NAH.SH: 9-Euro-Ticket war ein Renner – aber der Ausbau darf nicht auf’s Abstellgleis geraten

Mit dem 9-Euro-Ticket im Regionalexpress zwischen Westerland und Niebüll unterwegs: Minister Madsen (2.v.l.) mit DB-Vertretern und Achim Bonnichsen von der Sylter Pendler-Initiative

Das 9-Euro-Ticket hat sich auch in Schleswig-Holstein zum Nachfrage-Renner entwickelt. Nach Angaben der NAH.SH wurden in drei Monaten 700.000 Exemplare verkauft. Noch ist kein Anschluss-Angebot in Sicht. Für Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen ist aber klar: Nun gelte es, den Schwung für ein bundeseinheitliches Nachfolgeticket zu nutzen – allerdings nicht zu Lasten der Länder und dem dringend nötigen Ausbau von Angebot und Infrastruktur. Die Ausstattung der Länder mit auskömmlichen Bundesmitteln zur Finanzierung des ÖPNV-Angebots auf der Schiene – eine reine Bundesaufgabe – sei daher unerlässlich. Das hatten vergangene Woche auch die Verkehrsminister der Länder beschlossen.

Laut ersten Analysen der NAH.SH hat das 9-Euro-Ticket dem Nahverkehrsverbund einen Fahrgastzuwachs von bis zu 20 Prozent beschert. Zu den 700.000 verkauften Billig-Tickets kämen noch rund 100 000 Abonnenten, Jobticket-Kunden und Studierende mit Semesterticket, die das Angebot ebenfalls genutzt hätten. In der Nacht zu Donnerstag läuft das 9-Euro-Ticket aus.

«Wir haben das 9-Euro-Ticket als landesweites Experiment verstanden und selbst evaluiert», sagt NAH.SH-Geschäftsführer Arne Beck. Die Befragungen hätten unter anderem gezeigt, dass den Fahrgästen neben dem günstigen Preis insbesondere die einfache und flexible Nutzung des 9-Euro-Tickets gefallen hätten. Ein Anschlussticket mit ähnlichen Vorteilen wie die Einfachheit und Flexibilität sowie einem Preisvorteil wäre für viele Fahrgäste wünschenswert. «Wir sollten den Schwung, den das 9-Euro-Ticket dem Nahverkehr gebracht hat, als große Chance verstehen und mitnehmen», sagte Beck.

Die Befragungen hätten aber auch gezeigt, dass Infrastruktur und Angebot ausgebaut werden müssten, so Beck. So hätten Nutzer unter anderem fehlende Verlässlichkeit, Ausfälle, Verspätungen und Überfüllungen der Bahnen kritisiert. «Das zeigt, dass die Mobilitätswende nicht allein mit einem günstigen Ticket geschafft werden kann.» Für mehr Angebot bedürfe es einer deutlichen Erhöhung der Finanzmittel durch den Bund – den so genannten Regionalisierungsmitteln.

Einer der wichtigsten Pluspunkte des 9-Euro-Tickets war nach den Worten von Verkehrsminister Madsen, dass das Angebot den ÖPNV als Alternative zum Auto in den Fokus der öffentlichen Debatte gerückt habe. Angesichts des ungünstigen Start-Zeitpunkts vor den Sommerferien sei es aus seiner Sicht aber vor allem ein Urlaubs-Ticket geworden und habe auch die Grenzen und Schwachstellen des Bahn-Systems schonungslos offengelegt. Dennoch stehe für ihn außer Frage, dass man das Momentum der Begeisterung für den ÖPNV nun unbedingt nutzen sollte, um ein Nachfolgeangebot aufzulegen.

Madsen sagte weiter – Audio starten, Pfeil klicken…

Die vom Bund ins Spiel gebrachte Variante eines 49-Euro-Tickets mit 50-prozentiger Beteiligung der Länder sieht er mit Blick auf den ohnehin schon unterfinanzierten Landesverkehrsplan (LNVP) kritisch. «Nach ersten Berechnungen würde uns das Zusatzkosten von jährlich mindestens 40 Millionen Euro aufbürden», sagt Madsen. Schon jetzt fehle zum Ausbau und zur Modernisierung des ÖPNV in Schleswig-Holstein knapp eine Milliarde Euro.

Ein Gedanke zu „NAH.SH: 9-Euro-Ticket war ein Renner – aber der Ausbau darf nicht auf’s Abstellgleis geraten“

  1. Es ist wohl sinnvoll, zu wissen, dass Herr Bonnichsen zu den Verursachern der Bahnprobleme gehört, weil er wie seine Kollegen Autozüge zum Pendeln benutzt.
    Die drei Finger, die auf den zeigen, der auf sein Gegenüber deutet.
    Diesem Raubbau wird auch eine zweigleisige Strecke nicht gewachsen sein.

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