„nordbahn“ bekommt Zuschlag für Akku-Netze im Norden und im Osten des Landes

Neuer Betreiber auf den Bahnlinien Flensburg-Eckernförde-Kiel sowie St.-Peter-Ording-Husum-Rendsburg: Ab Dezember 2023 wird die „nordbahn“ den Verkehr im so genannten Akkunetz-Nord erbringen.

Das Akkunetz Ost-West bleibt unterdessen bis 2030 weiter in der Regie der „nordbahn“ – nur mit neueren Zügen. Verkehrsminister Bernd Buchholz unterzeichnete heute bei der NAH.SH entsprechende Verkehrsverträge mit dem Unternehmen.

Buchholz (Mitte) mit Holger Kratz (links) und Dr. Eduard Bock – Geschäftsführer der „nordbahn“

Wie Buchholz sagte, setze Schleswig-Holstein als erstes Bundesland in Deutschland in großem Stil moderne Akkutriebzüge ein. Die elektrischen Züge werden auf Strecken fahren, die nicht über Oberleitungen verfügen. Die Aufladung der Akkus – ausschließlich mit Ökostrom – findet dann an den größeren Bahnhöfen statt. Das ermögliche eine schnelle Umstellung vom Dieselbetrieb auf einen elektrischen Betrieb.

Der Nahverkehr wird damit nicht nur emissionsfrei sondern auch komfortabler: deutlich größere Beinfreiheit, breitere und bequemere Sitze, gratis-WLAN, zahlreiche Informationsmonitore mit Echtzeitinformationen, Steckdosen und Tische an jedem Platz sowie mehr Fahrradstellplätze. Diese Qualitätskriterien der NAH.SH gelten zukünftig auch in den weiteren Akkunetzen.

Buchholz sagte bei der Vertragsunterzeichnung weiter – Audio starten, Pfeil klicken…

Das Akkunetz Nord umfasst die Linien Flensburg – Eckernförde – Kiel, St.-Peter-Ording – Husum und Husum – Rendsburg – Kiel, auf denen bislang DB Regio fährt. Das Akkunetz Ost-West umfasst die Strecken Büsum – Heide – Neumünster und Neumünster – Bad Oldesloe. Dort fährt aktuell bereits die nordbahn. Die nordbahn hat sich im europaweiten Vergabeverfahren in beiden Netzen gegen die übrigen Bieter durchgesetzt. Sie übernimmt alle interessierten Lokführer und Lokführerinnen von DB Regio, sucht aber noch weiteres Personal für die neuen Leistungen.

Mit den neuen Verkehrsverträgen wird laut Buchholz auch der Fahrplan für die Reisenden attraktiver. So werden zusätzliche Fahrten in den Tagesrandzeiten angeboten und die RB Kiel – Rendsburg wird verlängert bis nach Rendsburg-Seemühlen.

Buchholz: „Die heutigen Unterschriften bilden den Abschluss des großen Vergabeverfahrens zum Einsatz von Akkutriebzügen in Schleswig-Holstein. Das ist ein wichtiger und großer Schritt, Schleswig-Holsteins Schienenpersonennahverkehr bis 2030 klimaneutral aufzustellen. Mit den hier eingesetzten Zügen werden auf den zahlreichen Bahnstrecken ohne Oberleitung jedes Jahr ca. 10 Millionen Liter Diesel eingespart und jährlich ca. 26.000 Tonnen CO2 vermieden. Ich bin stolz, dass unser Bundesland Vorreiter in Sachen Energiewende im ÖPNV ist.“

„Wir freuen uns, dass wir unsere beiden Linien von Neumünster nach Bad Oldesloe sowie nach Büsum erfolgreich verteidigen konnten und darüber hinaus mit dem Verkehr auf weiteren Linien im Akkunetz betraut wurden“, so nordbahn-Geschäftsführer Dr. Eduard Bock. „Für uns ist das eine Bestätigung unserer Leistungen, die wir in Schleswig-Holstein bereits seit 2002 erbringen. Nach der Übernahme der Netz-Mitte-Linien RB61/71 im Jahr 2014 wachsen wir nun durch die Verkehre im Akkunetz erneut. Dank dieses kontinuierlichen Wachstums nehmen wir eine zunehmend größere Rolle im schleswig-holsteinischen Nahverkehr ein – eine Aufgabe, die wir gerne annehmen.“

