Weitgehend unbeeindruckt von Handelskonflikten, Brexit oder eingetrübten Konjunktur-Prognosen verkaufen sich Maschinen und Anlagen aus dem echten Norden scheinbar besser denn je. Bereits 2017 erzielten die Betriebe aus Schleswig-Holstein einen Umsatz von 5,4 Milliarden Euro – Tendenz steigend. Unter den 20 wichtigsten Auslandsmärkten liegen derzeit allein Großbritannien und die Türkei im Minus. In den übrigen Ländern florieren die Geschäfte, vor allem in China Russland, Mexiko, Korea und Japan, aber auch in den meisten europäischen Ländern.
Dank der guten Auftragslage hat etwa der in Neumünster ansässige Maschinenbauer „oerlikon neumag“, Produzent von Anlagen zur Herstellung von Textilfasern und Teppichgarnen, seinen Personalbestand in den letzten zwei Jahren um rund 100 auf aktuell 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hochgefahren. „Und wir erwägen bereits für dieses Jahr weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung“, sagt Geschäftsführer Matthias Pilz, ohne bereits Einzelheiten nennen zu wollen.
Um dieses Ziel dauerhaft zu erreichen, sieht Klaus zusammen mit Pilz und Branchenkollegen wie Norbert Basler (Basler AG Ahrensburg), Frank Starke (Caterpillar, Kiel) oder Jürgen Holdhof (EDUR Pumpen, Kiel) eine große Chance im Feld der Künstlichen Intelligenz (KI).
Wirtschaftsminister Buchholz sagte dazu am Rande des heutigen Treffens (Audio starten – „im Browser anhören“)
„Mit dem VDMA und seinem Know-how müssen wir dringend die Chancen nutzen, die künstliche Intelligenz in der Produktion bietet und damit eine führende Rolle in Deutschland besetzen“, sagt Buchholz. Als Beispiel nannte er die Kieler EDUR-Pumpenfabrik, die zusammen mit anderen Pumpenherstellern eine intelligente Plattform installiert habe, mit der Kunden nicht nur bedient werden, sondern über die auch künftige Anforderungen und Serviceleistungen von Kunden vorausgesagt werden sollen.
Weitere VDMA-Stimmen zum Thema Künstliche Intelligenz:
„Wir brauchen jetzt Tempo und einen innovativen politischen Rahmen“, fordert Norbert Basler, Aufsichtsratsvorsitzender der Basler AG, dem Spezialisten für Industriekameras in Ahrensburg. „Die neuen Anwendungsfelder für unsere Technik wachsen exponentiell und wir können aus den vielen Daten ganz neue Lösungen und Geschäftsideen generieren. Dazu ist aber eine gemeinsame und abgestimmte Entwicklung notwendig, die nicht durch enge Vorschriften vorschnell abgebremst wird. Es gilt einen Flickenteppich in der Digital- und Datenpolitik zu vermeiden.“
Joachim Klaus, Geschäftsführer der LESER GmbH in Hohenwestedt stellt Sicherheitsventile für viele Branchen weltweit her. „Wir erwarten, dass KI in Zukunft eine zunehmende Rolle spielen wird und beispielsweise selbstlernende Maschinen zu einer effizienteren Produktion und damit zu mehr Wettbewerbsfähigkeit beitragen“.
Matthias Pilz, Standortleiter bei Oerlikon Neumag in Neumünster sieht die Digitalisierung der Arbeitswelt als wichtigen Baustein bei der Umsetzung neuer Geschäftsideen. „Die neue Arbeitswelt mit KI (er-)fordert den Menschen. Wir müssen unsere Mitarbeiter beim lebenslangen Lernen unterstützen und sie frühzeitig in unsere Überlegungen mit einbeziehen. Dazu gilt es gemeinsam mit der Politik jetzt einen Masterplan für Aus- und Weiterbildung zu erstellen,“ erläutert Pilz. „Auch in unserem Unternehmen nutzen wir die neuen Möglichkeiten, um den Vorsprung im globalen Wettbewerb auszubauen. Wir brauchen aber den richtigen Nachwuchs mit dem Know-how im Software und Hardware-Umfeld“.
Jürgen Holdhof, Geschäftsführer EDUR-Pumpenfabrik Kiel: „Wir müssen die Chancen für unsere Industrie jetzt nutzen und unsere Führungsrolle in unserer Branche verteidigen. Wir haben jetzt zusammen mit anderen Pumpenherstellern eine intelligente Plattform installiert, mit der wir neue Kunden mit Systemlösungen bedienen können und die Kundenanforderungen und Serviceleistungen in Zukunft mit KI voraussagen möchten.“
VDMA-Geschäftsführer Jörg Mutschler ist zufrieden: „KI ist eine Schlüsseltechnologie, um unseren Vorsprung in der industriellen Produktion ausbauen zu können. Im Industrieland Deutschland und hier in Schleswig- Holstein wird eine erfolgreiche Umsetzung der KI-Strategie wesentlich über den Maschinenbau führen. Der heutige Tag hat gezeigt, wie wichtig der Informationsaustausch und die konstruktive Diskussion zwischen Politik und Wirtschaft für den Standort ist. Wir danken Minister Buchholz für sein großes Engagement“.
Und so berichten die „Kieler Nachrichten“