
Auch wenn der Knoten noch nicht durchschlagen ist – eine große Lösung für den geplanten «Trave-Campus» in der Trägerschaft der Handwerkskammer Lübeck ist seit heute ein kleines Stück näher gerückt. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger persönlich machte sich auf Einladung von Wirtschaftsminister Bernd Buchholz am Abend nach der Kultusministerkonferenz ein Bild von den Plänen. Ihr Fazit nach dem zweistündigen Treffen in der Lübecker Fischergrube: Eine Verwirklichung der Lehrlings-Ausbildungsstätte in der bisher geplanten Form eines interdisziplinären Campus sei sinnvoll und wünschenswert. Nun wollen Fachleute aus dem Bundesministerium zusammen mit dem Land und der Kammer bis zum Sommer einen «kreativen Lösungsvorschlag» erarbeiten.

Das Problem: Der seit 2017 in Planung befindliche Neubau kostet anstelle der ursprünglich veranschlagten 91 Millionen Euro aufgrund von Preissteigerungen inzwischen doppelt so viel. Eine Summe, die die Handwerkskammer Lübeck trotz Zuschüssen vom Land finanziell überfordert. Ziel war bislang, in dem geplanten Neubau – für den bereits ein Fünf-Hektar-Areal erworben wurde – drei Einrichtungen unter einem Dach zu vereinen: die Berufsbildungsstätte Travemünde, sechs Landesberufsschulen in Trägerschaft der Handwerkskammer Lübeck (Augenoptiker, Bootsbauer, Glaser, KFZ-Mechatroniker Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik, Orthopädieschuhmacher / Maßschuhmacher, Segelmacher) und das Fortbildungszentrum der Handwerkskammer. Der Campus soll Wohn- und Lernort für rund 700 junge Menschen sein.
Hier ein Ausschnitt aus den heutigen Presse-Statements von Stark-Watzinger, Buchholz und Handwerkskammer-Präsident Stamer:
Stark-Watzinger erinnerte bei ihrem Besuch daran, dass es das Ziel der neuen Bundesregierung sei, die berufliche und akademische Ausbildung gleich zu behandeln. Der Bund plane deshalb auch eine Exzellenz-Initiative für das Handwerk. Der Trave-Campus sei dabei ein „Leuchtturm-Projekt“, sagte sie.
Nach den Worten von Buchholz – seit einem Jahr für die berufsbildenden Schulen im Land zuständig – seien verschiedene Lösungsansätze diskutiert worden. Eine Variante: Der Trave-Campus wird nicht von der Handwerkskammer gebaut, sondern von einem privaten Investor. Bund, Land und Handwerkskammer mieten den Campus. «Dabei», so Buchholz, «darf das Ganze aber nicht teurer werden». Zweite Variante: Es werden einzelne Berufe aus dem Trave-Campus heraus genommen und anders organisiert. So könnte eine maritime Ausbildungsstätte auf dem Priwall in Travemünde entstehen. Die Seemannsschule, an der Schiffsmechaniker ausgebildet werden, ist dort bereits angesiedelt. Die Bootsbauer aus der Handwerkskammer könnten dort ebenfalls dort unterrichtet werden.

Eine «Task-Force» im Bundesministerium soll das gesamte Projekt Trave-Campus jetzt unter die Lupe nehmen und spätestens im September ein Ergebnis präsentieren. Handwerkskammer-Präsident Ralf Stamer zeigte sich begeistert: «Wir bedürfen der Hilfe von Land und Bund und nach dem heutigen Treffen habe ich das Gefühl, dass wir auf einem guten Weg sind.»