Nach Aus für Wilhelmshaven sieht Buchholz für LNG-Importterminal noch größere Chancen

Nach dem Rückschlag für ein LNG-Terminal in Wilhelmshaven (Niedersachsen) hält Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) die Realisierung des angestrebten LNG-Terminals in Brunsbüttel für «noch wahrscheinlicher». «So wird klar, dass eine Alleinstellung von Brunsbüttel da ist», sagte der FDP-Politiker am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. «Ich habe keine Anzeichen dafür, dass German LNG an seinen Planungen für den Importterminal in Brunsbüttel nicht festhalten will.» Er gehe davon aus, «dass wir sehr bald mit den Antragsunterlagen dann ins Planfeststellungsverfahren eintreten und dieses LNG-Importterminal nach Schleswig-Holstein kommt». Zugleich erinnerte Buchholz auch daran, dass die Planungen für ein LNG-Terminal im niedersächsischen Stade unterdessen weiterlaufen.

Das jahrelang geplante Terminal in Wilhelmshaven für den Import von Flüssigerdgas aus Ländern wie den USA oder Katar erlitt einen schweren Dämpfer. Der Energieriese Uniper stellte heute das Großprojekt in Wilhelmshaven in der bisherigen Form zur Disposition. Es gebe zu wenig konkretes Interesse von Partnern, Einfuhrkapazitäten fest zu reservieren, erklärte der Düsseldorfer Konzern. Man prüfe nun eine geringere Dimension des Terminals, das zunächst bis zu zehn Milliarden Kubikmeter pro Jahr aufnehmen sollte. Auch als Importhafen für Wasserstoff komme Wilhelmshaven noch in Betracht.

Buchholz sagte im Gespräch mit Journalisten weiter (Audio starten)

Verflüssigtes Erdgas (LNG) gilt als möglicher «Brückenträger» in der Energiewende, es gibt jedoch auch Kritik an seinem Einsatz – auch innerhalb der Jamaika-Koaltion von CDU, Grünen und FDP in Schleswig-Holstein. Ein Landesparteitag der Grünen hatte sich am Samstag gegen das Großvorhaben in Brunsbüttel ausgesprochen. Sie wollen demnach neue Gespräche mit den Koalitionspartnern suchen. Die Grünen begründeten ihren Vorstoß mit wichtigen neuen Erkenntnissen über klimaschädliche Wirkungen. Der Parteitag setzte sich ausdrücklich auch dafür ein, das Projekt nicht länger mit Landesmitteln zu unterstützen. Wirtschaftsminister Buchholz hatte dem bereits Anfang der Woche eine klare Absage erteilt und auf den bestehenden und in dieser Frage «eindeutig formulierten Koalitionsvertrag» hingewiesen.

«Wir halten nach wie vor ein Importterminal für LNG für Deutschland wichtig – auch um uns unabhängiger von unterschiedlichen Energiemärkten zu machen», sagte Buchholz der Deutschen-Presse-Agentur. Er sei nach wie vor der Auffassung, dass es auch einen Markt für zwei verschiedene LNG-Terminals in Deutschland als Importterminals gegeben hätte. Diese Importterminals könnten später einmal gegebenenfalls auch für den Import von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien dienen. «Insoweit ist das eine Investition in eine auch erneuerbare Zukunft, wenn man über die Brückentechnologie LNG hier Importstrukturen für Deutschland schafft», sagte Buchholz.

Vor allem Katar fördert LNG, die USA wollen den Rohstoff ebenfalls in großem Maßstab nach Europa exportieren und sind strikt gegen den Weiterbau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte wiederholt die Bedeutung des Themas hervorgehoben. Am Freitag erklärte sein Haus in Berlin nur, es gehe im Fall Uniper um eine unternehmerische Entscheidung, die man nicht kommentiere. Allgemein hieß es: «Der marktwirtschaftliche Ausbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland ist ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung.» Das Ressort verwies zudem auf alternative Standorte. Um ein Import-Terminal bemühen sich auch Stade sowie in kleinerer Dimension Rostock.

LNG kann als Treibstoff für Schiffe und schwere Lkw dienen. Es ist aber vor allem ein industrieller Energieträger und lässt sich auch ins Gasnetz einspeisen. «Viele Unternehmen wollen sich derzeit nicht langfristig vertraglich binden», sagte Oliver Giese von Uniper. Das Vorhaben müsse «wirtschaftlich berechenbar» sein. Wilhelmshaven biete den einzigen deutschen Tiefwasserhafen und eine optimale Infrastruktur für LNG-Tanker – so hatte Uniper für das Projekt geworben. Uniper will in Wilhelmshaven jetzt umplanen. «Wir haben das Terminal ausdrücklich nicht beerdigt», hieß es. Langfristig sei dort auch der Import von Wasserstoff eine Option.

Die Deutsche Umwelthilfe bezeichnete die Ankündigung von Uniper als einen «Erfolg für Umweltschutz und Klima». Über Wilhelmshaven hätte schädliches Fracking-Gas nach Deutschland transportiert werden sollen, kritisierte sie – und forderte die Betreiber der geplanten LNG-Standorte in Brunsbüttel und Stade auf, ebenfalls abzusagen.

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