Lettischer Präsident liebt Autobahnen und will mehr Kooperation mit dem echten Norden

Hoher Besuch beim ersten deutsch-lettischen Hafentag in Lübeck: Neben den Chefs der wichtigsten Häfen der baltischen Hanse-Nation war auch Lettlands Präsident Eglis Levits an die Trave gereist. Neben einem Blick auf die Handelsbeziehungen lobte das Staatsoberhaupt die deutschen Autobahnen – und schmunzelte über das Begrüßungsschild „Willkommen im echten Norden“

Lettlands Präsident Levits scherzt mit Minister Madsen über den „echten Norden“

Die politische Kernbotschaft von Levits an Verkehrsminister Madsen und die rund 100 Vertreter von Hafenwirtschaft und Logistik: Lettland und Norddeutschland haben durch die Hanse seit Jahrhunderten gemeinsame Wurzeln, eine gemeinsame Handelskultur – und somit einen sehr fruchtbaren Boden für den Ausbau weiterer Geschäftsbeziehungen. Dabei spielt Deutschland aus lettischer Sicht schon seit Jahrzehnten eine herausragende Rolle – als drittgrößter Handelspartner noch vor den USA, China und Schweden, wie Levits sagte. Umgekehrt hinterlässt Lettland in der Deutschen Außenhandelsbilanz bisher kaum Spuren. Die 1918 gegründete und 1991 wiedererrichtete Republik macht gerade einmal 0,15 Prozent der deutschen Importe aus. Und genau das soll sich durch einen Ausbau der Beziehungen ändern, waren sich alle Podiumsteilnehmer des Hafentags einig. «Ich gehe fest davon aus, dass die Bedeutung Lettlands – ebenso wie die der anderen baltischen Staaten – gerade in der jetzigen weltpolitischen Lage weiter ansteigen wird», sagte Madsen.

Am Rande des offiziellen Programms spielten in den Gesprächen im Lübecker Hotel Atlantic auch die Ostsee-Nationalpark-Pläne Schleswig-Holsteins eine Rolle. Mit Blick auf den schlechten ökologischen Zustand der Ostsee bezeichnete Madsen die Pläne seines Kabinettskollegen Tobias Goldschmidt als gut nachvollziehbar. «Ich begrüße aber auch, dass die Schifffahrt dabei kaum Einschränkungen erfahren wird, denn wir sehen, dass Ökologie und Ökonomie hier gut zusammengehen können», sagte Madsen.

Die Umweltbilanz der Schifffahrt habe zudem trotz eines wirtschaftlich schweren Umfelds in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die politische Fokussierung auf die ökologischen Auswirkungen der Verkehre führe zu einer kritischeren Betrachtung auch der Schifffahrt. Madsen: «Die EU macht mit der Aufnahme der Schifffahrt in den Emissionshandel, der Verpflichtung an die Schifffahrt zur massiven Senkung der Emissionen und der Verpflichtung der Häfen zur Landstromversorgung aktuell große Schritte.»

Als Beispiele nannte er Technologien für den sauberen Betrieb der Schiffe während der Fahrt wie etwa den Einsatz schwefelarmer oder -freier Kraftstoffe, den Einsatz von Scrubbern sowie der Reduzierung der Reisegeschwindigkeit oder die flächendeckende Ausrüstung von Terminals mit Landstromanschlüssen.  «Hinzu kommt die Bereitschaft der Reeder, ihre Schiffe entsprechend aus- oder umzurüsten, ebenso wie das Anbieten der elektrischen Energie zu attraktiven Konditionen», sagte Madsen. Der ökologische Fußabdruck der Schiffe in den Hafenstädten könne so auch noch weiter reduziert und die Akzeptanz erhöht werden.

Skandikai in Lübeck

Mit Blick auf die Hafenstadt erinnerte Madsen an die Planung, bis 2027 fünf Terminals am Skandinavienkai mit einer modernen Landstrominfrastruktur auszurüsten. Der Lehmann-, der Seeland- und der Schlutupkai sollen bis 2030 folgen. «Hiermit wäre eine Landstromabdeckung von bis zu 70 Prozent der anlaufenden Schiffe möglich. Das Investitionsvolumen werde bei mindestens 20 Millionen Euro liegen», rechnete Madsen vor.

Die in diesem Jahr voraussichtlich fertiggestellte Anlage am Skandinavienkai werde bereits Investitionen von rund 3,8 Millionen Euro auslösen. Die geplante Förderung betrage 2,66 Millionen – «und dem steht aus meiner Sicht nichts mehr entgegen», so der Minister. Unerwartetes Lob erhielt Madsen von Lettlands Präsident Levits aber für einen weitaus weniger maritimen Verkehrszweig: Er sei «begeistert von den schönen Autobahnen hier», schwärmte das Staatsoberhaupt und bekannte: «Davon hätte ich auch gern mehr in meinem Land». Verwundert habe ihn bei der Einreise nach Schleswig-Holstein nur das Autobahn-Begrüßungsschild „Willkommen im echten Norden“. Das sei für jemanden aus den baltischen Staaten schon eine ungewöhnliche Begrüßung, scherzte er. Madsen, selbst gebürtiger Däne, pflichtete ihm bei, machte aber auch klar: «Daran kann man sich auch als nördlicher Nachbar schnell gewöhnen.»

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