Buchholz: Neue IfW-Analyse stützt Industrie- und Ansiedlungspolitik der Landesregierungt

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Das IfW in Kiel veröffentlicht morgen eine Studie zur Standortpolitik in Schleswig-Holstein 
Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) sieht sich angesichts einer Analyse  des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in seinem Kurs bestätigt, die Industriepolitik des Landes neu zu justieren und die StartUp-Szene noch stärker zu beleben. Nach einer Expertise der beiden IfW-Wissenschaftler Klaus Schrader und Claus-Friedrich Laaser weist die schleswig-holsteinische Wirtschaft nämlich Strukturschwächen auf, durch die das Land in Bundesländervergleichen nur auf den hinteren Plätzen landet. Dazu zählt, dass in den letzten knapp 20 Jahren gut bezahlte Stellen etwa im Verarbeitenden Gewerbe wegfielen und neue Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich vor allem im Niedriglohnsektor entstanden. Die Arbeitnehmerentgelte sind die niedrigsten aller westdeutschen Bundesländer inklusive Berlin und haben sich in den letzten Jahren sogar noch weiter vom Bundesdurchschnitt entfernt.

Ihre Analyse  „Schleswig-Holsteins Wirtschaft in Zeiten des Aufschwungs – eine Bestandsaufnahme“ veröffentlichen die beiden Autoren morgen in der Schriftenreihe „Kieler Beiträge zur Wirtschaftspolitik“

Schrader
Schrader

Laaser
Laaser
Die Autoren stellen darin fest, dass sich Schleswig-Holsteins Wirtschaft im Aufschwung der letzten Jahre zwar durchaus gut entwickelt habe. Im Nachkrisenzeitraum 2010 bis 2018 wuchs die Wirtschaft um 1,7 Prozent pro Jahr, die Arbeitslosigkeit erreichte 2018 mit 5,5 Prozent den niedrigsten Stand seit der deutschen Einheit und die Exportquote, also der Anteil der Exporte am Bruttoinlandsprodukt, stieg von 12 Prozent im Jahr 1995 auf 22 Prozent im Jahr 2018. Während Schleswig-Holstein damit bei Wachstum und Arbeitslosigkeit nur leicht hinter dem Bundesdurchschnitt zurückblieb, stieg die Exportquote im Bund sogar auf 39 Prozent.

Buchholz sagte dazu – Audio starten („im Browser anhören“)

Aus Sicht von Schrader und Laaser ist es bedenklich, dass per Saldo auch in den Aufschwung-Jahren sehr produktive und gut bezahlte Jobs in der Industrie und in unternehmensnahen Dienstleistungsbereichen verloren gingen. Das auch in Schleswig-Holstein überdurchschnittlich produktive Verarbeitende Gewerbe hat nur noch einen Anteil von 12 Prozent an der Erwerbstätigkeit und etwa 15 Prozent an der Bruttowertschöpfung des Landes. Dienstleistungsbereiche mit geringer Produktivität und schlechter Entlohnung, zu denen etwa auch tourismusnahe Bereiche gehören, dominieren die schleswig-holsteinischen Beschäftigungsstrukturen.

Hinzu kommt eine höhere Teilzeitquote als auf Bundesebene. Sie wuchs von 18 Prozent in den frühen 2000er Jahren auf nunmehr 31 Prozent an der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Daher bezieht ein größerer Anteil der Beschäftigten nur ein relativ geringes Einkommen aus ihrer Arbeit und kann damit den Lebensunterhalt nicht vollständig bestreiten.

So berichtet der NDR 

„Die ungünstige sektorale Struktur der Beschäftigung mit einem relativ hohen Gewicht von Niedriglohnbranchen und das Defizit bei Vollzeitstellen führen dazu, dass die schleswig-holsteinischen Arbeitnehmerentgelte im Bundesländervergleich einen hinteren Platz einnehmen – nur die ostdeutschen Bundesländer stehen schlechter da“, so Schrader.

Damit erklärt sich auch, warum Schleswig-Holstein beim Pro-Kopf-Einkommen dem Bundesdurchschnitt hinterherhinkt und der Abstand in den letzten Jahren sogar weiter zugenommen hat. Schon zu Beginn der 2000er Jahre lag das Pro-Kopf-Einkommen nur bei etwas mehr als 89 Prozent des Bundesdurchschnitts. Bis zum Jahr 2018 schrumpfte es auf nur noch 82 Prozent. Am höchsten ist das Pro-Kopf-Einkommen in Hamburg, dort liegt es mit 160 Prozent des Bundesdurchschnitts praktisch doppelt so hoch wie in Schleswig-Holstein. „Die schwache industrielle Basis und vergleichsweise wenige gut bezahlte Dienstleistungsjobs reichen nicht aus, um in der Einkommenshierarchie der Bundesländer wieder nach oben zu klettern“, sagt Schrader.

Tabelle

„Die Analyse wirft Fragen für die Standortpolitik des Landes auf. Die Zahl der Startups und der internationalen Patentanmeldungen ist in Schleswig-Holstein vergleichsweise niedrig, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind unterdurchschnittlich, es gibt weniger Innovationen und der Anteil hochqualifizierten Personals in Industrie und unternehmensnahen Dienstleistungen ist deutlich niedriger als in anderen Bundesländern. An diesen Schwächen müssen entsprechende Initiativen ansetzen, um die Zahl attraktiver Arbeitsplätze im Land zu steigern und damit auch Anreize für den Verbleib gut ausgebildeter Fachkräfte und Akademiker in Schleswig-Holstein zu schaffen. Antworten auf die Frage, was andere Bundesländer besser machen, könnten bei einer Neuausrichtung der Standortpolitik hilfreich sein. Der Standort Schleswig-Holstein sollte auch stärker Synergien mit dem Nachbarn Hamburg entwickeln, die über den unmittelbaren Hamburger Rand hinausgehen.“

Buchholz erinnerte vor diesem Hintergrund daran, dass die jüngst vorgelegte OECD-Studie für die Metropolregion Hamburg (MRH) zu dem Ergebnis komme, dass die ganze MRH im Vergleich zu anderen Metropolregionen in Deutschland (und Europa) beim Thema Innovation recht weit zurück liege. „Darum sind die Anstrengungen der Landespolitik darauf gerichtet, beim Thema Innovation insgesamt aufzuholen“, so der Minister.

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