
Drohender Rezession und ausgebremstem Seehandel in Europa zum Trotz: Aufgrund der gut ausgebauten Infrastruktur in den Ostseehäfen und der engen Partnerschaft der Häfen in den westlichen Anrainerstaaten funktioniert der Güteraustausch noch recht reibungslos. Das war am Nachmittag und Abend Tenor aller Gespräche und Podiumsbeiträge rund um den diesjährigen Deutsch-Finnischen Hafentag in Lübeck. Bei einem Pressegespräch mit Wirtschafts- und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen machten sowohl die Botschafterin der Republik Finnland, Anne Sipiläinen, als auch Annaleena Mäkilä, Geschäftsführerin der Finnish Port Association, deutlich, dass die Häfen in Finnland bereits in die Zukunft schauen und an einer Intensivierung ihrer Kooperation arbeiten. Mäkilä betonte in dem Zusammenhang die aus ihrer Sicht «dringende Notwendigkeit des Nato-Beitritts von Finnland und Schweden für einen sicheren Ostseehandel in den kommenden Jahrzehnten».

Im Gespräch mit Journalisten sagte Madsen am Rande der Pressekonferenz – Audio starten, Pfeil klicken…
Gastgeber des mittlerweile 7. Hafentags waren neben Bernd Jorkisch, Honorarkonsul der Republik Finnland in Lübeck, Sebastian Jürgens, Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) sowie Jan Lindenau, Bürgermeister der Hansestadt Lübeck. Mehr als 300 Vertreter der Hafenwirtschaft aus mehreren Ländern nahmen an der Konferenz in der Musik- und Kongresshalle Lübeck teil.
Die Landesregierung in Kiel sei sich der Rolle des Lübecker Hafens als zentraler Knoten innerhalb der europäischen Verkehrsnetze sehr bewusst, betonte Madsen in seinem Grußwort: «Die langjährige Partnerschaft mit Finnland basiert auf Vertrauen und Verlässlichkeit auf beiden Seiten. Lübecks Hafen ist trotz der Krise gut aufgestellt und weiter dabei, seine Infrastruktur leistungsfähig und umweltgerecht zu modernisieren.» Die Reedereien in Finnland und Deutschland würden zudem ihren Teil dazu beitragen, die Ostseeverkehre effizient und umweltfreundlich anzubieten.
Allerdings erinnerte Madsen auch daran, dass die Reedereien in Zukunft beim Bau neuer Schiffe die vorhandene Hafeninfrastruktur akzeptieren müssten. «Die Häfen können sich nicht endlos den immer größer werdenden Schiffen anpassen, zumal immer neue Umweltanforderungen sie vor enorme Herausforderungen stellen», so der Minister. «Gut, dass Lübeck zum transeuropäischen Kernnetzwerk des TEN-T gehört. Sinnvollerweise sollten die Korrespondenzhäfen in Finnland ebenfalls an Bord bleiben», sagte Madsen.
Hier ein Mitschnitt des gesamten Pressegesprächs – Video starten:
„Innovationsdynamik, Digitalisierung und Nachhaltigkeit spielen außer Sicherheit und Frieden eine immer relevantere Rolle – in allen Feldern hat der Ostseeraum an Bedeutung für Europa gewonnen“, sagte Bernd Jorkisch. „Gerade die Republik Finnland, mit ihrer besonderen geopolitischen Lage in Europa, beweist durch das aktuelle Handeln Solidarität, Tatkraft und Weitsicht.“ Der Lübecker Hafen sei weiterhin die Drehscheibe für den Warenaustausch zwischen Finnland und Zentraleuropa.
Hier setzte LHG-Chef Sebastian Jürgens an: „Lübeck ist im Rahmen des europäischen TEN-T Verkehrssystems Brückenkopf und Kernnetzhafen für diesen Korridor, der das Mittelmeer mit Skandinavien verbindet. Finnland ist mit seinen Häfen ein starker Partner in dieser wichtigen Verkehrsachse. Umso mehr fordern wir, die beiden Partnerhäfen Pietasaari und Käskinen weiterhin als Korridorhäfen zu führen und nicht zugunsten einiger Mittelmeerhäfen aus diesem eingespielten System herausfallen zu lassen.“