Studie: Bis 2030 fehlen 120.000 Fachkräfte – von Lkw-Fahrern bis zu Gebäudetechnikern

Welche Weichenstellungen braucht Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einem modernen grünen Industrieland? Um diese Frage zu beantworten und eine passende Strategie zu entwickeln, hat die Landesregierung jetzt die Studie „Ökologische Transformation in Schleswig-Holstein“ vorgelegt.

Gebäudetechnik ist einer der Haupt-Mangelberufe der kommenden Jahre.

Eine der Kernaussagen der Expertinnen und Experten des beauftragten Prognos-Instituts: Vorausgesetzt, es ändert sich bis 2030 nichts an den Erwerbsquoten und Berufsvorlieben, werden in sieben Jahren insgesamt 120.000 Arbeitskräfte fehlen. Jeder zehnte Job könne dann nicht besetzt werden. Derzeit fehlen schon 80.000 Arbeitskräfte – jede 16. Stelle bleibt frei. Am größten wird der Mangel künftig in vielen klimaschutzrelevanten Branchen sein. In diesen Berufsgruppen werde es „in 80 Prozent der Fälle teils deutliche Engpässe geben“, heißt es in der Studie. Zur gesamten Studie geht es HIER

Zu dem Prognos-Gutachten sagte Wirtschafts- und Arbeitsminister Claus Ruhe Madsen – Video starten...

Nach den Worten von Madsen plant sein Haus in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft ein Klimaschutz-Fachkräfteprogramm, dass das Fachkräfteangebot in wichtigen Branchen sichert. So werden zum Beispiel in der Gebäudetechnik bis 2030 fast ein Drittel unbesetzte Stellen erwartet – in absoluten Zahlen wären das mehr als 5.000 Arbeitskräfte. „Im Bereich der Fahrzeugführung im Straßenverkehr gehen wir sogar von 10.000 fehlenden Arbeitskräften aus – aber ohne qualifizierte Kräfte an diesen Stellen wird die Energiewende schwer umsetzbar sein“, so der Minister.

Grund für die Verschärfung des Mangels ist erwartungsgemäß vor allem der demografische Wandel: Ohne ein Gegensteuern leben laut Prognos in Schleswig-Holstein in sieben Jahren 108.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter weniger als heute. Das Arbeitskräfteangebot sinkt daher viel stärker als die Nachfrage, die zwar bis 2030 ebenfalls schrumpft, aber nur um 40.000. In der kurzen Frist bis 2025 steigt sie sogar zunächst noch mal etwas.

Besonders stark wird der Mangel bei Gebäudetechnikern sein: Hier kann schon bald fast jede dritte Stelle nicht besetzt werden – das sind allein in diesem Beruf gut 5000 Fachkräfte, die fehlen. Auch Fahrer von Baggern, Lastwagen und Bussen werden dringend gebraucht. Groß ist die Lücke auch bei weiteren Arbeitskräften auf dem Bau, etwa bei Bauplanern, Tiefbaukräften oder Bodenverlegern.

All diese Berufe sind deshalb wichtig für den Klimaschutz, weil etwa Maßnahmen zur Energiewende wie neue Windparks oder Stromleitungen „in der Regel zunächst einen Umbau oder eine Neuerrichtung der Infrastruktur erfordern“, schreiben die Gutachter. Umweltschutztechniker dagegen werde es künftig eher zu viele geben. Arbeitsminister Claus Ruhe Madsen Madsen bilanzierte heute gegenüber dem Schleswig-holsteinischen Zeitungsverlag (sh:z): „Die Studie führt uns vor Augen, dass die Klimaretter von morgen nicht nur aus den Hörsälen kommen – wir brauchen auch diejenigen, die in erster Reihe mit anpacken.“

Mangelbranche Gastronomie: Hier beziffern die Prognos-Experten die Lücke auf 7.000 Beschäftigte

Auch in Branchen, die für den Kilmaschutz weniger wichtig sind, drohen große Probleme. So werden 2030 in der Gruppe der Erzieherinnen und Sozialarbeiter fast 11.000 Beschäftigte fehlen, bei den Reinigungskräften fast 10.000 und in Tourismus und Gastronomie fast 7000. Zum Schließen der Arbeitskräftelücke empfehlen die Studienautoren unter anderem, in Schulen für die Mangelberufe zu werben. „Eine gezielte berufliche Orientierung für klimaschutzrelevante Berufe kann helfen, Jugendliche für diese Berufe zu begeistern“, schreiben sie. Um zudem mehr Hochschulabsolventen im Land zu halten, sollten die Studierenden früh Kontakt zu hiesigen Unternehmen bekommen können.

Madsen erinnerte in dem Zusammenhang an das von der Landesregierung unter dem Dach der WT.SH geplante „Welcome Center“ in Kiel, um ausländische Fachleute anzulocken. Ihnen und interessierten Betrieben soll dort im oft komplizierten Umgang mit Behörden geholfen werden.„Wir wollen die Fachkräfte mit unserer Bürokratie ja nicht wieder verjagen, sondern so gut es geht unterstützen“, sagt Madsen. Und weiter: „Über die Gewinnung hinaus werden wir uns auch damit beschäftigen, wie bereits vorhandenes Personal in Unternehmen im Kontext des Klimawandels qualifiziert werden kann. Es wird Berufsbilder geben, die sich im Rahmen des ökologischen Wandelns anpassen müssen, damit sie weiter bestand haben können – damit die Beschäftigten in diesen Berufsgruppen uns nicht verloren gehen, wird es eine gut durchdachte Fort- und Weiterbildungsstrategie geben müssen.“

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