversammlung im Februar gesagt, für TKMS «neben dem Stand-alone-Szenario auch mögliche Partnerschaften und Konsolidierungsoptionen» zu prüfen. Zuletzt hatte die Werft Milliardenaufträge für sechs U-Boote für Deutschland und Norwegen sowie über drei weitere U-Boote für Israel abgeschlossen.
Die Auftragsbücher der Kieler Werft seien voll, sagte Buchholz: «Deshalb hat der Konzern hier auch eine Beschäftigungsgarantie bis 2029 gegeben – welches Unternehmen kann das schon?» Mit dem Ukraine-Krieg sei auf furchtbare Weise ins Bewusstsein gerückt, dass Verteidigung und Wehrtechnik gebraucht werden, um die Bundeswehr mit dem besten Material auszustatten und zu schützen, aber auch, um Aggressoren etwas entgegensetzen zu können. «Das mag auch mit ausschlaggebend sein, dass Thyssenkrupp die Werft nun behalten will.»
Natürlich rechneten sich Unternehmen auch Chancen aus, bei der Umsetzung des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens für die Bundeswehr dabei zu sein, sagte Buchholz. «TKMS gehört mit Sicherheit dazu.» Erforderlich sei zumindest eine bessere Kooperation zwischen den Werften in Deutschland. «Seit wir auch den Überwasserschiffbau als Schlüsseltechnologie eingestuft haben, wäre es nicht falsch, in Deutschland ein Konsortium zu bilden, das diese Aktivitäten vielleicht in einer großen Firma versammelt», sagte Buchholz. Er werde mit den Beteiligten weiter darüber sprechen.