Geplante Giga-Fabrik in Heide nimmt riesige Hürde – Jubel in Bund und Land

Riesenschritt für eine Riesen-Ansiedlung: Der schwedische Konzern Northvolt hat wichtige Weichen zum Bau einer Batteriefabrik in Heide gestellt. Tausende neue Arbeitsplätze sollen mit Milliardeninvestitionen entstehen. Das letzte Wort hat die EU.

Ministerpräsident Daniel Günther (rechts) verkündet die guten Nachrichten am Rande der Landtagssitzung

Ministerpräsident Daniel Günther sprach bei strahlendem Sonnenschein neben dem Landeshaus von einem Durchbruch für das größte Industrievorhaben in Schleswig-Holstein seit Jahrzehnten: Mit Unterstützung von Bund und Land treibe der schwedische Konzern Northvolt den Bau einer großen Batteriezellfabrik für Elektroautos in Heide (Kreis Dithmarschen) zügig voran. Die Förderung stehe allerdings noch unter Vorbehalt der Genehmigung durch die EU-Kommission, sagte Günther. «Gleichwohl ist der heutige Tag für uns ein bedeutender Schritt hin zu dem Ziel, erstes klimaneutrales Industrieland 2040 zu werden», so der Ministerpräsident.

Entsprechend groß auch die Freude bei Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen: «Wir stehen vor der einmaligen Chance, bei uns die grünsten Batterien der Welt zu produzieren.» Weiter sagte er – Audio starten, Pfeil klicken…

Im Fall von Northvolt werde die Förderung eine milliardenschwere private Investition freisetzen, die 3000 direkte Arbeitsplätze in Heide und Tausende weitere in der umliegenden Industrie und im Dienstleistungssektor schaffen wird», sagte Madsen. Ziel sei, dass 2026 die ersten Batteriezellen die Fabrik verlassen.

Das jährliche Produktionsvolumen nach Hochlauf der Fabrik soll 60 Gigawattstunden betragen und rund eine Million Elektrofahrzeuge mit Batteriezellen aus deutscher Produktion versorgen. «Wir sind dankbar für alle Bemühungen, die bisher von der Bundesregierung, der schleswig-holsteinischen Landesregierung, der EU-Kommission und lokal in Dithmarschen unternommen wurden», sagte Northvolt-Chef Peter Carlsson. «Mit diesem Engagement der Bundesregierung im Rücken hat Northvolt beschlossen, die nächsten Schritte für den Ausbau in Heide zu gehen.»

Carlsson hatte noch vor einiger Zeit signalisiert, der Bau in Heide könnte sich verzögern. Als Gründe nannte er die vergleichsweise hohen Strompreise in Deutschland und höhere Subventionen in den USA. Deshalb könnte sich das Unternehmen zunächst dort ansiedeln. Als Investitionsvolumen für Heide waren bis zu 4,5 Milliarden Euro genannt worden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur prüft Northvolt nun, zwei Bauprojekte in Angriff zu nehmen. Zur Auswahl stehen neben Heide Standorte in den USA und Kanada.

Northvolt will die Vorbereitungen für den Bau in Schleswig-Holstein vorantreiben und die endgültige Baugenehmigung einholen. Alle Beteiligten streben an, diese Voraussetzungen in diesem Jahr zu erfüllen, damit die Bauarbeiten beginnen können. Northvolt hatte Standortvorteile der Westküste betont. Dort wird an Land und auf dem Meer viel Windstrom erzeugt – den die Fabrik in großen Mengen benötigt.

Wie Ministerpräsident Günther erläuterte, werde für das Vorhaben eine Förderung auf Basis des «Temporary Crisis and Transition Framework» (TCTF) vorbereitet. Dies ist der beihilferechtliche Rahmen, den die EU-Staaten bei der Ausgestaltung ihrer Fördermaßnahmen nutzen können. Sollte die EU-Kommission die Finanzierung genehmigen, wird der TCTF erstmals in Deutschland angewandt. Bundesregierung und EU-Kommission seien in ersten konstruktiven Gesprächen, hieß es.

Es sei großartig, dass die EU mit dem TCTF den Weg für die Ansiedlung eröffnet und in kürzester Zeit eine Antwort auf neue US-Subventionen gegeben habe, sagte Günther. Er rechnet in etwa einem halben Jahr mit der endgültigen Entscheidung. Zur Höhe des Fördervolumens lasse sich noch keine Aussage treffen. «Wir müssen abwarten, was auf europäischer Ebene entschieden wird.» Die schwarz-grüne Landesregierung habe im Haushalt einen Landesteil von 50 Millionen Euro bereitgestellt.

Deutschland könne sich auf eines der wichtigsten Leuchtturmprojekte der Energie- und Verkehrswende freuen, kommentierte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. «Mit dem neuen TCTF hat die EU-Kommission einen klaren Weg zur Sicherung wichtiger industrieller Investitionen in Europa in grüne Schlüsseltechnologien eröffnet.» Günther dankte den Gemeindevertretern vor Ort und der Bundesregierung für deren Unterstützung, insbesondere Habeck. «Ohne sein beherztes Handeln auch innerhalb der Bundesregierung wäre es nicht möglich gewesen.»

Sowohl Günther als auch Madsen zeigten sich angesichts des Durchbruchs optimistisch über eine Beschleunigung der Autobahn 23 geäußert. Er prophezeie, dass die Trasse nun doch in die Liste von Projekten mit schnellerer Planung aufgenommen werde, sagte Günther. Sie sei ohnehin das einzige herausragende Projekt, das darin bislang fehle. «Ich bin sehr zuversichtlich.»

Die Nicht-Berücksichtigung der A23 bei der schnelleren Planung von Autobahnen hatte im Norden für Unverständnis und Frust gesorgt. Die viel befahrene Autobahn soll zwischen Tornesch und Eidelstedt auf sechs Spuren erweitert werden. Die Bundesregierung hatte vergangene Woche zwar den Weg für einen schnelleren Um- oder Ausbau bestimmter Autobahnen frei gemacht – allerdings nicht für die A23.

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