nordbahn-Zug des Typs Stadler Flirt3 auf der Fahrt von Elmshorn nach Herzhorn. Die sieben 5-teiligen und acht 6-teiligen Flirt3 sind elektrisch angetrieben und werden auf den Linien RB61/71 im Netz Mitte Schleswig-Holstein eingesetzt. Die nordbahn fährt auf den Linien RB 61 Itzehoe – Hamburg-Hauptbahnhof und RB 71 Wrist/Itzehoe –Hamburg-Altona im Auftrag der beiden Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, vertreten durch NAH.SH. Die Züge werden in Elmshorn geflügelt. nordbahn, September 2015.

Der Hintergrund zum Vergabeverfahren:

Vor fast vier Jahren hat das Land Schleswig-Holstein das Vergabeverfahren „SH-XMU“ mit dem Ziel gestartet, möglichst emissionsfreie Fahrzeuge für den Schienenverkehr zu beschaffen und gleichzeitig die Wettbewerbssituation bei Fahrzeugen und Verkehrsleistung zu verbessern.

Das Verfahren gliederte sich in vier Vergaben:

In der Vergabe SH-XMU I war die Stadler Pankow GmbH am 1. Juli 2019 als Entwickler, Hersteller und Lieferant der 55 Züge ausgewählt worden. Stadler wird außerdem für 30 Jahre für die Instandsetzung der Züge verantwortlich sein. Die Fahrzeuge für den Betrieb werden den künftigen Verkehrsunternehmen damit gestellt. Auch für die Instandhaltung sind sie nicht verantwortlich. Das übernimmt Stadler mit einem neuen Instandhaltungswerk, das in Rendsburg gebaut wird. Mit der Umstellung der Verkehrsverträge auf das Bruttoprinzip geben die Verkehrsunternehmen außerdem erstmalig die Erlösverantwortung an das Land ab. Die neuen Betreiber sind dabei auch vertraglich verpflichtet, das Personal der bisherigen Betreiber zu den bisherigen Konditionen zu übernehmen.

Das Land hat nach erfolgreicher zweiter Ausschreibung (Vergabe SH-XMU II) die Paribus Holding GmbH & Co KG beauftragt, die Züge zu kaufen und anschließend für 30 Jahre an die vom Land auszuwählenden Eisenbahnverkehrsunternehmen zu vermieten. Das Hamburger Unternehmen wird damit die erste große Beschaffung von modernen Batterietriebzügen in Deutschland sowie in der EU finanzieren. Dazu nimmt Paribus eine vom Land gewährte Kapitaldienstgarantie in Anspruch und kann so eine günstige Finanzierung sicherstellen. Paribus wird zusätzlich die Bauphase technisch begleiten.

Um eventuellen Anfangsschwierigkeiten bei der neuen Antriebstechnologie zu begegnen und eine reibungslose Einführung der neuen Akkutriebzüge zu erleichtern, soll der Fahrzeughersteller Stadler ab November 2022 zunächst eine Vorserie von fünf Triebzügen ausliefern. Die restlichen Triebzüge sollen dann ab Mai 2023 bis Mitte 2024 sukzessive in Betrieb genommen werden.

Für die Übergangszeit von Dezember 2022 bis Dezember 2024 hat das Land nach einer weiteren Teil-Ausschreibung (Vergabe SH-XMU III) DB Regio beauftragt, eine Transferflotte bereitzustellen. Diese umfasst 22 Dieseltriebzüge des Typs Coradia Lint 41 von Alstom für den Betrieb und bis zu vier weitere als Werkstattreserve. Die Fahrzeuge, die bereits heute in den Netzen Ost und Nord eingesetzt werden, sollen in Kiel instandgehalten werden.

Die Vergabe SH-XMU IV (Akkunetz) schließlich beinhaltete die Verkehrsleistung. Diese wurde in drei Netze (Ost, Ost-West und Nord) aufgeteilt. Für Netz Ost (Teil-Betriebsaufnahme im Dezember 2022 zwischen Kiel-Gaarden – Oppendorf) wurde die Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE), für die beiden anderen die nordbahn beauftragt.

Mehr zum Akkunetz gibt es unter: akkuzug.nah.sh

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