Madsen: Ohne mehr Angebot und Personal ist eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets sinnlos

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsenkann sich eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets für den ÖPNV nur dann vorstellen, wenn der Bund zuvor massiv in eine Angebotsausweitung und in Personal investiert. Schon jetzt bringe der Ansturm auf das Billig-Ticket das System auch in Schleswig-Holstein an manchen Tagen auf bestimmten Strecken an seine Grenzen, sagte Madsen heute früh im „Deutschlandfunk“. Das 9-Euro-Ticket war zum 1. Juni von Bundesverkehhrsminister Volker Wissing (FDP) als Zusatz-Angebot zum Tank-Rabatt von Wissings Parteifreund Christian Lindner eingeführt worden.

Die bisherige Bilanz des Ticket-Angebots sieht Madsen eher skeptisch: „Es war ja als Entlastung und Schnupper-Angebot für Millionen von Berufspendlern angedacht, fällt aber nun genau in die Ferienzeit und ist damit eher zu einem Freizeit-Ticket geworden“, so der Minister. Zudem wundere ihn, dass Bundesminister Wissing das Ticket zwar als „fulminanten Erfolg“ bezeichne, es dann aber auf keinen Fall verlängern wolle. Der Bund lässt sich das Drei-Monats-Angebot 2,5 Milliarden Euro kosten – im Fall einer Verlängerung bis zum Jahresende – wie von der Links-Fraktion im Bundestag gefordert – wären das 10 Milliarden Euro.

Madsen sagte im Deutschlandfunk zu dem Thema heute früh außerdem – Audio starten, Pfeil klickten…

In Schleswig-Holstein wurden bisher rund 330.000 Neun-Euro-Tickets im NAH.SH-Gebiet verkauft. Hinzu kommen die Verkäufe der DB.

Wichtig sei jetzt nach den Worten von Madsen – und zwar möglichst noch für dieses Jahr, spätesten jedoch Anfang 2023 – eine substanzielle Erhöhung der so genannten Regionalisierungsmittel des Bundes. „Andernfalls müssten die Tarife des ÖPNV gegenüber der Zeit vor dem Billig-Angebot deutlich erhöht werden. In einigen Ländern würde dies zu Abbestellungen von Verkehrsleistungen führen und das politische Ziel einer Verdoppelung der Fahrgäste im ÖPNV bis 2030 unmöglich machen.

Rückendeckung von Madsen bekommt Wissing in der Frage eines bundesweit einheitlichen Tarifmodells: „Wenn wir die Menschen aus dem Auto auf die Schiene oder in Busse bekommen wollen, dann muss es einfacher werden“, sagt Madsen. Es würde beispielsweise schon ausreichen, wenn man mit der NAH.SH-App in jedem Verkehrsverbund erkannt werde und dort das Ticket mit dem eigenen Nutzerkonto kaufen könnte. Damit sei die NAH.SH bereits beschäftigt.

Mit Blick auf Wissings Vorstoß machte Madsen auch deutlich: „Hinsichtlich schlanker Strukturen sind wir anderen Ländern um 20 Jahre voraus: „Das, was wir in Schleswig-Holstein haben, nämlich einen Landestarif, gab es so vorher nirgendwo anders. “ Viele Bundesländer hätten das inzwischen kopiert. In Baden-Württemberg hingenen gibt es weiterhin 22 Verkehrsverbünde.

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